Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
Schleier, der ihre silberblonden Zöpfe bedeckte, vom Kopf zu ziehen – denn es war die Mahnung daran, dass sie einem anderen gehörte. Einem, der all ihre Geheimnisse kannte, all ihre Ängste, Stärken und Wünsche. Einem, mit dem sie jeden Tag sprach und dem sie das anvertraute, was sie nicht bereit war, jemand anderem zu sagen.
Ehe er sich davon abhalten konnte, streckte er die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über ihr Handgelenk. Eine verbotene Berührung, umso verbotener hier im Haus Gottes, ihres Bräutigams.
Sie kam näher, als hätte er sie zu sich gezogen. »Für was betet Ihr, Robert MacGregor?«
»Für meinen Clan«, entgegnete er, und dann verschränkte er die Hände auf dem Rücken und wandte den Blick ab. »Und für Euch.« Dabei dachte er, dass er niemals die Zeit gehabt hatte, über die Frau nachzudenken, die er auswählen würde, den Rest seiner Tage mit ihm zu verbringen, bis er der begegnet war, die er nie würde haben können.
»Dafür danke ich Euch.« Sie fuhr damit fort, seinen Verstand zu verwirren, als sie die Hand auf seinen Arm legte. »Aber selbst Gott erwartet nicht, dass Ihr hierbleibt und Eure Pflichten gegenüber Eurer Familie vergesst.«
Sie hatte natürlich recht. Er sollte sie hier zurücklassen und zu seinem Clan zurückkehren, wo er hingehörte. »Ich habe meine Pflichten nicht vergessen.« Er sah sie wieder an und staunte über die Unschuld in ihren Augen, nach allem, was sie gesehen hatte, und ihre Kraft, ihren einzigen Beschützer fortzuschicken, den sie noch hatte. »Ich werde von ihnen zerrissen.«
»Umso mehr ein Grund fortzugehen«, entgegnete sie, wandte sich ab und ging zurück zur Kirchenbank.
Rob sah, dass sie sich hinsetzte, und folgte ihr, dann schlüpfte er in die Bank hinter ihr. »Warum habt Ihr St. Christopher nicht verlassen, als Ihr erfahren habt, dass Eure Feinde näher rücken?« Er wollte die Wahrheit von ihr darüber, zumindest die.
Davina zuckte mit den Schultern. »Wir wussten nicht, dass sie kommen. Die Nonnen wären nicht fortgegangen, und ich konnte sie nicht im Stich lassen.«
Hinter ihr bewegte Rob sich ein wenig, um den süßen Duft ihres Haares unter dem Schleier einzuatmen. »Hat also ein schwaches Mädchen, das in einem Kloster aufgezogen wurde, mehr Mut als ein Mann, der für die Schlacht ausgebildet wurde?«
»O nein, das wollte ich damit nicht sagen!« Davina fuhr herum, und sie stießen fast mit den Nasen zusammen, ehe sie zurückzuckte. »Ich bezweifle nicht, dass Ihr mutig seid. Aber Ihr seid nicht für mich verantwortlich. Es gibt keinen Grund, meinetwegen Euer Leben in Gefahr zu bringen.«
Es gab mehr Gründe, als Rob ihr eingestehen würde … oder sich selbst. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mein Leben ist nicht in Gefahr, Davina. Es ist anzunehmen, dass die Männer, die Euren Tod wollten, glauben, Ihr wärt in den Flammen umgekommen. Sie werden hier nicht nach Euch suchen.«
»Warum habt Ihr dann Colin und Finn befohlen, auf dem Glockenturm Wache zu halten, und warum bewacht Will Tag und Nacht das Tor?«
Rob straffte das Kinn, weil ihm nicht gefiel, wie rasch sie den Widerspruch bemerkt und darauf hingewiesen hatte.
»Es ist meine Natur, wachsam zu sein.«
»Ihr grübelt schon wieder.«
Er sah sie finster an. »Frau, ich grüble nicht.«
»Murren?«
»Auch nicht«, murmelte er.
Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich auf der Bank wieder nach vorn. »Also ist es Schmollen.«
Rob starrte auf ihren vom Schleier verhüllten Hinterkopf. Machte sie sich über ihn lustig? Wenn ja, dann war es das erste Mal, dass er diese Seite von ihr gesehen hatte. Er war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass sie ihn neckte, doch es war weitaus besser, als ihn ernsthaft anzuklagen, mürrisch zu sein. Als sie sich noch einmal kurz umdrehte und ihm einen Blick zuwarf, beschloss er, mit ein wenig Necken leben zu können.
»Weiß die Äbtissin, dass Ihr nicht so unschuldig seid, wie Ihr ausseht?«
Als sie sich zu ihm umdrehte, lag ein Lachen in ihren Augen. Beschwörend legte sie den Finger auf den Mund. »Ich werde eine Woche lang Buße tun.«
»Und das wird wohl auch angebracht sein.«
Im Kerzenlicht funkelten ihre Augen vor Mutwillen, und um ihren Mund lag ein so anziehendes Lächeln, dass Rob kein Problem hatte zu verstehen, dass Gott sie zu seiner Braut erkoren hatte. Was hatte diese Veränderung in ihr ausgelöst? Hatte der Herrgott ihre Gebete erhört und den Kummer von ihr
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