Begehrter Feind
in dem Feuer heruntergerutscht war. Dominic blinzelte und hatte Mühe, wieder richtig klar zu werden. Angestrengt bemühte er seinen benommenen Verstand, um sich zu konzentrieren. Hinter seiner Stirn hämmerte es.
Er durfte seine Gedanken nicht wieder abschweifen lassen, sondern musste seine Flucht planen. Schließlich hatte er Geoffreys Auftrag zu erfüllen. Und er musste zu Gisela zurück, um sie und Ewan in Sicherheit zu bringen. Sein Ziel sollte der Triumph sein, nicht das Versagen.
Also blickte er hinüber zu den Männern am Feuer, die dicht beieinanderhockten und redeten. Im Stillen betete er, dass sie so bleiben mochten. Hatte er erst seine Kräfte gesammelt, würde er aufspringen, hinüberlaufen und ihre Köpfe zusammenknallen. Damit wären zwei ausgeschaltet, und ein paar andere …
Schritte näherten sich. Ein Schauer lief Dominic über den Rücken, als ihn ein Luftzug streifte.
»Er ist wach.«
Crenardieu.
Dominic schloss die Augen und öffnete nur das unversehrte einen winzigen Spalt weit. Die teuren Lederstiefel des Franzosen erschienen vor ihm. Crenardieu blieb keine Handbreit vor Dominics Gesicht stehen, nahe genug, dass er den Staub auf den Stiefeln riechen konnte.
Die Schläger am Feuer sprangen eilig auf.
»Idioten!«, schimpfte Crenardieu. »Ich sagte euch doch, ihr sollt mir Bescheid geben, wenn er aufwacht!«
»Wir haben’s nicht gemerkt.«
»Der hat sich gar nicht gerührt«, entschuldigte sie ein anderer, »und keinen Mucks gemacht.«
»Non,
dazu ist er zu klug«, murmelte Crenardieu. Bevor Dominic zurückweichen konnte, holte der Franzose mit einem Fuß aus und trat ihm gegen den Arm. Dominic biss sich auf die Zunge, um nicht zu schreien.
»Setz dich hin!«, befahl Crenardieu.
Schmor in der Hölle!,
dachte Dominic, schloss sein Auge und lag vollkommen regungslos da, als wäre er noch nicht wieder bei sich.
Ein unheimliches Knirschen, gefolgt von Stoffrascheln, verriet ihm, dass Crenardieu sich bewegt hatte. Wollte er noch einmal zutreten? Dominic öffnete wieder vorsichtig ein Auge und sah, dass der Franzose vor ihm hockte, den Umhang um sich im Schmutz ausgebreitet.
Ihre Blicke begegneten sich.
Crenardieu lächelte. »Ich gebe dir noch eine Chance,
oui?
Setz dich hin!«
Dominic rang sich ebenfalls ein Lächeln ab, während er den ganzen Körper zum Sprung bereit anspannte. »Eigentlich finde ich es hier recht gemütlich.« Er klopfte mit der Hand auf die Erde. »Viel besser als auf dem trampeligen Gaul.«
Crenardieu runzelte die Stirn. Seine Faust flog auf Dominics Kopf zu.
Im selben Moment richtete Dominic sich in die Hocke auf. Er ächzte, als sich alles um ihn herum drehte. Aber wenigstens schlug die Faust ins Leere. Der Franzose verzerrte das Gesicht vor Wut, und Dominic trat zu. Sein Fuß rammte in Crenardieus Knie. Der guckte perplex, bevor er mit wedelnden Armen nach hinten kippte.
Jeder einzelne von Dominics Muskeln schrie vor Schmerz, doch er konnte aufstehen. Blinzelnd sah er sich nach einer Tür oder einem Fenster um … irgendeinem Ausweg aus diesem Gebäude, bei dem es sich anscheinend um eine verfallene Hütte handelte.
»Haltet ihn auf!«, keuchte Crenardieu.
Männer kamen auf ihn zugestürmt.
Metall pfiff – das Geräusch von einem Schwert, das gezogen wurde.
»Teufel noch mal!«, murmelte Dominic, der an dem Feuer vorbeirannte. Sein Körper bäumte sich gegen jede Bewegung auf, und wieder war da dieses enervierende Schrillen in seinen Ohren.
Die Schurken umzingelten ihn, und eine Schwertspitze drückte gegen seine Kehle.
Dominic erstarrte. Der Raum um ihn herum geriet ins Schwanken, und ihm wurde übel. Er rang nach Atem, während er versuchte, das Würgen zu unterdrücken. Er würde sich nicht vor diesen Halunken übergeben.
Crenardieu tauchte wieder vor ihm auf, sein Schwert auf Dominics Hals gerichtet. Eine edle Klinge, frisch gewetzt. Ein Schnitt, und Dominic brauchte sich keine Gedanken mehr über seine schmerzenden Glieder zu machen.
Wieder versagt.
»Das Seil«, sagte Crenardieu, ohne die Augen von Dominic abzuwenden.
Der Dunkelhaarige brachte ein ausgefranstes Tau herbei, dessen eines Ende er beim Gehen um seine Hand wickelte. Das Geräusch, das es dabei verursachte, ließ Dominic die Nackenhaare zu Berge stehen, und seine Beine drohten nachzugeben.
»Ich nütze euch nichts, denn ich werde de Lanceau nicht verraten.«
Als der Franzose ein paar Schritte zurücktrat, kam sein Lakai vor, der das lose Ende des Seils wie eine Schlange
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