Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
Vom Netzwerk:
Geheimnissen!«
    Ewan wand sich unglücklich und wurde rot. »Also …«
    »Was also?«
    »
Einige
Geheimnisse hüte ich nicht so gut.«
    »Du hast doch niemandem gesagt, wo wir deine besondere Kinderdecke aufbewahren, oder? Du weißt schon, die, auf der vorn die Henne und das Küken aufgestickt sind.«
    Er sah zur anderen Seite des Raums. »Ähm …«
    »Hast du?«
    »Ich … ich hab sie Ada gezeigt. Sie hat gesagt, dass ihr manchmal im Bett so kalt ist. Und da dachte ich, sie kann sie vielleicht mal leihen.«
    »Ach, Knöpfchen, das war sehr lieb von dir!«
    Prompt streckte er seine schmalen Schultern durch. »Ich werde mal ein Ritter, da muss ich nett zu den Jungfern sein!«
    Ada, die sechs Kinder geboren und zwei Ehemänner überlebt hatte, war wohl weit davon entfernt, eine »Jungfer« zu sein. Mühsam verkniff Gisela sich ein Kichern.
    Ewan wurde sehr ernst. »Ich hab ihr auch …«
    »Ja?«
    »Deine Kette gezeigt.«
    Gisela stieß einen stummen Schrei aus. Vor lauter Entsetzen und Wut konnte sie sich kaum beherrschen. »Ewan!«
    »Ich war vorsichtig, Mama!«
    »Und ich bat dich, sie nicht anzufassen, Knöpfchen«, entgegnete sie, wobei es ihr unmöglich war, ihren Ärger zu verbergen. Wie närrisch, etwas so Nichtiges wie eine Gänseblümchenkette über alles zu schätzen, und doch tat sie es!
    »Mama, ich bin jetzt groß. Ich kann schon ganz vorsichtig sein.«
    »Trotzdem sind die getrockneten Blüten sehr empfindlich.« Bei dem Gedanken, dass die zarten Blumen beschädigt sein könnten, wurde ihr elend zumute. »Ewan, du durftest das nicht, und es war falsch, dass du nicht auf mich gehört hast.«
    Der Kleine blinzelte heftig. »Die Kette ist ganz heil, ehrlich!«
    Sie musste dringend nachsehen. Seit Dominic sie im Stall hinter der Taverne gefunden hatte, hatte sie nicht mehr in ihre Schatztruhe gesehen.
    Gisela nahm Ewan bei der Hand und zog ihn mit sich ins hintere Zimmer. Dort ging sie geradewegs zu ihrem Strohbett, hob das obere Ende hoch und holte die schlichte Holzkiste hervor. Dann kniete sie sich vors Bett und öffnete den Deckel der Kiste.
    Oben auf den anderen Erinnerungsstücken lag ein gefaltetes Leinentuch, das sie vorsichtig aufschlug. Die vertrocknete Gänseblümchenkette war zwar längst schrumpelig, aber ein klein wenig von der weißen Blütenfarbe war noch zu erkennen.
    Ewan kniete sich neben Gisela. »Siehst du?«
    »Ja«, antwortete sie leise, während ihre Gedanken bei Dominic waren, der ihr die Kette geflochten hatte. »Trotzdem darfst du sie nicht anfassen.«
    »Wieso denn nicht? Das sind doch bloß ein paar Blumen!«
    Gisela faltete das Tuch behutsam wieder zusammen und legte es in die Kiste zurück. »Nein, Knöpfchen, sind es nicht. An dem Tag, an dem ich diese Kette bekam, wurdest du gezeugt.«
    Er machte große Augen, bevor er die Stirn runzelte. »Was ist gez… gez…?«
    In diesem Moment klopfte es an der Ladentür.
    Gisela seufzte. »Wer mag das sein? Ada kommt heute Abend nicht mehr, denn sie ist bei einer Geburt.«
    »Dominic?« Ewan sprang auf.
    »Ich sehe nach. Du bleibst hier!« Nachdem sie die Kiste wieder in ihr Versteck zurückgelegt hatte, ging sie in die Schneiderei, schloss die Tür zum hinteren Zimmer und lief im Dunkeln zur Vordertür. »Wer ist da?«
    »Ein gutaussehender Bote mit einer Überraschung.«
    Dominic.
    Ihr Puls beschleunigte vor Freude und Verlangen. Dabei sollte sie nicht so aufgeregt sein. Schließlich war er nicht mehr ihr Liebster und würde es auch nie wieder sein. Ihre Umarmung am Morgen, hervorgerufen durch verwirrte Gefühle und wiederbelebte Erinnerungen, sollte sie am besten vergessen. Dennoch zitterte ihre Hand, als sie die Riegel zurückschob und die Tür öffnete.
    Essensduft von warmem Brot, frischen Pasteten und Schmorfleisch wehte ihr entgegen, noch bevor sie die Tür ganz geöffnet hatte. Dominic, der nach wie vor seine edlen Gewänder trug, stand auf der Schwelle und hatte ein dickes Leinenbündel unter dem Arm.
    »Guten Abend«, sagte er.
    »Dominic.«
    Mit einer kleinen Grimasse – gewiss schmerzten seine verletzten Rippen – hob er das Tuchbündel. »Ich hoffe, ihr habt noch nicht gegessen, denn ich habe genug für ein ganzes Königsheer dabei«, erklärte er augenzwinkernd, »und für dessen hungrige Hunde.«
    Gisela biss sich auf die Unterlippe. Sie sollte seine Freundlichkeit zurückweisen. Nahm sie sein großzügiges Angebot an, wäre sie ihm verpflichtet, und sie konnte es sich nicht leisten, eine solche Gefälligkeit

Weitere Kostenlose Bücher