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Begierde

Begierde

Titel: Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Gruenberg
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Patrona erzählt.«
    »Ich – ich habe mich anfassen lassen, ja, das stimmt. Ich wollte die Männer heiß machen, verrückt nach mir, aber ich habe nie …« Bitterkeit stieg in ihr auf. Er war vielleicht doch nicht besser als alle die anderen, sondern hatte sie durch seine Zärtlichkeiten getäuscht. Warum sollte sie es ihm erzählen. Er würde es ohnehin nicht verstehen, sie vielleicht sogar auslachen.
    »Hast du es genossen?«
    Vicky nahm gerade einen Schluck Wein und hätte sich fast verschluckt. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und hustete.
    »Vicky, antworte. Hast du es genossen, angefasst zu werden?«
    »Ja und Nein. Es hat mich erregt und gleichzeitig aber auch abgestoßen. Diese Gier, die war widerlich.«
    »Wie viele waren es?«
    Vicky wich zurück, drehte den Kopf seitlich ab.
    »Sag es mir«, beharrte er.
    Sie erschrak über seinen fordernden Tonfall. »Viele.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Als sie ihre Antwort nicht ergänzte, fragte Gino weiter. »Genauer. Ich meine, mit wie vielen hast du schon geschlafen? Was ist das für ein Märchen, du seist noch Jungfrau. Sag mir die Wahrheit.«
    Ihre Wangen begannen zu glühen.
    »Victoria.«
    Sie zuckte unter ihrem vollen Namen zusammen und wimmerte.
    »Ich warte. Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, werde ich nachhelfen. Von einer künftigen Lebensgefährtin erwarte ich, dass sie mir auf alles antwortet, ehrlich und ohne Herumzudrucksen. Also?«
    Vicky senkte den Kopf noch tiefer.
    »Ich würde ungern hinausgehen und mit einem Rohrstock wiederkehren. Die Patrona leiht mir bestimmt gerne einen aus, um dir auf die Sprünge helfen. Willst du das?«
    Sie flüsterte ihre Antwort kaum hörbar. »Nein, bitte nicht. Ich habe mich nur anfassen lassen, bitte glauben Sie mir, Signor Gino, es gab keinen Liebhaber, keinen richtigen. Ich habe noch nie, noch nie – nie mit einem Mann geschlafen.« Sie atmete laut ein. »Ich wollte das nicht.«
    »Ach so, du hasst also Männer, nicht wahr? Hast du dich deshalb nicht vögeln lassen? Bist du eine Lesbe?«
    »Nein.« Vicky schaute entsetzt auf und suchte seinen Blick hinter der Maske. »Nein, das dürfen Sie nicht von mir denken, so eine bin ich nicht. Das – das müssen Sie vorhin doch gemerkt haben.«
    Gino beugte sich zu ihr vor. In seinen dunklen Augen blitzte ein Lichtreflex auf, der von dem gegenüber an der Wand angebrachten Spotlight herrührte. Er zeigte ihr, dass Ginos Augen tatsächlich dunkelgrau waren. Wie ungewöhnlich. »Was ist es dann? Warum hasst du uns Männer? Weil wir heiß auf so hübsche Frauen wie dich sind? Weil wir euch vernaschen und beherrschen wollen? Aber das ist doch ganz natürlich und wenn es nicht so wäre, wäre es euch auch nicht recht, dann würdet ihr euch nämlich nicht beachtet fühlen.«
    Vicky wäre am liebsten aufgesprungen und hinausgelaufen. Sie fühlte sich mehr und mehr in die Enge getrieben. Was war in der Zeit geschehen, als sie den Wein holte? Warum verhielt er sich plötzlich streng und unnachgiebig? Hatte er sie nur getestet? Aber es war nicht nur der Druck, den er auf sie ausübte und die Verlegenheit, sich ihm öffnen zu müssen, ihr Innerstes nach außen zu kehren. Es imponierte ihr durchaus, dass er sich nicht mit einer banalen Antwort abspeisen ließ. Allmählich zeigte er wohl sein wahres Wesen und dass er nicht nur sanft und zärtlich, sondern auch dominant war. Das war ziemlich verwirrend.
    Er lehnte sich langsam wieder zurück, starrte sie schweigend an. Seine Stimme klang wieder weich und warmherzig, als er sie erneut aufforderte. »Bitte Victoria, sei aufrichtig. Du musst dich nicht schämen und auch keine Angst vor Konsequenzen haben. Warum hasst du uns Männer?«
    Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Nicht alle. Nicht prinzipiell. Ich hasse eigentlich nur einen Mann. Meinen Bruder. Er – er ist schuld daran, dass ich hier bin.«
    »Nun, ist das so schlimm?«
    Vicky stieß einen empörten Schnaufer aus. »Wie würden Sie es denn finden, wenn man Sie Ihrer Freiheit beraubt, hierher bringt und wochenlang einsperrt?«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst. Du bist doch freiwillig hier.«
    Für einen Augenblick schwieg sie, dachte nach. Dann lenkte sie ein. Warum sollte er ihr glauben, sie verstand doch selbst nicht, warum und wann sie den Vertrag unterschrieben hatte. Hatte sie das?
    »Ich – es, es mag Ihnen unglaubwürdig erscheinen, aber ich habe den Vertrag nicht unterschrieben, ich meine, nicht ich selbst.«
    Ginos Lächeln hatte den Beigeschmack

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