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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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verständigt, dass sie die obere Seite des Quaders entfernen, vorsichtig die Konsistenz des Körpers prüfen und danach über das weitere Handeln entscheiden wollten.
    Markus Markowitsch setzte die Trennscheibe an. Mit wenig Geräusch fraß diese sich in das offenbar wenig Widerstand bietende Material.
    Plötzlich rief Franziska: „Die Späne, schaut her, die Späne, sie, sie verschwinden!“
    Markowitsch schaltete den Motor aus und setzte die Maschine ab.
    In der Tat, ein sauberer Schnitt zeichnete die Spur des Eingriffs; von irgendwelchen Spänen keine Spur.
    „Es riecht wieder“, stellte die Frau fest.
    „Machen Sie weiter!“, forderte Dr. Hauser Markowitsch auf.
    Aber die vier verfolgten weniger – wie vordem – den weitere Verlauf des Schnitts, sondern beobachteten gespannt, was die Trennscheibe hinter sich ausspie.
    Etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter weit stiebte ein Strahl feiner Teilchen, die zunehmend verschwanden, sich gleichsam in nichts auflösten.
    Nach Augenblicken der Erholung von der Überraschung brachte Stephan Ramlundt sein Gesicht vorsichtig in die Nähe der Auflösungszone. „Weiter“, sagte er, Markowitschs Absicht, die Maschine abzuschalten, erkennend.
    „Hier riecht es intensiv!“, verkündete er dann das Ergebnis seines Tuns.
    Nun schaltete Markowitsch aus. Unschlüssig ließ er das Werkzeug sinken.
    Dr. Hauser hob die Schultern. „Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?“, fragte er.
    Stephan Ramlundt griff zu einer Vakuumflasche. „Weiter“, forderte er Markowitsch auf. Dieser blickte zu Hauser. Der, Ramlundts Absicht erkennend, nickte. Der hielt die Flasche dorthin, wo die Späne sich auflösten. „Kräftiger“, herrschte er den Akteur an. Als die Maschine aufbrummte, der Abstrahl zunahm, öffnete er die Flasche. „Gut!“ Damit erklärte er seine Tun für beendet.
    Hauser nahm ihm die Probe ab, schob sie in den Analysator.
    Das Gerät tat sich schwer. Als das Protokoll aus dem Drucker kam, befanden sich nur zwei Zeilen darauf: „Ein unbekanntes Polymer mit dem Hauptbestandteil Kohlenwasserstoff.“
    „Mistiges Ding!“, schimpfte Hauser, „nennt sich großspurig: Universal-Atemschutz anlegen!“ Er ging zum Regal und riss fahrig einen Karton auf, dem er die primitiven Filter entnahm und sofort verteilte. „Weiter!“, bestimmte er dann ungeduldig, nachdem Franziska sich als Letzte die Maske umgebunden hatte.
    Ohne weitere Störung vollendete Markowitsch sein Werk. Als es um die letzten Millimeter ging, hielt Stephan Ramlundt das Abzusägende fest, dass es nicht herunterfiele.
    Markowitsch setzte die Säge ab und trat zurück.
    „Na, machen Sie schon“, forderte Hauser Stephan Ramlundt auf, der das Stück noch immer in seiner ursprünglichen Lage hielt.
    „Okay!“ Er hob es mit ausgestreckten Armen und beiden Händen an, in der Absicht, es seitlich herunter zu heben.
    Da geschah das Unfassliche: Der Quader verschwand, löste sich urplötzlich in nichts auf. Das Wasser stürzte nach allen vier Seiten zu Boden. Wo es auf Teile des Gerüsts traf, stiebte es. Hauser und Markowitsch, die nahe am Objekt gestanden hatten, wichen entsetzt zurück.
    Ramlundt stand noch immer mit ausgestreckten Armen, so wie er die Quaderwand abgehoben hatte. In seinem Gesicht malte sich unendliches Staunen. Zwischen den Händen hielt er – nichts!
    Der Körper, bislang in der Flüssigkeit stehend und von den durchsichtigen Wänden gehalten, nun aller Stützen ledig, schwankte. Es schien, als solle er zu Boden stürzen.
    Franziska schrie auf und tat mit vorgehaltenen Händen einen Satz auf das Geschehen zu, zuckte jedoch in letzter Sekunde zurück, als wäre ihr das Frevelhafte ihres Vorhabens bewusst geworden. Der Leichnam aber lehnte sich an eine der Leisten, aus denen das provisorische Gerüst bestand. Von seinem Gehäuse war nichts übrig geblieben außer dem bräunlichen Sockel, der das untere Viertel ausgefüllt hatte, nunmehr aber auch seine durchsichtige Verschalung entbehrte.
    Die vier Menschen standen starr.
    Ramlundt ließ langsam die Arme sinken.
    Markowitsch sagte getragen: „Mein lieber Mann!“
    Nach langen Sekunden eilte Hauser plötzlich zum Fenster und öffnete es. Es patschte, als er die große Pfütze durchschritt.
    Dann merkten die anderen drei es auch: Selbst durch den Filter roch es penetrant wie – Gummilösung.
    „Was, um alles in der Welt, war das?“, stöhnte Franziska Hauser-Lan.
    Dr. Hauser war der Erste, der sich vom Schreck erholte. „Ein Phänomen, ein

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