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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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lebten die beiden nun glücklich und zufrieden. Nie wieder wurden sie von einem Drachen bedroht.«
    »Ich mag die Geschichte«, sagte Ewan. »Du auch, Mama?«
    Fröstelnd legte Gisela ihr Hühnchenstück ab. »Ja, Knöpfchen. Das war ein hübsches Märchen.«
    Sie bezweifelte, dass eine Frau allein einen feuerspeienden Drachen besiegen könnte. Und so sehr sie Ryle hasste, bezweifelte sie erst recht, dass sie die Kraft hätte, sich gegen ihn zu wehren.
    »Ja, die Geschichte ist ausgedacht«, pflichtete Dominic ihr ruhig bei, »und doch ist es erstaunlich, was man alles kann, wenn der Wunsch nur stark genug ist.«
    »So wie ich. Ich hab sogar zwei Stücke Huhn gegessen«, erklärte Ewan voller Inbrunst.
    Gisela sah zu Dominic, der sie genauestens beobachtete. Nun zuckten seine Mundwinkel. Lächelte er, weil er fand, dass die Gisela in seiner Geschichte ihr ähnelte? Weil er zu wissen glaubte, was sie ertragen hatte? Wollte er, dass sie sich dem Drachen stellte wie die Frau in dem Märchen?
    Ach was! Dominic konnte gar nicht wissen, was Ryle ihr angetan hatte und welche ernste Gefahr er für sie alle darstellte. Schließlich hatte sie ihm nichts davon gesagt, geschweige denn ihn ihre entstellte Brust sehen lassen.
    Bei Gott, sie könnte es nicht ertragen, dass er die Narbe sähe und sich angewidert abwandte. Als gemeine Frau, die nun auch noch körperlich versehrt war, wäre sie seiner noch viel weniger würdig als vor Jahren.
    Ihr wurde schrecklich beklommen zumute, und auf einmal schien es in ihrem kleinen schlichten Zuhause viel zu eng, fast erdrückend. Sie stand auf und sagte: »Ich sehe lieber nach, ob ich die Ladentür verriegelt habe. Ich komme gleich wieder.«
    »Kennst du noch mehr Geschichten?«, fragte Ewan Dominic und stopfte sich noch eine Dattel in den Mund.
    Gisela ging in den dunklen Laden und ließ die Tür hinter sich ein wenig auf, um Licht hereinzulassen. Während Dominics und Ewans Stimmen aus dem hinteren Zimmer drangen, atmete Gisela ruhig durch und trat an ihren Arbeitstisch. Sie grub die Finger in die grobe Wolle des fertigen Kleides. Mit jedem fertigen Stück rückte das neue Leben für sie und ihren Sohn ein wenig näher.
    Die Freiheit.
    Als sie ihren Kopf vorbeugte und ihre verspannten Schultern rollte, fiel ihr Haar nach vorn. Wenn sie erst Crenardieus Auftrag erledigt hatte, besaß sie genügend Geld, um mit ihrem Sohn aus Clovebury fortzugehen. Nur leider kam ihr diese Aussicht heute Abend nicht mehr so reizvoll vor wie noch vor Tagen.
    Der Gedanke, Dominic zurückzulassen, ihn nie wiederzusehen, schmerzte ungemein. Es tat ihr übler weh als der Schnitt, den Ryle ihr zugefügt hatte.
    Doch was blieb ihr anderes übrig?
    Nichts.
    Sie sah auf ihre Finger hinunter und schluckte, weil ihr Hals sich unangenehm eng anfühlte. Sie musste Dominic vergessen … weil sie ihn vor Jahren geliebt hatte.
    Und, bei Gott, weil sie ihn bis zu diesem Tag liebte!
    »Lüg mich nicht an, Gisela! Du liebst Dominic noch, nicht wahr?«, hatte Ryle sie giftig angezischt, der nackt auf ihr Bett gekrochen war, seine Hände um ihren Hals gelegt und sie tief ins Kissen gedrückt hatte. Schweißperlen glänzten auf seinem Gesicht. »Du willst Dominic in diesem Bett, nicht mich. Du träumst von ihm, nicht von mir. Dein Leib verzehrt sich nach ihm, nicht nach mir.«
    »Ryle«, hatte sie gekeucht, »du … tust … mir weh!«
    Er hatte seinen Mund verzogen, ihre Hand gepackt und sie zwischen seine Beine geschoben. Sie fühlte weiches schlaffes Fleisch, ganz anders als Dominics Männlichkeit.
    Tränen brannten ihr in den Augen, während sie sich wand und ihre Hand wegzog.
    Fluchend hatte er sie heftiger gewürgt, sie bestraft.
    »Bitte …«, hauchte sie.
    Wieder hatte er ihre Hand an seine Lenden gedrückt.
    »Das ist wegen deiner Untreue. Deine Schuld. Deine! Ich schwöre dir, Gisela, sollte ich Dominic je begegnen, bringe ich ihn um!«
    Mit einem stummen Schrei riss Gisela sich aus den entsetzlichen Erinnerungen, richtete sich auf und rang zitternd nach Atem. Sie glaubte beinahe, Ryles Finger noch an ihrer Kehle zu spüren, die sich in ihre Haut bohrten.
    Sie hob die Hände und strich sich über den Hals, um das schreckliche Gefühl zu vertreiben. Wie sie es hasste, welche Macht Ryle über sie hatte! Könnte sie jemals wirklich frei von ihm sein?
    Ja, sie würde!
    Entschlossen hob sie das Kleid vom Tisch, zupfte einen losen Faden vom Stoff und hängte es an den Wandhaken. Dann strich sie die Falten glatt. Ihr

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