Begierde
herumgeführt hat, indem er dich kaufte.«
»Antonio?«
»
Si
. Antonio. Er hatte den Auftrag, uns beide vor der Auktion zu kaufen. Aber die Patrona wollte sich nicht die Stimmung verderben lassen und hat deshalb nach langem Hin und Her nur einem Vorabkauf zugestimmt, und das war ich. Antonio blieb also nichts anderes übrig, als alle anderen zu überbieten, die dich auch haben wollten. Das hat den Preis natürlich in die Höhe getrieben und das Ganze noch spannender gemacht.«
»Oh ja«, seufzte Vicky und verdrehte in Erinnerung daran die Augen. Arm in Arm gingen sie langsam in den Garten, zwischen den plaudernden und flanierenden Gästen hindurch, und setzten sich auf eine weiße Bank.
»Erzähl, wer ist denn nun dein Künftiger? Warum kam er nicht selbst, um dich zu kaufen? Ich dachte, ich müsste bei dieser Versteigerung sterben vor Enttäuschung und vor Wut.«
Doch statt darauf zu antworten stellte Vicky ihrerseits eine Frage. »Wann hast du es denn erfahren?«
»Noch am selben Abend. Weil ich mich nicht beruhigte und nur noch geheult habe, kam schließlich die Patrona und klärte mich auf. Antonio holte mich am nächsten Morgen. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich war.«
»Oh doch«, seufzte Vicky.
»Aber nun sag endlich, wer steckt hinter diesem Signor Gino?«
»Ich weiß es immer noch nicht. Aber woher weißt du –?«
»Antonio hat mir verraten, dass er dich für Signor Gino gekauft hat, aber zu mehr war er leider nicht bereit.« Anna kicherte. »Er hat mir ein bisschen den Hintern versohlt, weil ich so neugierig war und immer weiter gebohrt habe. Ich kann dir verraten, er versteht sich darauf, und noch mehr auf das erotische Nachspiel.«
»Anna!«
Anna schaute schuldbewusst, aber die Grübchen in ihren Mundwinkeln verrieten, dass es ihr nicht ernst damit war.
Vicky dachte laut nach. »Es ergibt alles gar keinen Sinn. Stell dir vor, Signor Gino wollte mich freilassen.«
»Wie bitte?« Anna riss erstaunt die Augen auf. »Warum das denn? Warum hat er dich dann gekauft?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe Antonio gebeten, ihn anzurufen und er hat gesagt, er will mich heiraten, wenn ich ihn will. Verstehst du?
Wenn ich will
. Da habe ich ja gesagt. Was hätte ich denn auch tun sollen, Anna. Ich habe mich auf einmal so entwurzelt gefühlt, so allein. Niemals hätte ich geglaubt, dass zwei Monate alles verändern könnten.«
Anna schaute Vicky ernst an. »Hast du keine Angst?«
»Doch. Aber nicht vor Signor Gino, sondern vor unserem ersten Mal.«
Die Gäste verstummten. Aus den aufgestellten Lautsprechern erklang die bekannte Melodie des Hochzeitsmarsches, gespielt von einer Band, die für die musikalische Untermalung der Feier engagiert worden war. Die Blütenpracht des Gartens war die geeignete Kulisse für diesen feierlichen Tag. Der Himmel war so strahlend blau, dass es in den Augen schmerzte, hinauf zu blicken.
Anna wurde von ihrem Vater, der rechtzeitig angereist war, zum Altar geleitet, an dem zuerst der Standesbeamte und direkt danach ein katholischer Priester die Hochzeitszeremonie vornehmen sollte. Das Ganze fand auf einer großen Wiese inmitten des Parks statt, die zu klein war, um alle Gäste aufzunehmen. So waren auch auf den angrenzenden, von Blumenrabatten abgetrennten Wegen noch Stühle aufgestellt worden, damit alle Gäste Platz fanden.
In Ermangelung eines männlichen Verwandten wurde Vicky von Tizian del Carmine, einem Onkel Antonios zur Trauung geleitet. Zuerst wurden jedoch Anna und Antonio miteinander vermählt. Da Vicky in gebührendem Abstand warten musste, bekam sie davon zu ihrem Leidwesen nicht allzu viel mit, nur das Ja-Wort der beiden über die Lautsprecher.
Dann war es soweit. Tizian del Carmine kam auf sie zu, reichte ihr seinen Arm und geleitete sie über den gestreuten Blumenteppich zur Musik mitten zwischen den Gästen hindurch zum Altar. Sie hörte Stimmen wispern.
Was für eine schöne Braut. Seht nur. Der glückliche Bräutigam
.
Ihr Bräutigam. Immer noch maskiert erwartete er sie. Vickys Anspannung wuchs ins Unerträgliche. Gleich würde sich das wohlgehütete Geheimnis um seine Identität lüften.
Nach einer gut formulierten feierlichen Ansprache, deren Inhalt Vicky vor lauter Aufregung gleich wieder vergaß, folgte der eigentliche Akt der Verheiratung.
»Willst du Gino Barberi, die hier anwesende Victoria Rossmann zu deiner …«
In Vickys Ohren setzte ein Summen ein. Sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Erst sein »Ja, ich will«, riss
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