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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Spielermiene.
    „Ja. Vermutlich war es genau das. Niemand ist unfehlbar, trotzdem ist es unglaublich, wie hartnäckig die Natur an ihren Fehlern festhält.“
    „ Von wegen Fehler! Was würdest du denn ohne Frauen machen, Alter?“ Sie rieb ihren Körper an seinem. „Du wärst verloren! Erledigt!“
    Das war er in diesem Moment wirklich. Was sie mit ihm tat, sollte als gesetzwidrig gelten, stöhnte er und war krampfhaft bemüht , seine Augen von ihr abzuwenden. Alles an ihr war provozierend – die Art, wie sie mit ihm redete, wie sie ihn anschaute und berührte. Für sie war ihr Miteinander nicht mehr als ein Spiel, um sich die Langeweile zu vertreiben, bis Ossi wieder an ihrer Seite war. Er dagegen hätte sie am liebsten auf der Stelle an sich gerissen und seine Lippen auf ihre gepresst, um ihr zu zeigen, dass Gott ihr einen Mund nicht nur zum unentwegten Quasseln verpasst hatte.
    Sein Blick fiel auf das Bab y, das Suse vor der Brust trug, und sein Herz zog sich vor Verlangen und Schmerz zusammen.
    Er würde sie also nicht an sich ziehen und bis zur Besinnungslosigkeit küssen. Doch nicht bloß Ossis Kind stand zwischen ihnen. Sie war nicht seine Frau. Vermutlich mochte sie ihn nicht einmal, sondern nahm ihn lediglich der Not gehorchend in Kauf, weil sie auf seine Wohnung angewiesen war und er leidlich kochen konnte. Und es war nicht sein Kind.
    Er dirigierte Suse über die Hauptstraße in Richtung Uferpromenade. Die Stille des erwachenden Tages und die Ruhe dieser Wohngegend luden regelrecht dazu ein, schwierige Gesprächsthemen mit noch schwierigeren Gesprächspartnern zu erörtern.
    Und Suse sah nicht ein lockerzulassen.
    „Erzähle mir, wie Adrian zu euch gekommen ist.“
    „Die Wahrheit würdest du nicht hören wollen.“
    „Lass es auf einen Versuch ankommen.“
    „Obwohl ich ihn mehrmals danach fragte, hat sich der alte Herr nie dazu geäußert. Als ihm meine wiederholten Fragen nach Ossis Herkunft lästig wurden und er der Meinung war, ich würde anders nie Ruhe geben, drohte er damit, Ossi für meine Neugierde zu bestrafen. Und was das bedeutete, wusste ich aus eigener Erfahrung allzu gut. Also hielt ich fortan den Mund.“
    „Er hätte ihn geschlagen?“
    „Als ich dieses dürre Hemd von einem Jungen betrachtete, befürchtete ich sogar, er würde ihn mit einem einzigen Hieb umbringen. Ossi war nicht so stark wie ich. Körperlich. Damals zumindest nicht.“
    „ Aber wieso holte dein Vater Adrian in sein Haus, wenn er ihn offensichtlich gar nicht mochte?“
    „ Darüber zerbreche ich mir seit Jahren den Kopf. Vielleicht sah er sich aus irgendeinem Grund dazu verpflichtet. Oder er konnte nicht zeigen, was er wirklich empfand, wie Máire immer wieder behauptet. Möglicherweise durfte er es auch nicht. Ich weiß es nicht, bin nie schlau geworden aus dem Alten. Ossi jedoch interessierte das nicht die Bohne. Er redete die ganze Zeit über kein einziges Wort. Erst dachte ich, er könnte mich nicht verstehen oder wäre wirr im Kopf. Ja, in der Tat, du musst gar nicht lachen“, verteidigte er sich, als er das von unterdrücktem Kichern herrührende Beben ihres Körpers spürte. „Manchmal allerdings, wenn er glaubte, er wäre allein, brabbelte er unverständliches Zeug vor sich hin und dann nickte er mit ernsthafter Miene oder meckerte vergnügt, wie er es im Beisein anderer nie tat. Später, nachdem wir nach Deutschland gezogen sind, habe ich ihn nie wieder derart lachen gehört. Sein Blick ging immer so eigenartig durch mich hindurch, als wäre ich gar nicht da. Ich weiß nicht, ob er mich bewusst ignorierte. Obwohl er nicht mit mir sprach, reagierte er doch auf alle meine Aufforderungen und tat ohne jede Widerrede, was ich von ihm verlangte. Egal, was es war.“
    Matthias strich sich übe r das Kinn und lachte verlegen. „Ich gebe zu, total hirnrissiges Zeug von ihm verlangt zu haben, als mir schließlich nichts Vernünftiges mehr einfallen wollte. Es ging mir nicht darum, ihn zu ärgern, bestimmt nicht. Ich wollte ihn bis zur Weißglut reizen. Ich wollte ihn mit allen Mitteln zu einer angemessenen Reaktion auf meine überspitzten oder sinnlosen Forderungen provozieren, ihn dazu herausfordern, mit mir zu reden. Im Nachhinein kam ich mir natürlich absolut dämlich vor.“
    „Und? Hattest du Erfolg mit deinen Bemühungen?“
    „ Och , wo denkst du hin, nicht im Geringsten. Gar nichts kam von diesem Sturkopf zurück. Obwohl er mich sicher für einen fürchterlichen Tyrannen hielt …“
    „Ich

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