Begegnung im Schatten
ein Arsenal von Werkzeugen herbei, bauten zunächst eine Art leichtes Gerüst um den Körper; denn er sollte weder stürzen noch allzu sehr erschüttert werden und sich während der Prozedur in der Vertikalen befinden.
Nach einigem Hin und Her, wo jeder versuchte, seine Fähigkeiten weitestgehend als minder geprägt einzuschätzen, wurde Markus Markowitsch das bessere handwerkliche Können zugesprochen, und er wurde bestimmt, die Werkzeuge für die primären Verrichtungen zu bedienen.
Als Erstes sollte mittels einer kleinen Bohrung in den Raum über der Flüssigkeit eingedrungen und der dortige Inhalt untersucht werden, wohlwissend um das Risiko, das das Bohren in sich barg. Wenn zum Beispiel ein Überdruck…
Als Markowitsch zögerte, befahl Hauser: „Los!“
Es hatte ein Überdruck geherrscht!
Man konnte das Eindringen des langsam tourenden Bohrers gut verfolgen. Milchigweiße Späne traten aus, was zunächst niemand beachtete. Alle starrten gespannt auf die sich einfressende Schneide. Als der Stahl vor den letzten Millimetern der etwa drei Zentimeter starken Wandung stand, schob Markowitsch so gut wie unmerklich nach.
Und dann schraken sie zusammen, als mit einem Zischen, das wie ein überlauter Seufzer klang, dem Kasten etwas entwich und Bohrspäne aus dem Loch gepustet wurden.
„Schnell!“, schrie Hauser.
Beim Zurückziehen klemmte der Bohrer. Dennoch schaffte es Markowitsch, noch ehe das Zischen gänzlich verröchelt war, seinen Daumen auf die Öffnung zu drücken. „Verdammt“, schimpfte er und fuchtelte mit der Maschine, dass man sie ihm abnähme.
Stephan Ramlundt hielt bereits die Vakuumflasche bereit. Ohne weitere nennenswerte Verluste wurde das Ausströmende aufgefangen und danach die Bohrung verklebt. „Anscheinend geruchlos“, stellte er fest.
„Uff!“ Erleichtert schob Markowitsch den Probenbehälter in das Analysegerät. „Nochmal Glück gehabt!“
Franziska Hauser-Lan hob den Kopf und sog hörbar die Luft ein. „Riecht ihr nichts?“, fragte sie beunruhigt.
Die drei Männer schnüffelten in alle Richtungen.
Dr. Hauser schüttelte den Kopf.
Stephan Ramlundt äußerte dann: „Ein bisschen wie, wie Gummilösung?“
Franziska Hauser-Lan hielt die Nase dicht an die Bohrung, ging langsam dem Quader entlang in die Knie und senkte schließlich den Kopf tief zum Fußboden.
Trotz aller nervöser Spannung, die ob des neuen Phänomens im Raum anstand, ruhte Stephan Ramlundts Blick sekundenlang auf der empor gereckten hinteren, im kurzen Rock prall modellierten Partie der Frau, die plötzlich den Kopf Hauser zudrehte und aufgeregt rief: „Die Späne sind weg, und hier ist der Geruch deutlicher!“
Sie traten rasch hinzu. Stephan Ramlundt kniete sich neben Hausers Tochter. In der Tat, die milchigen Bohrspäne, die vordem krümelig verstreut auf dem Boden gelegen hatten, waren verschwunden.
Ein Summton kündigte, dass das Analysenergebnis vorlag.
Dr. Hauser nahm den Ausdruck auf, las, runzelte die Stirn. „Wasser und Methan“, sagte er und zog eine Unglauben ausdrückende Grimasse. Er setzte das Gerät abermals zu einer Kontrollmessung in Gang.
„Könnte doch Wasser sein, die Flüssigkeit da drin“, vermutete Markus Markowitsch. „Und vielleicht hatte es ursprünglich den gesamten Raum ausgefüllt. Es wäre ja kein Wunder, wenn im Verlauf der Jahre…“
„Das würde ja bedeuten, dass es Wassertie… Wesen sind, die im Wasser leben“, sagte Franziska.
„Methan – sein Körper wird sich auch verändert haben, obwohl er ordentlich konserviert ist.“ Stephan Ramlundt dachte laut. Und an die Frau gewandt: „Warum nicht? Ihre Körperform spräche dafür.“
„Die Analyse stimmt“, ließ Hauser verlauten.
„Und der Geruch, die Späne?“, fragte Franziska.
Ihr Vater zuckte mit den Schultern. „Die Flüssigkeit!“
Mit einem dünnen Schlauch hoben sie davon eine Probe in ein Reagenzglas, rochen daran.
„Nein!“, rief Franziska Hauser-Lan als Stephan Ramlundt die Kuppe seines kleinen Fingers eintauchte und dann daran die Zunge tippte.
„Salzig“, gab der Koster ungerührt bekannt. Die Analyse ergab: Wasser mit hoher Salzkonzentration, Kochsalz, fast genau wie im Schwarzen Meer – und spurenhafte unbekannte Beimengungen, die jedoch einer Feinanalyse vorbehalten bleiben mussten.
„Aufschneiden“, ordnete Dr. Hauser entschlossen an und blickte von einem zum anderen.
Keiner widersprach.
Zögernd griff Markus Markowitsch zur Maschine.
Sie hatten sich
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