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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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ihrer Mutter nicht beeindrucken.
    Alain Germeaux hatte ihr schließ lich mit seinem freundlichen, mitunter regelrecht albernen Lächeln Rückendeckung versprochen. Er war so groß und stark, ihr konnte nichts passieren, wenn er bei ihr war. Warum nur schwindelte ihre Mama? Wäre das nicht prima, wenn dieses wunderschön funkelnde Licht in ihren grünen Augen nie wieder ausgehen würde? Wenn ihre Mama nie mehr traurig sein müsste?
    M it einer nervösen Handbewegung zupfte Beate am Kopfkissen ihrer Tochter und strich die Bettdecke glatt, ehe sie sanft über Katrins vor Eifer gerötete Wange streichelte. „Es ist Zeit, mein Engelchen, mach die Augen zu und schlafe ein wenig.“ Sie beugte sich über das Mädchen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du weißt, was Doktor Ndatio Yangandawele gesagt hat.“
    Cat zog einen Schmollmund und äffte den alten Doktor nach: „Viel Schlaf und immer den Mund halten.“
    „Und er hat Recht, mein Schatz. Wir wollen, dass du bald wieder …“
    … nach Hause kommst? vollendete Beate in Gedanken den Satz und schüttelte sich bei dieser Vorstellung. Nach Hause bedeutete, erneut alleine zu sein, schutzlos den Launen und Demütigungen anderer ausgesetzt, Angst haben vor dem Morgen. Es erstaunte sie, wie sehr sie sich während der vergangenen Tage an Alains Anwesenheit gewöhnt hatte. Sie genoss seine Nähe und gleichzeitig beunruhigte sie dieses vertraute Gefühl. Sie wollte nicht daran denken, wie es werden würde …
    „Wir möchten, dass du schnell wieder gesund wirst, nicht wahr?“
    „Geht ihr weg, maman? Wann kommt ihr denn zurück?“
    „Alain und ich müssen uns … ein bisschen unterhalten.“
    Ein vergnügtes Grinsen zog Katrins Mund in die Breite. Sie legte ihrer Mama die dünnen Ärmchen um den Hals. Und während sie über Beates Schulter hinweg Alain anblinzelte, flüsterte sie ihrer Mutter ins Ohr: „Und wieder streiten?“
    Noch bevor sie etwas erwidern konnte, hörte sie Alains wohl tönende Stimme in ihrem Rücken: „… und lieben.“
    „ Mon dieu ! Alicia Katrin“, Beate deutete mit dem Zeigefinger anklagend auf ihre Tochter, „du bist jetzt ruhig. Und du …“
    Wie vo n der Tarantel gestochen fuhr sie auf und verschoss giftige Blicke in Alains Richtung, die jedoch angesichts des Leuchtens in seinen tiefblauen Augen wirkungslos im Nichts verpufften.
    „Also … d u …“ Ihr fiel keine überzeugende Erwiderung ein, darum verkündete sie schließlich schnippisch: „Du bist auch ruhig! Ich frage mich, was bloß in euch gefahren ist. Habt ihr euch gegen mich verschworen?“
    Ehe die einzig passende Antwort von Vater und Tochter Beate vollends aus der mühsam bewahrten Fassung bringen konnte, machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum. Aus dem zaghaften Kichern der beiden wurde schon bald ein glucksendes Lachen, das sie mit den Händen zu unterdrücken versuchten, bis letztendlich schallendes Gelächter den Raum erfüllte.
    Ganz plötzlich streckte das Mädchen seine kleinen Hände aus und ließ sich von dem großen Mann in die starken Arme ziehen und festhalten. Sie würde ihn nie wieder loslassen.
     
    „Alain!“
    Beates heiserer Aufschrei ließ ihn herumfahren. Mit einem großen Schritt war er bei ihr und legte beschützend seinen Arm um ihre Schulter.
    „Was? Was hast du?“
    Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Sie zuckte zurück und tauchte unter seinem Arm hinweg.
    „Alain, was ist mit deiner Haut?“, stammelte sie und deutete mit kalkweißem Gesicht auf das Stück seines nackten Oberarmes, das von seinem Hemd nicht verdeckt wurde.
    Ohne einen Blick darauf zu verschwenden, erwiderte er gelassen: „Was soll schon damit sein?“
    „Sie ist völlig verbrannt!“
    „ Aus haargenau diesem Grund nennt man so etwas in Europa Sonnenbrand. Ich wusste nicht, dass ihr das hier nicht kennt.“ Und eine Spur leiser fügte er hinzu: „Und dass ich diesen Mist bekomme.“
    „Hast du noch mehr von diesen … Flecken? Zieh dein Hemd aus!“
    „Was? Aber … Bea!“ Offene Ablehnung und Erschrecken lagen auf seinem Gesicht. Sein Versuch, rechtzeitig die Maske der Gleichgültigkeit darüber zu ziehen, scheiterte kläglich.
    Er hob die linke Hand und wackelte drohend mit dem Zeigefinger. „Na, na, ich muss mich doch wundern. Ist das da-für nicht ein etwas unpassender Ort?“
    „Lass den Unfug! Das ist kein Scherz. Mach schon, runter damit!“
    Auch gut, dann würde sie eben nicht nachgeben. Mit grimmiger Miene begann er,

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