Begehrter Feind
dein Pferdefuhrwerk noch, oder?«
Er blinzelte. »Ja.«
Eilig holte Gisela ihren Beutel mit Münzen hervor und reichte ihn dem Bäcker.
Er riss die Augen weit auf. »Anne …«
»Mein richtiger Name ist Gisela«, erklärte sie.
»Gisela? Und wieso hast du mir gesagt, dass du Anne heißt? Warum …?«
»Das erkläre ich dir später.« Sie drückte ihm den Beutel in die Hand. »Das hier reicht, dass du deinen Laden wieder herrichten kannst und über den nächsten Monat kommst.«
»Wozu gibst du mir das? Was ist mit deiner Schneiderei?«, fragte der Bäcker verwirrt und sah Ewan an, der sich nun hinter Gisela hervortraute. »Du hast ein Kind großzuziehen.«
Gisela atmete tief durch. »Vor ein paar Tagen hast du gesagt, falls ich einmal Hilfe brauche, solle ich mich an dich wenden.«
»Stimmt.«
»Jetzt brauche ich deine Hilfe. Ich möchte dich bitten, uns nach Branton Keep zu bringen.«
»Zu de Lanceaus Burg?« Die Augen des Bäckers wurden noch größer. »Heute Nacht?«
Gisela nickte. »Ich muss so schnell wie möglich mit de Lanceau sprechen. Dominic könnte in großer Gefahr sein.«
Der Bäcker wiegte den Münzbeutel in seiner Hand. »Aber ich habe de Lanceaus Ritter verprügelt.«
»Bitte!«, flehte Gisela und ergriff seine Hände. Ihre Stimme klang brüchig, doch daran konnte sie nichts ändern. »Das sind all meine Ersparnisse. Ich bitte dich, hilf mir! Es ist das Richtige, du musst mir glauben. Und wenn wir gemeinsam Dominic retten können, wird er dir alles verzeihen.«
Kapitel 17
T ritt ihn noch mal!«
Dominic kam gerade erst wieder zu sich, als er Crenardieus Stimme hörte. Er unterdrückte ein Stöhnen, wollte er dem Schmerz doch auf keinen Fall nachgeben, der ihm in jedem seiner Muskeln brannte. Und er würde
nicht
an den Tritt denken, der ihm blühte. Ebenso wenig würde er daran denken, wie ihm beim letzten Hieb mit dem Seil schwarz vor Augen geworden war.
Angst und körperlicher Schmerz durften ihn niemals brechen.
Niemals!
Dominic holte zaghaft Luft, ignorierte das Gemurmel der Schläger um sich herum und konzentrierte sich stattdessen auf den kühlen Boden unter sich, auf die feuchte festgetretene Erde und den erfrischenden Luftzug, der ihm über die Wange strich. Dabei dachte er an die Wiese zurück, auf der Gisela und er sich geliebt hatten, an die glücklichste Erinnerung, die er besaß: blauer Himmel, Kornblumen, Gänseblümchen, zarte Gräser, die ihnen ein weiches Lager bereiteten.
Wie sanft sich die zugige Luft in der Hütte auf seiner geschundenen Haut anfühlte! Ähnlich der zarten Brise auf jener Wiese und Giselas wundervollen Fingern, die ihn streichelten …
Ein Stiefel traf ihn in den Magen. Dominic wollte nicht aufstöhnen, doch ein rauher, matter Laut entfuhr ihm.
Crenardieu lachte.
Sein begeistertes Johlen traf Dominic tiefer als blanker Stahl. Schlagartig verblassten die idyllischen Bilder in seinem Kopf und wichen einem tiefroten Flirren. Als Dominic die Zähne zusammenbiss, schmeckte er Erde. Folter konnte er aushalten, nicht jedoch das perverse Vergnügen, das es dem Franzosen bereitete, andere zu quälen. Wie schön würde es sein, könnte er endlich mit Fäusten auf Crenardieu einschlagen!
Dominic holte abermals Atem und sammelte seine verbliebenen Kräfte. Sein Leib mochte über die Maßen strapaziert sein, aber sein Verstand forderte, dass er seinen Hintern hochschwang und kämpfte. Und genau das würde er tun!
Er öffnete die geschwollenen Augen einen Spalt weit. Vier Männer standen um ihn herum. Ihren verdrossenen Mienen nach nahmen sie ihm übel, dass er es ihnen so schwer machte.
Ha, immerhin ein kleiner Triumph!
Unweigerlich musste Dominic grinsen, während er seine schmerzenden Muskeln anspannte, um sich auf den nächsten Tritt gefasst zu machen. Er sah, wie der Stiefel auf ihn zuschwang; unmittelbar bevor er seinen Bauch traf, packte er ihn mit beiden Händen und hielt ihn so fest, dass der Schurke nichts ausrichten konnte.
Mit einem erschrockenen Aufschrei hüpfte der Mann zunächst auf einem Bein und kippte dann nach hinten um.
Dominic kicherte leise und versuchte, sich aufzurichten.
Fluchend hockte Crenardieu sich neben ihn, packte sein Haar und riss ihm den Kopf zurück. Bei dem plötzlichen Ruck sowie dem unnatürlichen Winkel, in dem sein Nacken nach hinten gebogen wurde, schoss Dominic ein furchtbarer Schmerz durch den Schädel.
»Du bist ein dummer Mann,
mon ami.
«
»Ich habe dir schon gesagt, dass ich de Lanceau nie
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