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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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anstrengt. Die Wände müssen mit einer grandiosen Isolierung versehen sein, bestimmt eine eurer speziellen Erfindungen. Sie lässt Stimmen und Geräusche … Schreie weder nach innen noch nach draußen dringen. Und dabei weiß ich genau, da muss jemand sein! Ich kann es spüren! Ich … ich fühle … es.“
    Wieder musste er eine Pause machen. Er bekam nicht genug Luft und atmete einige Male flach und schnell. Was war los mit ihm? War es nicht mehr bloß sein Verstand, der nicht richtig arbeitete? Alles war irgendwie verworren, als hätte jemand sämtliche Luft aus dem Raum abgesaugt. Er hatte sogar Mühe, die Augen offen zu halten.
    Adrian schluckte schwer und keuchte: „Dann … dann endlich wird er deutlicher, dieser jämmerliche, blutige Haufen, der einmal ein großer, schlaksiger Junge mit erwartungsvoll leuchtenden, ehrlichen Augen war. Er liegt zusammengekauert auf dem Steinfußboden, aller Menschlichkeit beraubt, längst über das Stadium des Zitterns hinaus, erträgt er die Kälte einfach, den Schmerz. Zerstört … für immer gebrochen. Euer Werk!“
    Seine Faust donnerte auf die Tischplatte. Klirrend fiel der Kaffeelöffel von seiner Untertasse und hinterließ einen schnell größer werdenden Fleck auf dem Tischtuch.
    „Ich habe mich oft gefragt, welche Spuren eine erzwungene Persönlichkeitsspaltung hinterlässt. Ob eine multiple Persönlichkeit überhaupt normal leben kann, echte Gefühle, Glück und Zufriedenheit empfindet. Oder ob er den größten Teil seiner Energie in den ständigen Kampf investieren muss, nicht aufzufallen. Angel ist multipel, nicht wahr? Ein solcher Mensch wird immer eine innere Spannung und ein dumpfes Unbehagen spüren. Auch wenn ihm nicht klar ist, weshalb, so weiß er doch, dass er anders ist. Und er wird nicht alt. Die meisten werden schon nach wenigen Jahrzehnten buchstäblich verschrottet, enden in der Psychiatrie, in der Drogenabhängigkeit oder im Selbstmord. Der Schläfer ist eine tödliche Waffe, die sich am Ende selbst zerstört. Aber integere Leute wie du wollten es einfach nicht wahrhaben, dass da etwas völlig falsch lief“, stieß er mühsam beherrscht zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Adrian. Da s ist genug.“
    Frithjof Peters musste nicht laut reden oder gar seine Stimme erheben, denn allein sein Tonfall sprach für sich. Wer immer als Erster vorgeschlagen hatte, Schwerter in Pflugscharen zu verwandeln, musste eine ziemlich genaue Vorstellung davon gehabt haben, wie vernichtend die Waffen der Ruhe und sanften Worte in geschickten Händen sein konnten. Für Peters war der Streit nichts anderes als eine Methode, den Gegner in seinem Irrtum zu bestärken, und somit absolut unproduktiv.
    Tatsächlich verstummte Adrian augenblicklich und senkte betreten den Blick.
    Peters seufzte innerlich. Dieser Junge hatte nicht bloß die Kontrolle über seinen Körper verloren , sein seelisches Gleichgewicht war nach dem Schiffsuntergang gleichermaßen durcheinander geraten. Einmal mehr zweifelte er an der Entscheidung seiner Vorgesetzten, Adrian ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zu aktivieren. Sein Einsatz würde zunächst mehr Probleme schaffen als lösen.
    Nicht, dass er ernsthaft damit rechnete, Adrian könnte versagen. Bislang hatte es keine noch so gefährliche Situation gegeben, die er nicht mit Bravour gemeistert hätte. Er würde an seine Grenzen gehen und über sich selbst hinauswachsen, um seinen Auftrag zu erfüllen – auch auf die Gefahr hin, dass er dabei seine Gesundheit oder gar sein Leben ließ. Er hatte einen Eid abgelegt, den er verdammt ernst nahm, das Überbleibsel einer Kindheit mit Mythen und Märchen, welche vor Helden und Ehre, Mühe und Pflicht nur so trieften, wie er immer witzelte.
    Dies war jedoch bloß einer der Gründe, weshalb er Adrian für seine Gruppe rekrutiert hatte, ein kleines Team innerhalb des Geheimdienstes, welches völlig im Verborgenen operierte und für das er verantwortlich war. Es gab lediglich ein halbes Dutzend Außenstehende, die von der Existenz dieser Spezialeinheit wussten. Und dabei sollte es auch bleiben, weil die Öffentlichkeit ihre Methoden niemals billigen würde. Wenn die falschen Leute in politischen Kreisen von dem Team erfuhren, würden sie es als eine Gruppe rücksichtsloser Mörder hinstellen, die sich über Recht und Gesetz hinwegsetzte. Dass sie ohne Einschränkung ihr Leben für die Sicherheit des Landes zu geben bereit waren, würde nicht interessieren.
    Frithjof legte seine Hand auf

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