Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
schlecht. Jeder seiner Atemzüge war gesättigt vom Geruch nach verbranntem Fleisch. Sollte er es wagen, sich zu bewegen? Waren sie endlich fort? Schweigen überzog die Dunkelheit wie ein Geflecht aus Wasserlinsen einen Teich und war auf bedrückende Weise noch verstörender als zuvor die Stimmen, die er über sich gehört hatte. Irgendwann nach dem Massaker und nachdem er aus der Bewusstlosigkeit erwacht war, waren die beiden Männer gekommen. Er hatte sich still verhalten, wohl wissend, dass er vermutlich der einzige Überlebende war, den sie befragen konnten.
»Es ist der Captain des Regiments«, sagte ein Mann und hob mit dem Fuß Edwards Kopf an.
»Das sehe ich«, entgegnete ein anderer, und der kalte Klang seiner Stimme verriet, dass er mit seiner Geduld am Ende war.
Edward kannte diese Stimme und den Mann, dem sie gehörte, und zwang sich, nicht zu atmen. Admiral Peter Gilles, den der Duke of Monmouth vor einigen Jahren aus Utrecht mit zurückgebracht hatte, war hier, um sich zu vergewissern, dass Davina tot war. Edward hoffte es fast für sie, denn wenn Gilles sie fand, und es wäre auch nur noch ein einziger Atemzug in ihr, würde er sich das Vergnügen machen, ihn aus ihr herauszupressen. Vielen als »de Duivel« bekannt, war Gilles der skrupelloseste Bastard, der je ein Schwert geführt hatte. Sein Vater, Cornelius Gilles, war ein Freibeuter gewesen und hatte an der Seite Admiral Piet Heins gekämpft, der 1628 vor Kuba die spanische Silberflotte gekapert hatte. Der Sieg war ohne Blutvergießen errungen und die spanischen Gefangenen waren freigelassen worden. Aber Peter Gilles war nicht wie sein Vater. Man musste nur in seine hellen kalten Augen sehen, um zu wissen, dass er Freude am Töten hatte.
»Mylord wird erfreut sein«, sagte Gilles langsam. Dann: »Durchsucht das Kloster!«
»Aber Admiral, es ist nichts davon übrig«, erwiderte der Mann in seiner Begleitung, ohne zu ahnen, dass diese Feststellung Edward das Herz brach.
»Tu es, Edgar!«, befahl Gilles mit einem tiefen, drohenden Knurren in der Stimme, »oder ich peitsche dich auf der Stelle aus.«
Nichts in Edwards Leben war je so entsetzlich gewesen, wie jetzt scheinbar tot zu Gilles’ Füßen zu liegen. Nichts, abgesehen von dem Wissen, dass Davina nicht mehr am Leben war. Er hatte versagt. Lieber Gott, wie würde er sich das jemals selbst vergeben können? Edward hatte Davina nicht gekannt, als man ihm vor vier Jahren gesagt hatte, dass sie es war, die er beschützen sollte, und er nach St. Christopher geschickt worden war. Er war jung und ehrgeizig gewesen, und er hatte bis dahin noch nicht ihr Lachen gehört, das die tristen Gänge des Klosters zum Klingen brachte, oder ihre Gebete um Gnade für ihre Feinde, die sie mit honigsüßen Lippen flüsterte. Er hatte nicht gewusst, wie leicht sie ihn mit ihren neckenden Worten und einem leisen Lächeln vernichten konnte. Er hatte ihr die Wahrheit sagen wollen. So viel verdiente sie, doch gerade, als er endlich all seinen Mut zusammengenommen und es ihr hatte gestehen wollen, waren Gilles’ Männer gekommen. Jetzt war es zu spät.
»Hendrick«, rief der Admiral einem anderen seiner Leute zu. »Seht in der Kapelle nach! Ich will, dass die Leichen gezählt werden, egal, was von ihnen übrig ist. Das Gleiche passiert mit den englischen Soldaten, die hier liegen. Ich will, dass sie gefunden wird.«
Edward wusste, er hatte nicht das Recht dazu, aber er flehte Gott an, Davina zu verstecken, sollte sie noch am Leben sein.
»Sammelt unsere Gefallenen ein und schichtet sie dort drüben zu einem Haufen auf! Verbrennt sie, wenn wir alles durchsucht haben!«
»Admiral!«, vernahm Edward eine unbehaglich klingende Stimme zu seiner Rechten, als bezweifelte der Sprecher, dass er richtig gehört hatte.
»Sollen wir etwa ganz England kundtun, dass wir hier waren, Maarten?«, entgegnete Gilles, und der Ärger, der in seinen Worten mitschwang, blockte weitere Fragen ab.
Edward hatte keine Ahnung, wie lange er dort im Dreck und in der Asche lag und den Ruf fürchtete, dass man Davina gefunden hatte. In todesgleicher Starre wartete er, während die gefallenen Soldaten, die am Morgen die Abtei angegriffen hatten, zu einer Stelle irgendwo zu seiner Linken geschafft wurden. Er fühlte schon die Hitze des Feuers, als er über das Brüllen der Flammen hinweg einen Mann etwas rufen hörte.
»Das Kloster ist leer, soweit wir es feststellen konnten, Admiral. Keine Leichen, weder verbrannt noch anderswie zu Tode
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