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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hast. Ich habe nicht danach gefragt, ob du mir helfen willst.“
    „ Fuck ! Wie viel Zeit ist vergangen? Drei, vier Jahre? Ich bin aus der Übung, Alter! Interessiert dich das überhaupt? Kommst quietschvergnügt daher spaziert, als wäre nie etwas gewesen, um mich zu wecken. Wegen Angel Stojanow. Schon wieder! Er tanzt für meinen Geschmack ein bisschen zu oft aus der Reihe.“ Hastig sprudelten jetzt die Worte über seine blassen Lippen. „Ausgerechnet seinetwegen! Ausgerechnet heute! Meine Frau ist schwanger. Nach ihrer Fehlgeburt haben wir nicht mehr damit gerechnet, doch nun hat es wie durch ein Wunder geklappt. Und ich will verdammt sein, wenn ich …“
    Zur Hölle , das ging Peters einen Scheißdreck an! Das war eine Sache, die einzig Suse und ihn betraf. Er hatte das Recht auf eine Familie! Allerdings war er kein Narr, sich der Illusion hinzugeben, Frithjof und seine Mannen wüssten nicht sogar das längst. Sie wussten alles. Und wenn ihnen trotz allem einmal etwas entging, setzten sie sämtliche Räder in Bewegung, um an die fehlenden Informationen zu gelangen.
    Dafür gingen sie notfalls über Leichen.
    „Was i st mit diesem Kerl?“, knurrte Adrian lustlos.
    Er registrierte, wie Frithjof Peters ein künstliches Lächeln aufsetzte, und hörte gleich darauf die kehlige Stimme der Kellnerin: „Zwei Kaffee für die beiden Herren. Lasst es euch gut schmecken. Vielleicht macht es ja Lust auf mehr?“ Sie blieb am Tisch der Männer stehen, wiegte sich sanft in den Hüften und wartete offenbar darauf, dass ihre Gäste weitere Wünsche äußerten oder auf ihr unausgesprochenes Angebot eingingen.
    Höflich, aber bestimmt forderte Peters sie mit einer knappen Handbewegung zum Gehen auf.
    „Er ist verschwunden.“
    „Verschwunden?“, wiederholte Adrian vollends verblüfft. Er hob die Augenbrauen, während sich sein Mund im Zeitlupentempo zu einem schadenfrohen Grinsen verzerrte. Sein Lachen klang hart und gefühllos. „Sieh an, wer hätte das von diesem Teufelskerl gedacht? Der linientreue, gefügige Angel Stojanow – mir nichts, dir nichts verschwunden. Das muss euch natürlich schmerzen, wenn eines der braven Schäfchen verloren geht. Oder hat er absichtlich nicht mehr in den Stall heimgefunden, was glaubt ihr? Hatte möglicherweise die Schnauze voll von euch und euren Methoden.“
    „Warum dieser Sarkasmus, Adrian? Ich war davon überzeugt, dass ihr Freunde seid.“
    „Freunde?“ Die Verachtung, die er in dieses eine Wort legte, war kaum zu überbieten. Er stieß einen unfrohen Lacher aus. „Freunde! Ich bitte dich, Frithjof, soll das ein Scherz sein? Was meinst du damit? In der Hölle gibt es keine Freunde.“
    Peters schwieg und rührte gedankenverloren in seiner Tasse Kaffee.
    Adrian schüttelte den Kopf und seine Stimme nahm einen eisigen Unterton an. „Wie kann es sein, dass deinem Superhirn dieses kleine, entscheidende Detail entfallen ist? Soll ich dir auf die Sprünge helfen? Du hast Einzelkämpfer gedrillt, keine Freundschaften pflegen lassen. Und kam leichtsinnigerweise trotz allem einer von uns auf die aberwitzige Idee, sich den Luxus von Gefühlen zu leisten …“
    Seine Hände fingen heftig zu zittern an. Adrian stöhnte auf und verkrampfte die Finger ineinander, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Sein Blick ging ins Leere und richtete sich nach innen, auf die düstere Landschaft seiner Erinnerungen. Mit brutaler Heftigkeit fielen die Bilder aus seinem Gedächtnis über ihn her.
    „I ch war es, der Stojanow mehr tot als lebendig aus dem Wasser gefischt hat, nachdem er ausgeschaltet werden sollte. Und ich erinnere mich genauso gut an jede Einzelheit der anderen großen und kleinen Schweinereien und angeblichen Unfälle, die sich die Jungs für diesen leichtgläubigen Weltverbesserer ausgedacht hatten.“ Mühsam würgte er die Worte hervor. Ein dumpfes Dröhnen machte sich in seinem Kopf bemerkbar und steigerte sich allmählich zu einem ohrenbetäubenden Hämmern. Adrian rieb sich die Stirn.
    „Als wäre es erst gestern gewesen, stehe ich noch heute jede Nacht im Traum in dieser stinkenden, finsteren Arrestzelle. Dort gibt es kein Fenster, kein Licht, nur die kahlen Steinwände strömen lähmende, pechschwarze Angst aus, während Eiseskälte über die Flure kriecht. Du kannst dir vorstellen, dass es eine ganze Weile braucht, bis sich die Augen an diese undurchdringliche Dunkelheit gewöhnen. Viel zu lange. Es ist nichts zu hören, nicht der kleinste Laut, so sehr man sich auch

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