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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Dorfbewohner sich einig waren. Sie war die Jungfrau, die sie dem furchterregenden Drachen opfern mussten, der in ihrem Land wütete.«
    Ewan machte riesengroße Augen, während Gisela ein Schauer über den Rücken lief, als würde Ryle sie berühren. Die Art, wie Dominic »Drachen« aussprach, ließ keinen Zweifel daran, dass er damit mehr als nur das Fabelwesen meinte.
    »Die Frau wollte sich nicht in ihr Schicksal fügen. Doch die Leute im Dorf fürchteten sich vor dem Zorn des Drachen. Sie glaubten, ihn einzig friedlich stimmen zu können, indem sie ihm die Jungfrau gaben. Bevor sie fliehen konnte, fesselten sie ihr die Hände, schleppten sie zu einer alten Eiche nahe der Drachenhöhle und banden sie an den Stamm. Sie achteten gar nicht darauf, wie sehr sie um Gnade flehte, sondern ließen sie dort, auf dass sie zur Sklavin der Bestie würde.«
    Ewan verzog das Gesicht. »Uuuh!«
    »Genau.« Dominic riss sich noch ein Brotstück ab und hielt es zwischen den Fingern. »Die Bestie war schrecklich, groß wie ein Stall und hundert Mal so übelriechend.«
    Ewan hielt sich eine Hand über die Nase. »Iiih!«
    »Der Drache hatte gelb glühende Augen, riesige Fangzähne und Klauen wie gewetzte Dolche. Als Gisela sah, wie er auf sie zugestampft kam, wurde sie beinahe ohnmächtig vor Angst. Sie versuchte, sich loszureißen, aber die Fesseln waren zu stramm. Die Bestie spie Rauch und Feuer, als sie sich über Giselas Fluchtversuche lustig machte. Der Drache zerschnitt ihre Fesseln mit den Klauen, packte sie und verschleppte sie in seine Höhle. Sie wurde zu seiner Sklavin, hauste inmitten der Knochen seiner Opfer und wusste stets, dass der Drache auch sie verschlingen könnte.«
    »Warum ist sie nicht weggelaufen, als der Drache schlief?«, fragte Ewan.
    So wie ich
, dachte Gisela,
während Ryle in seinem Rausch am Tisch eingeschlafen war, das blutige Messer neben sich.
    Ernst schüttelte Dominic den Kopf. »Sie sehnte sich nach Freiheit, aber der Drache hielt sie in Ketten. Und band er sie einmal los, wachte er mit Argusaugen über sie. Erst nach vielen Woche hörte die Bestie auf, sie ganz so streng zu bewachen. Eines Nachts schaffte sie es, sich davonzuschleichen. Sie nahm eine Laterne mit, die ihr den Weg leuchtete.«
    So wie ich floh, Knöpfchen, mit dir auf dem Arm und Ryles Messer in meiner Tasche. Ich habe den elenden Dolch verkauft, um dir Essen zu kaufen. Für mich reichte es nicht, aber das war mir gleich. Mir war einzig wichtig, dass du sicher warst.
    »Was ist dann passiert?«, fragte Ewan.
    »Sie floh weit weg, wo sie glaubte, dass der Drache sie nie finden könnte, und fing ein neues Leben an. Sie lernte einen jungen Bauern kennen und verliebte sich. Zum ersten Mal seit Monaten war sie glücklich.«
    Ohne Dominic anzusehen, legte Gisela ihre Hühnerknochen ab und nahm sich noch ein Stück von dem Fleisch. Es befremdete sie, wie sehr das Märchen ihrem Leben zu gleichen schien. Aber das war Zufall, mehr nicht.
    Ewan stöhnte. »Du willst doch jetzt nicht erzählen, wie sie sich küssen, oder? Uuuh! Was war mit dem Drachen?«
    Dominic lachte. »Das Untier war furchtbar zornig, als es erkannte, dass Gisela fort war. Es stürmte los und suchte nach ihr, wobei es alles zerstörte, was ihm im Weg war. Eines Tages dann fand es Gisela und ihren geliebten Bauern.«
    »Ach du Schreck!«
    »Genau. Der Drache verlangte, dass sie wieder zu ihm zurückkam, aber Gisela weigerte sich. Der Bauer, der ihr unbedingt helfen wollte, bot dem Drachen so viele Schafe an, wie er fressen konnte, wenn er Gisela ihre Freiheit ließ. Aber das selbstsüchtige Biest wollte sie. Es brüllte und spie Feuer.«
    So wie Ryle brüllen wird, wenn er mich findet – bevor er mich tötet.
    Gisela spürte, dass Dominic sie beobachtete, und auf einmal schmeckte sie nichts mehr von dem Hühnchen, nur noch bittere Furcht.
    »Gisela konnte nicht in die Sklaverei zurückkehren«, fuhr Dominic fort. »Sie hätte ihren jungen Bauern niemals verlassen, wollte aber auch nicht, dass der Drache ihn oder jemand anders tötet. Heimlich nahm sie sich eines der Messer ihres Bauern, und als der Drache versuchte, sie mit dem Maul zu packen, rammte sie es ihm ins Herz. Der mächtige Drache brüllte und schlug mit dem Schwanz, doch sie hatte ihm einen tödlichen Stich versetzt. Er starb, und Gisela und ihr Bauer jubelten vor Freude.«
    Ewan rollte mit den Augen. »Ich will jetzt aber nix von Küssen hören!«
    »Nein, nein!«, beruhigte Dominic ihn. »Jedenfalls

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