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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Junge wie du, der noch viel wachsen muss, hat gewiss immer Hunger – genau wie mein Edouard.« Als sie sich umdrehte, schwang ihr elegantes Kleid weit aus. »Kommt mit!«
    Gisela nahm Ewan vorsichtig den Drachen ab und stellte ihn zurück auf die Eichentruhe, bevor sie mit ihrem Sohn hinausging.
    Nun, eine Weile später, wurde sie von einem beharrlichen Tippen auf ihrer Hand aus ihren Gedanken gerissen. »Mama, du hörst mir nicht zu!«
    Die Erinnerung daran, wie sie hinunter in die große Halle gegangen waren, verschwamm, und Gisela bemerkte, dass die Bediensteten um die Tische herum eilten, aufgeregt plauderten und das Feuer schürten. Waffenknechte kamen hereinmarschiert, von denen viele Kettenhemden trugen. Sie setzten sich an die Tische und unterhielten sich miteinander.
    »Guck mal, Mama! Lord de Lanceau!«
    Gisela blickte in die Richtung, in die ihr Sohn zeigte. Seine Lordschaft stand vor der Empore, die für die Haupttafel reserviert war, an der seine Familie und deren noble Gäste speisten, und sprach mit Lady Elizabeth, die ihm einen Kelch mit Wein reichte. Er hatte einen Kettenpanzer an, der ihm bis zu den Knien reichte, und ein Breitschwert an seiner einen Seite. Unter dem Arm hielt er seinen Eisenhelm. Während er seinen Wein trank, nickte er zu dem, was seine Frau ihm sagte. Ja, er sah wahrlich wie der Herrscher über eine bedeutende Burg aus.
    De Lanceau gab Lady Elizabeth den Kelch zurück, die ihn am Arm berührte. Doch er schüttelte den Kopf. Gisela bekam schreckliche Angst. Etwas an seinem Gesichtsausdruck …
    Er sah zu ihr herüber.
    Als er begann, auf sie zuzugehen, wurde ihr beinahe übel vor Furcht.
    Aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Dies war nicht der Zeitpunkt, um sich ihrer Verzweiflung hinzugeben. Welche Strafe auch immer er sich für ihr Vergehen überlegt hatte, sie würde sie tapfer und würdevoll annehmen. Schließlich musste sie ein Vorbild für ihren Sohn sein, solange sie noch konnte.
    Gisela neigte den Kopf. »Mylord.«
    De Lanceau blieb vor ihrem Tisch stehen. Seine Frau war dicht hinter ihm. Dann sah er Gisela stirnrunzelnd an, und sie erschauderte.
    »Was stimmt nicht mit dem Brot?«, fragte er.
    »Nichts, Mylord. Es ist sehr gut. Ich … bin nur nicht hungrig.«
    Er nickte, als verstünde er, welcher Gefühlstumult in ihrem Innern wallte. Gisela schluckte und wünschte sich inständig, er würde das, was er zu sagen hatte, möglichst schnell aussprechen, damit sie es hinter sich hatte.
    »Meine Männer und ich werden in Kürze nach Clovebury aufbrechen«, erklärte er streng. »Du bleibst hier, bis ich zurück bin!«
    Wie sie erwartet hatte, befahl er ihr, auf der Burg zu bleiben, wahrscheinlich unter Bewachung, vielleicht sogar in einer Kerkerzelle. Trotzdem wusste sie, dass sie widersprechen musste, kaum dass sie seine Worte vernommen hatte. Sie konnte nicht hierbleiben, gefangen in den Mauern von Branton Keep, während Dominic in Lebensgefahr war.
    Die Liebe, die sie einst verbunden hatte und die sie bis heute für ihn hegte, verlangte, dass sie mutig genug war, um auszusprechen, was ihr Herz sagte.
    Sie atmete tief ein und sah zu de Lanceau auf. »Ich respektiere Eure Entscheidung, Mylord, und schwöre, mich nach ihr zu richten … wenn ich wieder auf die Burg zurückkehre.«
    Er stutzte. »Zurückkehre …?«
    »Ja, Mylord. Ich muss mit Euch kommen.«
    »Einen Teufel musst du!«
    Bei aller Entschlossenheit hatte sie dennoch Angst, und sie wollte auf keinen Fall unverschämt oder anmaßend klingen. Aber sie musste es ihm begreiflich machen, dass er sie nicht hierlassen durfte. »Ich kenne die Straßen von Clovebury«, erläuterte sie hastig, »und ich kenne Crenardieu.«
    De Lanceau presste die Lippen zusammen.
    »Geoffrey …« Wieder legte die Lady ihre Hand auf seinen Arm.
    Er aber hob seine Hand, als wollte er jeden Widerspruch von sich weisen. »Ich werde mich nicht von der Sorge um Giselas Sicherheit ablenken lassen! Die Lage kann äußerst gefährlich werden.«
    »Ich weiß sehr wohl um die Gefahren«, versicherte Gisela. »Dennoch kann ich nicht tatenlos herumsitzen, während Dominic womöglich leidet. Ich bin schuld an dem, was ihm widerfahren ist.«
    »Mama!« Ewan hob sein Holzschwert vom Tisch. »Ich will auch mit!«
    »Nein, mein Sohn«, sagte sie sanft. »Du musst hierbleiben, weil« –
ich es nicht ertragen könnte, wenn dir etwas zustößt
 – »du gebraucht wirst, um die Burg zu schützen.«
    Ewan schien ihr nicht zu glauben.
    »Das ist ein

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