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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Trunkenbolde und leeren Bierkrüge herum – und raus auf den Hof der Taverne. Im grellen Licht musste er blinzeln. In der Taverne war alles ruhig, schlummernd wie eine trunkene Dirne. Ganz anders als gestern Abend, denn da herrschte ein so lautes, munteres Treiben, dass es bis hinaus in den Hof gedrungen war.
    Dominic atmete die frische Luft ein und ging auf die Gasse in Richtung Giselas Schneiderei zu. Unterwegs hielt er bei einem Straßenhändler, um sich eine Pastete zu kaufen. Während er weiterging, aß er. Zu essen war eine gute Idee gewesen. Sein Magen fühlte sich gleich besser an, und auch der Nebel in seinem Kopf lichtete sich.
    Als er in Giselas Straße einbog, waren seine Schritte schon merklich leichter und sicherer. Zudem wuchs seine Vorfreude. Bald würde er ihr liebreizendes Gesicht wiedersehen, das er besonders hübsch fand, wenn sie schamhaft errötete. Nicht zu vergessen ihr wundervolles Haar, das er immerfort berühren wollte, und ihr bezaubernd trotziges Kinn.
    Er streifte sich ein paar Strohkrümel von der Tunika und sah hinüber zu Giselas Schneiderei.
    Geschlossen.
    Abrupt blieb er mitten auf der Straße stehen, wobei er noch ein wenig schwankte. Ein Junge zog murmelnd einen Feuerholzkarren an Dominic vorbei, dicht gefolgt von einem Mischlingshund.
    Dominic wurde sofort misstrauisch, und eine unheimliche Ahnung befiel ihn, die er jedoch sofort verdrängte. Sicher gab es eine harmlose Erklärung dafür, dass Giselas Schneiderei geschlossen war. Vielleicht war sie bei einem Kunden.
    Oder Ewan war krank.
    Womöglich Gisela. Schon gestern Abend hatte er den Eindruck gehabt, dass etwas nicht stimmte. Und natürlich wollte sie ihn nichts davon wissen lassen, weil er darauf bestanden hätte, zu bleiben und sich um sie zu kümmern. Dann wäre er allerdings nicht mehr imstande gewesen, seinen Auftrag für Geoffrey zu erfüllen.
    Dominic seufzte. Selbst nach Jahren kannte Gisela ihn noch sehr gut. Ja, er wäre tatsächlich geblieben. Ihre dickköpfige Eigenständigkeit hatte er stets gemocht, doch wenn er nicht auf sie aufpasste, wer sonst?
    Wie von selbst bewegte er sich auf das Haus zu. Am liebsten hätte er die Tür mit der Schulter eingerammt, was er aber nicht tat, denn Gisela wäre wenig beeindruckt gewesen. Außerdem dürfte eine solche Gewaltaktion seinen Rippen schlecht bekommen. Ganz abgesehen davon hätte er damit einiges Aufsehen erregt, und die Passanten würden ihn eher für einen Drachen denn für einen Beschützer halten, was wiederum die örtliche Justiz auf den Plan riefe.
    Also klopfte er drei Mal energisch mit der Faust gegen die Tür.
    Von drinnen hörte er einen gedämpften Fluch, gefolgt von einem Schaben auf dem Boden.
    »Wer ist da?«, rief Gisela.
    Er lächelte zufrieden. »Dominic!«
    Wieder ein Fluch. Hatte sie wirklich »Oh, mein Gott!« gesagt, als wäre sie entsetzt? Als wäre er eine fünfköpfige Giftschlange?
    »Ich … ähm … einen Moment!«, rief sie.
    Dominic stutzte. »Geht es dir gut?«
    »Ja!«, antwortete sie rasch, und ihre Stimme klang, als wäre sie außer Atem – oder als hätte er sie bei irgendetwas ertappt.
    Nun wurde er erst recht aufmerksam, und seine freudige Erregung wich einer skeptischen Neugier. Zwar hatte er kein Recht, zu fragen, aber was in aller Welt machte sie da?
    Er lehnte den Kopf seitlich an die Holztür, konnte jedoch nichts hören, weil hinter ihm ein Pferdefuhrwerk vorbeirumpelte.
    Als er das erste Mal hier gewesen war, hatte sie an ihrem Nähtisch gesessen, das Gesicht im Sonnenschein und ganz und gar auf ihre Arbeit konzentriert. Das Bild löste sich auf, und ein anderes tauchte auf: von Gisela, die mit dem Rücken zum Tisch stand, ihre Hände auf dem Stoff hinter sich aufgestützt und leicht nach hinten gebeugt, während sie sich den leidenschaftlichen Küssen ihres Geliebten hingab. Ihre Augen waren geschlossen, und der Mann schob ihr Kleid hinunter, um die betörenden Wölbungen ihrer Brüste freizulegen.
    Von drinnen vernahm er klopfende, dann noch mehr schabende Geräusche.
    Dominic ballte die Hände auf dem Holz, das verwittert und graubraun war, aber leider keinen einzigen Spalt aufwies, durch den er hätte linsen können. Nichts.
    Wieder überkam ihn der Drang, die Tür einfach aufzubrechen. Nein. Wahrscheinlich hatte sie eine Kundin bei sich, die gerade ein Kleid anprobierte, das Gisela noch abstecken musste. Das würde sowohl den geschlossenen Laden erklären als auch die Tatsache, dass Gisela ihn hier draußen warten

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