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Begierde

Begierde

Titel: Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Gruenberg
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was sie ihn fragen musste. »Darf ich Sie noch etwas fragen, Signor Gino?«
    »Natürlich. Nur zu, Victoria. Was willst du wissen?«
    »Warum suchen Sie hier eine Frau? Wenn Sie unter Ihrer Maske nichts Abstoßendes verstecken und reich sind, dann laufen Ihnen doch bestimmt genügend schöne Frauen hinterher.«
    Er senkte seinen Blick, schaute auf seine übereinander geschlagenen Beine, drehte mit der rechten Hand den einzigen Ring, den er am Ringfinger der linken Hand trug. Ein breiter Goldring mit einem schlichten schwarzen Stein. Vicky überlegte. Irgendwo hatte sie schon einmal einen ähnlichen gesehen. Aber bei wem?
    »Hab ich etwas Falsches gesagt? Ich wollte nicht –«
    »Nein, ist schon gut, Victoria. Du hast mir die Wahrheit gesagt und ich werde es genauso tun.« Er schaute wieder auf, griff nach ihrer Hand und nahm sie in seine. »Ich bin zu oft enttäuscht worden, angeblich geliebt und dann doch betrogen. Ich will nicht mehr hintergangen werden. Die Frauen, die mich kennen, sehen nur mein Geld, meine Firma, die äußere Fassade meines Lebens. Ich möchte aber eine Frau, die ehrlich ist und absolut treu. Eine devote Frau, die gebildet ist, ihre eigene Meinung hat, aber nicht streitsüchtig und bestimmend ist, sondern sich mir unterordnet, freiwillig und mit Hingabe. Auch in sexueller Hinsicht.«
    Nun war es an Vicky zu lachen. »Sie suchen eine Märchenprinzessin oder Elfe, keine Ehefrau, Signor Gino.«
    Barberi fiel nach kurzem Zögern in ihr Lachen mit ein. »Nun, dann haben wir wohl beide etwas gemeinsam, nämlich sehr präzise und doch fast unerfüllbare Träume vom richtigen Partner.«
    Langsam und fast unmerklich war er näher gerückt, beugte sich Vicky entgegen und legte nun seinen Arm um sie. Ein wenig lehnte sie sich mit ihrem Oberkörper zurück, aber er folgte ihr. Sie hielt den Atem an. Er schien Sekunden zu zögern, als wäre er sich seiner Sache nicht sicher. Dann trafen sich ihre Lippen. Zunächst sanft, weich, wie ein Hauch. Vicky öffnete als erste ihren Mund. Ihre Zungenspitze kitzelte über seine Lippen, sie fühlte, wie sich seine unter den ihren öffneten, immer noch zögernd. Doch dann, auf einmal, zog er sie mehr in seine Arme und küsste sie so leidenschaftlich, dass ihr schwindlig wurde. Sie erwiderte seine Umarmung und seinen Kuss und nahm ihn gleichzeitig mit allen Sinnen wahr. Seinen männlich herben Geruch nach After Shave, den zarten Eukalyptusgeschmack seines Mundes, seine starke Umarmung, die sich nach Geborgenheit und sinnlichem Begehren anfühlte. Sie wollte nie mehr woanders sein.
    Als sie ihre Lippen langsam wieder voneinander gelöst hatten, blieb sie verwirrt von seinen Armen umfangen, kuschelte sich an seine Brust. Er sank langsam mit ihr nach hinten, lehnte den Kopf zurück und stöhnte leise. »Oh Vicky, was haben wir gemacht?«
    »Sagen Sie das noch mal.«
    »Was meinst du?«
    »Meinen Namen.«
    »Vic – toria.«
    Vicky richtete sich auf, sah ihn von unten an. »Nein, Sie sagten Vicky, so wie mich alle meine Freunde nennen, nur hier nennt mich niemand so.«
    Er lächelte zaghaft, als gelte es, etwas Verbotenes zu tun. »Also gut, Vicky. Gefällt dir das besser?»
    »Ja«, flüsterte sie und kuschelte sich wieder an seine Brust. Seine Stimme klang angenehm, hatte etwas Vertrautes an sich, als wäre er kein Fremder, sondern als kannten sie sich schon lange. Wenn die störende Maske wegfiel, hörte sie sich bestimmt noch wärmer und männlicher an, weniger nasal. Es machte ihr auf einmal nichts mehr aus, dass sie sein Gesicht erst später sehen würde. Das erhöhte den Reiz des Entdeckens.
    Ein Weilchen sprach keiner von ihnen. Vicky horchte auf das Schlagen seines Herzens. Es klang kräftig, aber auch aufgeregt. Sein Körper war warm und sehnig. Sie verspürte den inständigen Wunsch, ihn auf irgendeine Weise glücklich zu machen. Ihm zu zeigen, dass sie für ihn die Richtige sei. Wenn er die Wahrheit gesagt hatte, dann waren sie wie füreinander geschaffen. Sie träumten beide von dem einen treuen und liebevollen Partner, der alles gab, dafür aber auch alles erhielt. Wie konnte sie ihm beweisen, dass sie seinem Wunsch gerecht würde?
    Langsam rutschte sie tiefer, presste sich zwischen seinen Schenkel hindurch, bis sie vor ihm auf dem Boden kniete, zwischen seinen Beinen. Dann räusperte sie sich leise.
    Gino war seinen wirren Gedanken nachgehangen. Eigentlich war er nur gekommen, um sich umzuschauen. Er wollte nicht ernsthaft nach einer Frau für sich suchen.

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