Begierde
sie aus ihrer Betäubung.
»Willst du, Victoria Rossmann, den hier anwesenden Gino Barberi zu deinem Ehemann nehmen, ihn lieben, ehren und ihm gehorchen, heute und bis in alle Ewigkeit?«
»Ja, ich will«, erwiderte Vicky mit zitternder Stimme und gab sich völlig seinem leidenschaftlichem Kuss hin. Wer war er? Wen hatte sie geheiratet? Sie hätte niemals von sich selbst geglaubt, dass sie sich auf ein solches Abenteuer einlassen würde. Das Leben konnte ja so aufregend sein.
Gino und Antonio tauschten. Gino hatte mit Anna getanzt und Antonio mit Vicky. Jetzt schmiegte sie sich wieder in seine Arme, die sie angenehm fest hielten. Alles war bis jetzt beeindruckend und – anstrengend gewesen. Die vielen Gäste, der Nachmittagskaffee im Freien, das gemeinsame Anschneiden der beiden Hochzeitstorten. Vicky hatte so sehr gehofft, dass Gino seine Maske nach ihrem Ja-Wort abnehmen würde, aber aus einem Grund, den nur er kannte, musste sie weiter darauf warten. Sie war mit einer Maske verheiratet! Die Enttäuschung darüber musste ihr wohl im Gesicht stehen.
»Geduld,
cara mia
. Lass mir mein kleines Geheimnis, bis wir beide alleine sind.«
Dann spazierten alle zum Haus, begaben sich in den großen Saal. Es kam der erste gemeinsame Tanz, danach einer mit diesem und mit jenem Ehrengast oder Verwandten … Vicky war aufgeregt und dennoch schien ihr Herz beinahe vor Glück zu zerspringen.
»Geht’s dir gut?«, flüsterte er ihr während des Tanzes ins Ohr.
»Ja, ich glaube schon«, hauchte sie zurück. »Bin ich jetzt wirklich deine Frau oder träume ich das alles?«
Gino lachte leise. »Nein, noch nicht ganz. Nur auf dem Papier. Aber das dauert nicht mehr lange, dann bist du es, meine Frau.«
Er dirigierte sie langsam von der Tanzfläche, nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich fort, hinaus aus dem Saal, den Flur entlang und die große, in der Mitte mit einem roten Teppich belegte Treppe hinauf. Vor seiner Schlafzimmertür umarmte er Vicky und küsste sie zärtlich.
»Ich sollte dich wohl am besten über die Türschwelle tragen«, murmelte er und sah sie an. »Möchtest du das?«
Vicky nickte lächelnd. Sie legte eine Hand um seinen Hals und er hob sie hoch. Der Stoff ihres Brautkleides war weit und lang, hing bis auf den Boden herab und Gino musste aufpassen, nicht darauf zu treten. Vicky streckte die Hand aus und drückte die Türklinke herunter. Dann gab er der Tür einen Stoß mit dem Fuß und sie schwang auf.
Eine Wolke von Rosenduft schlug ihnen entgegen. Überall standen Vasen voller Rosen, auf den Möbeln, aber auch auf dem Fußboden. Vor allem rote Rosen, aber auch rosa- oder pfirsichfarbene, pastellgelbe und schneeweiße. Es war überwältigend. Auf der weißen Bettdecke waren rote Rosenblätter verteilt und auf dem Kopfkissen war ein aus Rosen gebundenes Herz nieder gelegt. Unter der Decke hingen rote Luftballons in Herzform, mit Glückwünschen der Gäste auf einem Kärtchen am herabhängenden Faden.
Gino setzte Vicky auf dem Bett ab, so dass nur noch ihre Unterschenkel über die Bettkante hinaus ragten.
»Es ist wunderschön, und wie das duftet. Wie im Paradies. Und was machen wir jetzt?« Sie legte den Kopf schief und sah herausfordernd zu seiner Maske auf.
»Jetzt, meine Liebe, besiegle ich unsere Ehe und mache dich unwiderruflich zu meiner Frau.«
»Dann soll ich mich also ausziehen?« Sie wackelte übermütig mit den Füßen auf und ab.
»Nein, du machst gar nichts, bleib einfach so sitzen. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas tust. Ich werde dich gleich selbst ausziehen.«
Vicky sah ihm stumm zu, wie er sein Jacket ablegte, Krawatte und Hemd, das von der Sommerhitze durchschwitzt war, die Schuhe von sich schleuderte und ihr wurde plötzlich klar, dass in diesem ruhig und kontrolliert wirkenden Mann eine Kraft und Energie steckte, die ihr bislang nicht bewusst gewesen war. Wie vertraut und wie fremd er ihr gleichzeitig war. Sein Körper war sehnig, muskulös, aber nicht wie der eines Athleten, eher wie der einer antiken Statue, von einer natürlichen Schönheit und Vollkommenheit, und das traf auch auf sein Gesäß zu, dass er soeben vor ihr entblößte. Dann drehte er sich langsam um und betrachtete sie, fast ernst, mit einem wohlwollenden Lächeln auf seinen Lippen und sie hatte den Eindruck, als zwinkerte ihr durch die Maske hindurch mit einem Auge zu.
Sie betrachtete ihn von oben bis unten. Sein Geschlecht war noch nicht für den Akt bereit, noch nicht standfest, doch die Vorhaut
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