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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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gelangte es bis zu den Farnen und Nesseln am Boden. Eine Ricke äste mit ihrem Kitz am Wegesrand. Sie hoben die Köpfe, als die Männer vorbeikamen, und bei dem naiv-neugierigen Blick des Jungtiers musste Dominic sofort an Ewan und Gisela denken. Ging es ihnen gut? Wenn er es doch nur wüsste!
    Als Dominic gerade sein Bein bewegte, das eingeschlafen war, befahl Crenardieu dem Kutscher, in einen Waldweg einzubiegen. Der Wagen rollte über den unebeneren Grund zwischen den dichten Bäumen hindurch zu einer größeren Lichtung am Flussufer. Ein grober Holzsteg streckte sich übers Wasser, an dem vertäute Ruderboote in der sanften Strömung schaukelten. Am gegenüberliegenden Ufer paddelten Enten umher, die immer wieder die Köpfe unter Wasser tunkten, um nach Beute zu schnappen.
    Crenardieu sprang vom Wagen. »Bewacht das Tuch!«, befahl er seinen Männern, die vom Wagen kletterten.
    Die beiden vor Dominic hielten ihre Pferde an. Crenardieus Stiefel knirschten im Dreck, als er auf sie zukam.
    Gleichzeitig fühlte Dominic, wie der Seilknoten ein wenig nachgab. Ah, hervorragend!
    »Die Käufer werden gleich hier sein«, sagte Crenardieu zu den Männern. »Wenn sie ankommen, will ich, dass ihr die Seiden bewacht. Nichts wird auf die Boote verladen, ehe sie nicht die Münzen rausgerückt haben!«
    »Ja, Mylord«, antworteten die Männer.
    Crenardieu kniff die Augen leicht zusammen, und Dominics Nackenhaare sträubten sich, als der Franzose betont langsam die frische Morgenluft inhalierte, bevor er sich an ihn wandte: »Ein hübscher Ort zum Sterben,
oui?
«
    »Kann ich nicht sagen«, erwiderte Dominic mit einem unbekümmerten Lächeln, »denn ich habe nicht vor, hier mein Leben auszuhauchen.«
    Crenardieu schnaubte verächtlich. »Glaubst du immer noch, du kannst entkommen? Oder dass deine Treue zu de Lanceau irgendetwas ausrichten kann?« Er spuckte auf die Erde.
    »Mich zu töten wird de Lanceau nicht aufhalten. Er hat viele Vertraute in den Dörfern entlang des Flusses, und er wird dich finden. Dann …«
    »Pah! Ist die Seide erst weg«, der Franzose winkte mit der Hand ab, »wer will dann noch behaupten, ich hätte sie gestohlen? Wer kann es de Lanceau verraten?« Er grinste. »Ich nicht. Du nicht. Und deine Gisela auch nicht.«
    Dominics Puls beschleunigte sich, als Crenardieu Gisela erwähnte. Doch obwohl er innerlich vor Wut kochte, würde er nicht auf seine Provokation hereinfallen. »Was ist mit deinen Männern?«, fragte er gelassen. »Sind sie dir in Treue ergeben? Bezahlst du sie gut genug, um dir sicher zu sein, dass sie schweigen?«
    Tatsächlich flackerten Zweifel im Blick des Franzosen auf, die aber gleich wieder verschwanden. Er lächelte. »Du bist ein schlaues Kerlchen, de Terre. Trotzdem bin ich unserer Unterhaltung überdrüssig«, sagte er und wandte sich an seine Männer. »Holt ihn vom Pferd!«
    »Wann bringen wir ihn um?«
    »Wenn die Verhandlungen vorbei sind. Danach können wir uns so viel Zeit lassen, wie wir wollen. Niemand hält uns auf.«
    Die Verlockung war groß, seine Fersen in den Pferdebauch zu rammen, auf dass der Gaul losgaloppierte, aber Dominic beherrschte sich. Bis er im Schutz der Bäume angekommen wäre, hätte ihn der Mann mit der Armbrust schon getötet. Er musste auf eine bessere Gelegenheit warten. Vor allem sollte er die Londoner Kaufleute gesehen haben, die es wagten, de Lanceaus gestohlene Seiden zu kaufen.
    Der Mann beim Wagen winkte. »Mylord!«
    Crenardieu drehte den Kopf. »Was ist?«
    »Da kommen vier Boote!«
    Die Züge des Franzosen verhärteten sich. »Geben sie Signal?«
    Der Mann blinzelte und nickte.
    Crenardieu lachte. Mit wehendem Umhang wandte er sich um und schritt zum Steg. »Bindet de Terre an einen Baum, und stopft ihm einen Knebel ins Maul, damit er nicht stört!« Dann drehte er sich noch einmal um. »Zähle deine Atemzüge, Dominic, denn es sind deine letzten!«

Kapitel 19
    A ls de Lanceau seine Waffenknechte in die dunkle Straße bei ihrer Schneiderei führte, kämpfte Gisela mit einem Anflug von Panik. Ihre Hände krallten sich in die Zügel, während das Hufklappern, das Knarren von Leder sowie das Klimpern von Pferdegeschirr sich in ihrem Kopf zu einer beängstigenden Kakophonie steigerten. Würde Ryle noch ausgestreckt auf dem Boden ihres Zuhauses liegen? Oder waren er und die Schurken zu sich gekommen und hatten Ada überwältigt? Sie könnten sich drinnen verstecken und nur darauf warten, Gisela anzugreifen, sobald sie hereinkam.
    De Lanceau,

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