Begehrter Feind
zu erwidern.
Kopfschüttelnd hob Dominic eine Hand. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Bitte, weise mein Geschenk nicht ab! Ich mache es ohne Hintergedanken.«
Wie gut er sie immer noch kannte. Unwillkürlich musste sie lachen.
Ach, die Sachen in dem Tuch dufteten köstlich! Und sie würden sicher sehr viel besser schmecken als das harte Brot von gestern.
Gisela bedeutete ihm, hereinzukommen.
Als er an ihr vorbei in die dunkle Schneiderei ging, wurde der Duft des Essens stärker, und Gisela lief das Wasser im Mund zusammen. Sie schloss die Tür hinter ihm, verriegelte sie und sog genüsslich die Wohlgerüche ein.
»Nicht trödeln, Gisela!«, rief Dominic ihr über die Schulter zu. »Sonst wird das Essen kalt.«
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Wie selbstverständlich er das sagte.
Als gehörte ihm bis heute ihr Herz.
Sie hatte kaum zwei Schritte gemacht, als die Tür zum hinteren Zimmer aufflog und Ewan im erleuchteten Rahmen erschien, sein Holzschwert mit beiden Händen umklammernd. Mit leicht ausgestellten Beinen stand er da und brüllte: »Wer da?«
Vor Schreck legte Gisela eine Hand aufs Herz. »Knöpfchen, du weißt doch, dass es Dominic ist!«
Dominic hob eine Hand. »Ich bin’s, Sir Dominic«, sagte er sehr ernst.
»Welcher Sir Dominic?«, rief Ewan.
»Dominic de Terre, Ritter von König Richards Gnaden.«
»Hmm«, machte der Kleine höchst misstrauisch und hielt weiter sein Schwert vor sich ausgestreckt. »Komm ins Licht, damit ich dich besser sehen kann.«
»Wie Ihr befehlt«, antwortete Dominic.
Gisela verdrehte die Augen. »Ewan, hör auf damit! Du kennst Dominic, und dein dramatischer Auftritt ist unnötig.«
»Ganz im Gegenteil! Er beschützt sein Heim und eine schöne Maid«, widersprach Dominic und trat in das längliche Lichtviereck vor, das vom anderen Zimmer hereinfiel. »Lässt du mich herein, kleiner Ritter?«
Ewan kräuselte schnuppernd die Nase. »Na jaaah …«
»Lass mich rein, dann gebe ich dir zwei Vanilletörtchen!«
»Vanilletörtchen?« Der Junge strahlte. »Zwei?«
»Ja, und außerdem noch Wurstpastete.«
Ewan nahm sofort sein Schwert herunter. »Komm rein, Sir Dominic!«
»Ah, ich danke dir, kleiner Ritter.«
»Eine Bedingung!«, sagte Ewan und hielt einen Finger hoch.
»Hmm?«
»Du musst mir deine Geschichte erzählen. Die …«
»Über den Drachen und die holde Maid.« Dominic lachte. »Abgemacht.«
Mit einem lauten Jubelschrei sprang Ewan beiseite und schwang sein Schwert durch die Luft.
»Ich hoffe, du hältst dein Versprechen«, murmelte Gisela, »sonst wird er bitter enttäuscht sein.«
»Natürlich halte ich mein Versprechen«, erwiderte Dominic, ging in das hintere Zimmer und stellte seinen Tuchbeutel auf den Tisch. Dann begann er, auszupacken, als wäre er hier zu Hause.
Gisela achtete nicht auf das seltsame Kribbeln, das sich ihrer bemächtigte, schloss die Zimmertür und schritt an den Tisch, um die unzähligen tuchumwickelten Päckchen anzusehen.
Nachdem er sein Schwert aufs Strohbett geworfen hatte, kam Ewan herbeigelaufen. »Was hast du alles mitgebracht? Wo sind die Vanilletörtchen?«
»Hier, glaube ich«, antwortete Dominic und riss schwungvoll das Tuch von einem Päckchen. »Da seid ihr ja, ihr Süßen!« Dann öffnete er ein größeres Paket. »Frisch gebratenes Hühnchen«, verkündete er und holte noch einen Tuchwickel hervor. »Und Brot, frisch aus dem Bäckerofen.«
»Du warst beim Bäcker? Hat er dich denn nicht wiedererkannt?«, fragte Gisela besorgt.
Dominic grinste selbstzufrieden. »Eine junge Frau war im Laden, wahrscheinlich seine Tochter«, sagte er augenzwinkernd. »Ich habe sie mit meinem Charme bezaubert. Bis ich ging, hatte sie ganz weiche Knie.«
Er scherzte zwar, doch Gisela wurde trotzdem ein bisschen eifersüchtig, was vollkommen lächerlich war. »Aha.«
Wieder zwinkerte Dominic ihr zu. »Es war nur gespielt, ich schwör’s, damit ich bekam, was ich wollte.«
Seine Stimme war leise und seidig sanft, worauf Gisela von einer eigenartigen Spannung erfasst wurde und ein Flattern im Bauch spürte. Sie wollte ihm widerstehen, ja, sie bemühte sich redlich, aber sie konnte sich seinem Blick nicht entziehen.
Als sich ihre Augen begegneten, setzte Giselas Atmung kurz aus. Dominic nahm sie vollständig gefangen, indem er nichts weiter tat. Er sah sie einfach nur an und schien ihr damit etwas Wundervolles zu versprechen.
Etwas Verbotenes.
Ein lautes Pochen ertönte, von dem sie zunächst glaubte, es wäre ihr
Weitere Kostenlose Bücher