Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
noch nicht über eine längerfristige Beziehung oder die Gründung einer Familie geredet. Kommt Zeit, kommt Rat. Man würde schon sehen, was die Zukunft brachte. Schließlich kannte man sich längst nicht gut genug für eine derart weitreichende Entscheidung. Jetzt dagegen stand dieses Problem irgendwo zwischen ihnen und verlangte nach einer Klärung.
    Sus anne fühlte, wie ihr Blut zu kochen begann. Es war immer noch ihre Entscheidung, ob sie bei Adrian bleiben wollte! Er wollte sie loswerden? Tat sie ihm eben den Gefallen, wenngleich sie sich nicht erklären konnte, warum er ihr das zumutete. Er würde schon seine Gründe haben.
    Natürlich hatte er die, aber es ging sie nichts an, das hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht. Und sie würde nicht fragen und sich in seine Angelegenheiten einmischen, sondern einfach schweigen. Es wäre doch gelacht, wenn sie das nicht mindestens so gut wie er fertigbrachte.
    Fraglich allerdings war, wer von ihnen den längeren Atem hatte.
     

7 . Kapitel
     
    Der ältere der beiden Männer deutete auf einen Tisch in der hinteren Ecke des Cafés. Sein Begleiter schien die einladende Handbewegung nicht bemerkt zu haben, denn er rührte sich keinen Fingerbreit von der Stelle.
    Die Stirn gerunzelt ging Frithjof Peters voraus und winkte den ganz in Schwarz Gekleideten zu sich. „Komm schon. Worauf wartest du? Nimm Platz.“
    Wortlos, das Gesicht vollkommen ausdruckslos und starr , setzte sich Adrian mit dem Rücken zur Wand. Auf diese Weise hatte er den gesamten Raum im Blickfeld, obwohl er wusste, dass eine solche Vorsichtsmaßnahme nicht notwendig war. Nicht, wenn Frithjof Peters den Ort und Zeitpunkt für ein Treffen bestimmt hatte. Doch selbst diese Gewissheit trug nicht dazu bei, dass er sich wohler fühlte.
    Mach ’s kurz, Frithjof, drängte er in Gedanken. Ich will Sanni nicht unnötig warten lassen. Diesen Nachmittag habe ich ihr versprochen, wenngleich sie es noch nicht weiß.
    „Es freut mich, dic h nach so langer Zeit wiederzusehen.“
    Noch immer erwiderte Adrian nichts. Zwischen seine Augenbrauen grub sich eine tiefe Falte und gab Peters auch ohne Worte eine beredte Antwort.
    Lass die Katze endlich aus dem Sack, Alter! Ich hab es eilig.
    Gegen ein privates W iedersehen mit Peters hätte er in der Tat nichts einzuwenden gehabt. Allerdings hatte der ihn nicht zum Smalltalk in dieses Lokal gebeten. Heute war er nicht als Freund zu ihm gekommen. Adrian konnte die Aura von Gefahr, die Frithjof umgab, mit körperlicher Schwere auf sich spüren.
    „Wie geht es dir?“
    Wachsam flog der Blick des Jüngeren über die spärlich besetzten Tische in dem kleinen Café. Er stöhnte innerlich auf und schaute verstohlen auf seine Uhr. Sag schon, was du willst, grollte er. Ich habe Wichtigeres vor.
    Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie ihn sein Gegenüber aufmerksam musterte. Sein Job hatte aus Frithjof einen treffsicheren Beobachter gemacht. Das hatte ihm zwar mehr als ein Mal das Leben gerettet, war indes für die Menschen, die mit ihm zu tun hatten, nicht leicht zu ertragen. Ungeachtet seiner routinemäßigen Frage waren ihm die verheerenden Veränderungen an seinem Freund nicht entgangen. Die an den Schläfen vorzeitig ergrauten Haare und die eingefallenen Wangen unter den tief liegenden, müden Augen verliehen Adrian ein permanent krankhaftes Aussehen. Wären da nicht die beeindruckend breiten Schultern, die sich nach unten zu schmalen Hüften verjüngten, und die sich unter dem Hosenstoff abzeichnenden, festen Muskeln seiner Schenkel gewesen, hätte man ihn gut fünf Jahre älter schätzen können.
    „ Danke der Nachfrage.“
    Frithjofs bedächtiges Nicken bestätigte, was er bereits vermutet hatte. Er war genauestens informiert. Wie hätten ihm auch offensichtliche Probleme wie Medikamentenabhängigkeit und Alkoholmissbrauch verborgen bleiben sollen? „Eine ehrliche Antwort wäre mir lieber.“
    Adrian rutschte vor Unbehagen auf seinem Stuhl hin und her. Mach den Mund auf! Meine Zeit mit Sanni ist knapp bemessen. Das weißt du selber doch am besten! Er biss sich auf die Lippen, um seinen Unmut nicht laut zu äußern. Wahrscheinlich ist unsere gemeinsame Zeit sogar schon abgelaufen.
    „Ich habe vom Untergang der ‚ Fritz Stoltz’ gelesen.“
    Die Kellnerin, mit kunstvoll wirr in die Höhe gestecktem Haar, kaum handtuchbreitem Minirock und fleckiger Schürze, kam an ihren Tisch geschlendert. Unverhohlen neugierig taxierte sie die beiden Männer und ließ ihre hungrigen

Weitere Kostenlose Bücher