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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leider. In den Trümmern … bitte, erlassen Sie mir die Einzelheiten … Wir haben die Fotos gesehen, von unserer Expertenkommission aufgenommen … Wir werden Ihre Tochter natürlich auf Kosten der DBOA nach Deutschland überführen …«
    Karl Malitzer atmete auf. Jetzt ist es heraus. Zwar stotternd, durchaus nicht tröstend, aber klar. Und sie nahm es mit Haltung auf, die Mutter, das sah er mit Staunen. Sie weinte nicht, sie fiel nicht in Ohnmacht, wie es Malitzer befürchtet hatte. Nicht einmal einen Klagelaut stieß sie aus. Sie lehnte nur an der Wand, mit hängenden Armen, und starrte den Boten der DBOA ratlos an.
    »Sie brauchen sich um nichts zu kümmern«, sagte er, nur um die Stille zu überbrücken. »Für alles sorgt unsere Gesellschaft.«
    »Aber … aber sie ist doch gar nicht tot …«, sagte Agnes Wolter leise. »Sie lebt doch in Moskau …«
    An Malitzer kroch es eisig hoch. Jetzt wird sie wahnsinnig, dachte er. Das ist der schleichende, stille Schmerz, der sich im Hirn festsetzt. Jetzt wird sie wahnsinnig. Mein Gott, man sollte einen Arzt rufen.
    »Ihre Tochter ist anhand von Kleinigkeiten identifiziert worden …«, stammelte er. »Liebe gnädige Frau … tragen Sie es mit Fassung. Ihren Schmerz teilt unsere Gesellschaft mit Ihnen. Wir verlieren eine Mitarbeiterin …«
    »Bettina ist gesund in Moskau!« sagte Agnes wie ein Automat. »Man hat meinem Sohn ihre Mütze, ihre Uniformjacke gezeigt.«
    Karl Malitzer sprang auf. Nicht jeder Mensch ist stark genug, den Ausbruch eines Irrsinns mitzuerleben.
    »Wer sagt Ihnen das?« fragte er heiser.
    »Was?«
    »Das mit Moskau?«
    »Die Russen. Und wer sagte Ihnen das … mit dem Tod?«
    »Die Russen«, antwortete Malitzer bleich. »Mein Gott, was wird denn hier gespielt. Wir haben die Aufnahmen …«
    »Und ich habe das Offiziersehrenwort eines russischen Majors.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Er heißt Borokin. Fragen Sie meinen Sohn.«
    »Und Sie glauben daran?«
    »Ganz fest.« Die Augen Agnes Wolters leuchteten. »Bettina lebt! Ich weiß es, weil ich es fühle. Bei Ihnen muß ein Irrtum vorliegen. Ein Glück, daß ich anders unterrichtet bin … stellen Sie sich vor, ich würde Ihren Irrtum glauben.«
    Verwirrt verließ Karl Malitzer die kleine Wohnung. Den Kaffee hatte er nicht getrunken, obwohl er ihn jetzt gebrauchen konnte. Statt dessen trank er in der nächsten Wirtschaft drei große Kognaks und rief die Zentrale in Hamburg an.
    In Hamburg wußte man keinen Rat. Die Direktion hatte Beweise, daß Bettina doch verunglückt und dann jämmerlich verbrannt war. Im völlig ausgebrannten Schwanzstück der Maschine fand man menschliche Überreste, und da alle anderen Toten identifiziert worden waren, blieb nur noch Bettina Wolter übrig.
    Drei Amtsärzte bestätigten, daß es eine Menschenleiche sei, man beschaffte einen Zinksarg und lötete ihn zu, nachdem man die Reste Bettina Wolters, in einen Plastiksack gehüllt, hineingelegt hatte. Der Zinksarg stand zur Überführung bereit; man wollte ihn in den nächsten Tagen mit der Maschine einer befreundeten Fluggesellschaft, die Rußland anfliegen durfte, nach Hamburg bringen lassen.
    »Die gute Frau ist durch den Schock verwirrt worden«, sagte einer der Herren begütigend zu Karl Malitzer. »Man kann das ja verstehen. Sie muß in der sowjetischen Botschaft das alles mißverstanden haben. Wir haben ja schließlich die sterblichen Überreste.«
    Bis heute weiß man noch nicht, wer dieser Körper war, woher er kam und wer ihn in das völlig ausgebrannte Schwanzstück des Flugzeuges hineinpraktiziert hatte. Eines jedenfalls wußte General Oronitse: Bei der ersten gründlichen Durchsuchung der Trümmer war dieser verkohlte Menschenüberrest noch nicht dort gewesen.
    Und Oberst Jassenskij vom GRU schwieg, so schief man ihn auch ansah. Und er wurde nicht einmal rot unter den forschenden Blicken.
    Am Abend kam Wolfgang nach Hause und fand seine Mutter bleich und eingefallen vor. Irene hatte sich um sie gesorgt, hatte sie auf die Couch gelegt, ihr ein paar Herztropfen gegeben und kochte nun in der kleinen Küche das Abendessen.
    »Was ist denn geschehen, Mama?« fragte Wolfgang Wolter besorgt und setzte sich neben seine Mutter auf die Couch. Einen Augenblick dachte er an Borokin. Wenn er hier war, wenn er die alte Frau auch in das schmutzige Geschäft der Politik gezogen hat, lasse ich den Ballon platzen. Noch ist es zu früh … aber man soll die Finger von meiner Mutter lassen!
    »Ein Herr von der DBOA war

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