Begegnungen (Das Kleeblatt)
auch noch.“
„Na ja. Also …“, druckste er unschlüssig herum. Er strich sich durchs Haar und trommelte mit den Fingern auf seine Lippen. Ein seltsames Glücksgefühl durchflutete ihn und das Strahlen wollte nicht von seinem Gesicht weichen. „Ja. Ja, ich weiß es wirklich. Gott, wie könnte ich das vergessen!“
Nicht genug damit, dass dieses wunderbare Kind seine eigene Muttersprache besser beherrschte als Deutsch. Bea hatte ihm außerdem ein Denkmal gesetzt, indem sie ihrer gemeinsamen Tochter den Namen seiner Mutter gegeben hatte. Und das Allerbeste war, sie hatte Alicia Katrin von ihm erzählt. Wenn das kein eindeutiges Indiz dafür war, dass sie ihn in all den Jahren nicht vergessen hatte! triumphierte er.
Nun, er hielt sich zwar nicht für eingebildet, doch dass Bea ihn nach all dem, was sie miteinander durchgemacht und erlebt hatten, nach den gemeinsamen Tagen und Nächten nicht einfach aus dem Gedächtnis streichen würde, daran hatte er nie ernsthaft gezweifelt. Was ihn dagegen in der Tat überraschte, war die blitzartige Erkenntnis, dass Beate versucht hatte, ihrer Tochter den Vater nahezubringen. Und das, obwohl sie nicht damit rechnen konnte, ihn jemals wiederzusehen.
Oder hatte Katrin etwa gar keine Ahnung davon, ihren leiblichen Vater vor sich zu haben? Er war in den vergangenen Tagen nie auf die Idee gekommen, Beate danach zu fragen.
„ Allerdings kann ich dir versichern, dass wir in Paris nicht bloß gestritten haben“, beeilte er sich zu sagen und ein schelmisches Lächeln huschte über sein schmales Gesicht. „Manchmal haben wir auch …“
Aus den Augenwinkeln nahm er eine ruckartige Bewegung am Fenster wahr. Seine blitzenden Augen streiften Beate, deren Ohren inzwischen in hellen Flammen standen.
„Alain!“, warnte sie mit drohender Stimme. „Bitte, sei still.“
„O-oh“, entfuhr es Katrin, die vor Schreck die Luft anhielt. Als das befürchtete Gewitter ausblieb, kicherte sie plötzlich los: „Ich weiß schon, ihr habt euch geliebt.“
Mit ihrer ganz selbstverständlich daher geplapperten Feststellung überraschte das kleine Mädchen sogar Alain. Er fuhr zu Cat herum, die unwillkürlich den Kopf in Erwartung einer gehörigen Standpauke einzog. Sie wusste von dem strengen Pater, wie sehr die Erwachsenen naseweise und vorlaute Kinder verabscheuten, die dafür mit aller Strenge zurechtgewiesen werden mussten.
Alains blaue Augen dagegen strahlten seine kluge Tochter an.
„Ja“, bestätigte er voll Erstaunen und das Lächeln war seiner Stimme anzuhören. „Ja, Engelchen, du hast völlig Recht. So war es in der Tat. Wir haben uns sehr geliebt. Und das tun wir noch immer. Mehr als je zuvor. Und unsere Liebe wird von Tag zu Tag größer, weil jetzt obendrein ein Engel dazugekommen ist, unsere Tochter.“
Vergnügt verschränkte Cat ihre Arme vor der Brust. Sie war zufrieden, weil der nette Herr sie lobte. Keine Sekunde länger zweifelte sie daran, dass er der Märchenprinz aus ihrem Buch war und sich jetzt bloß wie ein Mensch verkleidet hatte. Endlich hatte er sie gefunden und würde sie und ihre Mama vor den bösen Männern retten und mit in sein Schloss nehmen, wo sie mit ihm spielen und lachen würde.
Ihre Unbekümmertheit konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie die beiden Erwachsenen weiterhin aufmerksam beobachtete. Sie wusste, vor einem fürchterlichen Sturm herrschte manchmal eine trügerische Stille, die leichtsinnig machte. Und noch war ein gehöriger Abstand zwischen ihnen, das konnte sie spüren.
V ollkommen aus der Fassung gebracht eilte Beate mit hochrotem Gesicht an das Bett ihrer Tochter. „Cat, bitte, ich möchte nicht, dass du solche Dinge sagst. Das verstehen kleine Mädchen nicht.“
Das verstehe nicht einmal ich selber.
„Ihr seid verliebt“, beharrte Katrin auf ihrem Standpunkt und zog eine missbilligende Grimasse. „Das ist doch ganz einfach.“
Alai n kniff ein Auge zu, reckte den Daumen in die Höhe und nickte dem Mädchen hinter Beates Rücken anerkennend zu.
„Junge Dame! Jetzt ist Schluss mit diesem Unsinn.“ Beates Blick wurde schärfer. „Wie kommst du bloß auf solche Ideen?“, schimpfte sie. „Ich kann mich nicht erinnern, dir jemals so etwas erzählt zu haben.“ Ihre Worte verloren sich in einem unverständlichen Gemurmel und Alain war sich nicht mehr sicher, ob sie zu Cat oder sich selbst sprach.
„Und trotzdem ist es wahr“, protestierte die Kleine aufgeregt und ließ sich von dem ärgerlichen Tonfall
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