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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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nicht rot vor Zorn zu werden. So höflich wie möglich sagte sie: »Sie wissen, dass ich tagsüber nicht an Ihrem Auftrag arbeiten kann, denn Sie wünschten selbst, dass ich es nicht tue. Sie verlangten von mir, alles geheim zu halten, ohne mir zu erklären, warum.«
    Ein gefährliches Funkeln zeigte sich in den Augen des Franzosen, und sogleich bereute Gisela, dass sie ihn provoziert hatte. Es war ihr einfach herausgerutscht. »Es ist unnötig, dass du den Grund weißt. Deine Aufgabe ist, die Kleider zu nähen, und das mit der Kunstfertigkeit, deren man dich rühmt.«
    Seine Schmeichelei steigerte nur ihr Unbehagen. Zu gern hätte sie gefragt, ob die Seide gestohlen war, denn diese Frage nagte an ihr. Nur könnte sie damit ihren Handel mit ihm gefährden, und sie durfte nicht riskieren, dass er ihr die unfertigen Sachen wegnahm und ihr der Lohn entging.
    »Na, na! Sieh mich nicht so an, Anne, als hätte ich dich gebeten, ein Verbrechen zu begehen. Es wäre ein Jammer, meinem Kunden die Überraschung für seine Frau zu verderben, indem sich herumspricht, woran du arbeitest.«
    »Das stimmt«, entgegnete Gisela, obwohl ihr gar nicht wohl war. »Verlangt Ihr Kunde, dass die Sachen früher fertig sind?«
    Der Franzose nickte kaum merklich.
    »Vielleicht können Sie ihm erklären, dass ich bis nächste Woche brauche, wenn die Arbeit so gut wie möglich gemacht werden soll …«
    Crenardieu zuckte mit den Schultern, dass sein Umhang raschelte. »Ich hätte nicht gedacht, dass diese kleine Änderung so schwierig für dich ist. Falls du die Kleider nicht fertigstellen kannst …«
    Werde ich jemand anders finden, der die Arbeit erledigt, und du bekommst kein Geld,
beendete sie den Satz für ihn im Geiste. »Ich tue, was Sie verlangen.«
    »Schön«, sagte er lächelnd. »Es wäre mir gar nicht angenehm, wenn die falschen Leute erfahren, dass du unzuverlässig bist – oder«, fügte er leiser hinzu, »wo genau du dich gerade aufhältst.«
    Seine Worte trafen sie wie ein Schlag, und sie erzitterte so sehr, dass sie beinahe gegen die Mauer gesunken wäre.
    In letzter Minute stützte sie sich mit einer Hand an dem Stein hinter sich ab und raffte all ihre Kraft zusammen, um ruhig zu bleiben. »Was meinen Sie?«
    Er grinste frostig. »Ach komm, Anne!«
    Wie er ihren Namen betonte, war beängstigend. O Gott, o Gott! Wusste er, wer sie war?
    Und wenn ja, wer wusste es dann sonst noch?
    Sie atmete angestrengt und kämpfte gegen den Drang, Ewan zu packen und wegzurennen. Zugleich aber regte sich ihre trotzige, verwundete Ader. Sie hatte alles getan, was der Mann von ihr wollte, also war es eine Frechheit, wie er mit ihr redete! Nein, sie würde sich seine Unverschämtheit nicht gefallen lassen, schon gar nicht vor Publikum – und das, wie sie jetzt feststellte, hatten sie durchaus. Die Umstehenden beobachteten sie teils amüsiert, teils unverhohlen neugierig.
    Vielleicht hatte Crenardieu keine Ahnung, wer sie war, sondern wollte sie lediglich verunsichern. Oder aber er hatte Gerüchte von einem seiner Geschäftsfreunde gehört und stellte sie aufs Geratewohl auf die Probe.
    Tu so, als wüsstest du nicht, wovon er redet! Mogel dich da raus! Du schaffst es, Gisela!
    Mittels purer Willenskraft brachte sie ein verwundertes Lächeln zustande. »Ihre Worte verwirren mich. Sie wissen doch, dass mein Name Anne ist.«
    »Schon«, sagte er mit einem grausamen Funkeln in den Augen. »Aber ist es auch dein richtiger Name?«
    Ewan zupfte hinten an ihrem Umhang. »Mama! Dein Name ist …«
    Sie drehte sich zu ihm um und fuhr ihn an. »Ewan!« Vor Schreck riss der Kleine die Augen weit auf. Es tat ihr leid, aber sie konnte kaum ihre eigene Angst im Zaum halten. Als sie sich wieder dem Franzosen zuwandte, drückte sie ihrem Sohn die Hand. Später würde sie sich bei Ewan dafür entschuldigen, dass sie ihn angeschrien hatte. Jetzt jedoch brauchte sie ihre gesamte Kraft, um sie beide zu schützen.
    Sie blickte Crenardieu in die Augen und sagte: »Bitte sagen Sie mir, was Sie von mir wollen. Ansonsten entschuldigen Sie mich bitte, denn ich möchte meine Besorgungen machen.«
    Bevor er den Blick abwandte, erkannte sie einen Anflug von Bewunderung in seinem Blick. »Wir im Tuchhandel kennen uns untereinander recht gut, das ist wichtig für unser Geschäft.« Er fingerte an seinen Ringen. »Entsprechend weiß man in unseren Kreisen, dass Ryle Balewyne nach seiner entflohenen Frau und seinem Sohn sucht.« Erst jetzt sah er sie wieder an. »Nach

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