Begegnungen: Februar (German Edition)
keine Selbstzweifel waren darin.
Besonders die riesige Aufnahme ihrer Brustwarze hatte es ihr angetan. Hellmut wusste wirklich, was er tat. Ein erotischeres Bild hatte Mira in ihrem Leben noch nicht gesehen und es erfüllte sie mit einer unbändigen Befriedigung, zu wissen, dass das Bild von ihr war. Auch wenn nichts darauf einen Rückschluss auf die Trägerin der verheißungsvollen Erhebung erlaubte. Nein, auf den Fotos würde sie nicht fündig werden. Diese Frau, die da so aufreizend posierte, würde niemand von der Bettkante stoßen. Außer Hellmut!
Mit einem enttäuschten Seufzen schaltete sie das Display ab und ging wieder ins Bett.
Wie auch immer sie es in ihrem Kopf drehte und wendete, sie wurde einfach nicht schlauer. Und ganz allmählich bewegten sich ihre Gedanken in eine andere, eine unwillkommene Richtung. Lange hatte sie Henrik aus ihrem Sinn verbannt, hatte sich geweigert, über ihn nachzudenken. Aber irgendwann einmal würde er sehen, dass er einen Fehler gemacht hatte, dass es da draußen nichts gab, was an ihre zugegebenermaßen etwas langweilige, aber dafür sichere und gemütliche Zweisamkeit heranreichte. Und er würde über die Veränderung in ihr erstaunt sein, er würde ihr reumütig in die Arme fallen. Oder?
Plötzlich war sie sich da nicht mehr so sicher. Sie war es gewöhnt, ihn zurück erobern zu wollen. Hellmuts Ungerührtheit ließ sie ihre Erfolgschancen noch einmal überdenken. Aber der Wille war ungebrochen.
Sie wusste nicht einmal mehr, warum sie Henrik so gern zurück haben wollte. Sie kannte seine Fehler, war sich der Unvollkommenheit ihres Zusammenseins bewusst. Aber so viele Jahre, prägsame Jahre, hatte sie an seiner Seite verbracht, hatte ihre Zukunft verplant und sich selbst in der ödesten Zeit in falscher Sicherheit gewähnt. Es fiel ihr schwer, davon abzulassen.
Am Morgen sah die Welt noch genauso düster aus wie am Vortag. Mira machte sich nachlässig zurecht, wen würde das schon interessieren, und spielte kurz mit dem Gedanken, sich krank zu melden. Aber ihr Pflichtgefühl gewann. Sie hatte noch nie einen einzigen Tag gefehlt. Nicht in Berlin, nicht davor. Sie würde sich ihrer Demütigung nicht beugen. Augen zu und durch.
Und wer weiß? Die Kinder waren nicht mehr da, wahrscheinlich würde sie unten nicht einmal mehr gebraucht werden. Aber sie hatte sich gründlich getäuscht.
Harry starrte sie mit großen Augen an, als sie sich wie selbstverständlich an ihren Schreibtisch setzen wollte.
„Ja... was machst du denn hier?“
„ Arbeiten.“, antwortete sie so unschuldig wie möglich.
„ Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Mach dich runter! Du bist meine Augen und meine Ohren da unten.“
„ Warum gehst du nicht selbst? Ich hab da unten... nichts zu tun.“
„ Den Teufel hast du. Ich hab wirklich wichtigeres zu tun, als mich um Hellmuts Macken zu kümmern. Ab mit dir!“
Die Grenzen der Höflichkeit waren überschritten und mit eingezogenen Schulter schlich sie zum Lift, den Wut verzerrten Blick Harrys immer schön in ihrem Rücken.
In Halle Eins war an diesem Morgen eine Geschäftigkeit, eine Hektik zu spüren, die jedem Workoholic einen freudigen Schauer über den Rücken jagen würde. Die Techniker schraubten und bohrten das winterliche Set zusammen, die Beleuchtung rief ihnen wüste Drohungen zu, sollten sie einmal über ein Kabel stolpern und eine Horde von Assistenten und Praktikanten lief scheinbar kopflos umeinander, traten sich gegenseitig auf die Füße und es herrschte eine allgemeine Angespanntheit, die man förmlich greifen konnte. Nur die Models in der Maske waren ruhig und unbeteiligt.
Mira setzte sich zu einer bullig aussehenden Frau, die die frisch angelieferten Kleiderstangen bewachte. Jedes der Stücke war eingetütet und mit einem Aufkleber und Nummer versehen. Nicht dass am Ende noch jemand das ein oder andere Stück einsteckte.
Die Frau sah sie misstrauisch an, ganz als wollte sie abschätzen, ob von ihrer Anwesenheit eine Gefahr ausging. Dann wurde sie für harmlos befunden und die Grimmige lächelte ihr beiläufig zu und spielte dann an ihrem Handy herum.
Es war beinahe Mittag, als Hellmut in gewohnter Manier wieder auftauchte. Mira sah ihm nicht ins Gesicht, ja sie duckte sich sogar ein wenig, um nur nicht bemerkt zu werden.
Ungerührt machte er sich an die Arbeit, brüllte seine Assistenten an und rief den Models Schmeicheleien zu. Eine um die andere zitierte er sie vor seine Linse, ließ sie vor den
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