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Begegnungen: Februar (German Edition)

Begegnungen: Februar (German Edition)

Titel: Begegnungen: Februar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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kunstvollen Backdrops flirten, träumen, verführen. Aber gänzlich zufrieden war er nie.
    Schließlich ließ er entnervt seine Kamera in die Hände seines aalglatten Assistenten fallen und raufte sich die Haare.
    „Das sieht Scheiße aus.“, brüllte er niemanden im Speziellen an. „Absoluter Mist! Wintermode vor kitschigem Winterhintergrund, wem fällt denn so was ein? Macht jeder. Sehe ich aus wie jeder?“
    Er blickte fragend um sich, aber niemand fühlte sich bemüßigt, ihm zu antworten. Ganz im Gegenteil. Die Welt um ihn herum verhielt sich still, regungslos, um ja nicht aufzufallen, um ja nicht seine Wut auf sich zu ziehen. Trotz dem sich bestimmt sechzig Menschen im Raum befanden, hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Wenn denn eine gefallen wäre...
    Auch Mira hatte unbewusst ihren Kopf eingezogen und das Atmen auf ein Minimum reduziert.
    „ Sauhaufen!“, schimpfte Hellmut cholerisch weiter. „So kann ich nicht arbeiten.“
    Er tigerte in der Halle umher, strich sich über die Haare, hielt sich das Kinn, klopfte sich an die Schläfen. Dann hielt er inne.
    „Packt zusammen, Leute! Wir fahren nach Nizza. Wir machen das Shooting am Strand.“
    Jemand hüstelte.
    Und schließlich wagte sich Grit hervor.
    Sie raunte ihm zu: „Hellmut? Die Winterkollektion am Strand? Bist du sicher?“
    „Klar bin ich sicher. Wir machen das jetzt. Das ist genial, gebt den Leuten ein bisschen Sonne, ein paar hübsche Mädchen am Strand...“
    „ Aber... aber... sie werden Stoff tragen. Mäntel, Pullover. Bist du dir wirklich sicher?“
    „ Ja bin ich. Make it happen!“
    Grit zuckte die Schultern. Hellmut hatte gesprochen und Hellmut würde bekommen, was er wollte.
    „Und noch was...“
    Grit drehte sich wieder um. Was konnte er nur jetzt schon wieder wollen? Elefanten? Männer in Frauenkleidern? Frauen, die die Männermode vorführten?
    „Ich brauche einen Assistenten.“
    Der junge Mann neben ihm wurde blass.
    „Ich will die da.“
    Und alle im Raum, wirklich ausnahmslos alle, schauten in die Richtung, in die sein Finger zeigte und sahen Mira an. Fragend, wissend, verblüfft. Sie selbst musste wohl den erschrockensten Gesichtsausdruck an den Tag gelegt haben.
    Hellmut kam zu ihr herüber, fasste sie am Ellenbogen und raunte fragend in ihr Ohr: „Du kannst doch fotografieren?“
    Völlig sprachlos konnte sie nur nicken, aber das reichte ihm als Zeichen ihrer Bereitschaft.
    „Na dann...“, Hellmut klatschte in die Hände, „Packt euren Kram zusammen, wir sehen uns morgen in Nizza. Ich will heute Abend schon im Flieger sitzen, verstanden?“
    Ohne weitere Instruktionen, ja ohne ein weiteres Wort ließ er sie alle zurück und stampfte fröhlich pfeifend davon. Sein Assistent folgte ihm nervös und redete dabei pausenlos auf ihn ein. Der arme Kerl.
    Grit kam zu ihr herüber, sah ihr prüfend ins Gesicht, entdeckte wohl dort nicht die erwartete Genugtuung und sagte sanft: „Du hast es gehört. Pack deine Sachen. Wir kümmern uns um alles, deinen Flug geben wir dir per Email durch.“
    Sie sah so aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, aber ihr Mund klappte wieder zu, ohne dass ein weiteres Wort heraus gekommen war.
    Grit nickte, dann drehte sie sich um und eilte davon. Sie würde einen höllischen Tag haben, das wusste Mira und in diesem Augenblick bewunderte sie Grits ungewohnt stoische Ruhe.
    Völlig betäubt sammelte sie ihre Sachen zusammen und ging nach Hause.
     
    War das eben wirklich passiert? Was ging nur in diesem Mann vor sich? Gestern noch war er vor ihr geflohen. Und heute war sie seine Assistentin und würde ihn nach... Nizza begleiten. Nizza!
    Mira war noch nie irgendwo gewesen. Einen Sommer lang hatte sie mit Henrik auf den Kanarischen Inseln verbracht, aber nach einer Woche im engen Hotelzimmer waren sie sich so auf den Sack gegangen, anders konnte man das gar nicht sagen, dass sie den ganzen Urlaub über kaum mehr miteinander gesprochen hatten.
    Und jetzt Nizza. Sie stand unentschlossen vor ihrem improvisierten Kleiderschrank und überlegte, was sie mitnehmen sollte. In Nizza war es warm, so viel wusste sie, aber wie warm? Und wie viel Zeit würde sie haben neben der Arbeit?
    Würde Hellmut...? Sicher würde er. Er hatte sie ganz sicher nicht ausgewählt, weil sie solch eine gute Assistentin abgeben würde. Nein, er musste einfach anderes im Sinn haben. Er musste einfach!
    Mira besaß nicht viel, was sie bedenkenlos in die französische Metropole mitnehmen konnte. Aber ein

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