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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Hause Gottes nicht geziemt«, platzte sie in einer Mischung aus Zorn und Empörung heraus. Sie wusste instinktiv, dass sie sich gegen einen Spötter wie den Stinkenden wehren musste, wenn sie als Jüngling durchgehen wollte. Mit hellen Augen funkelte sie ihn an. »Jetzt siehst du, was mir an dem Küken gefällt.« Der Fuchs sah mit erkennbarem Stolz auf Ysée herab. »Es hat vielleicht noch keinen Kamm, aber bereits hübsche Krallen. Freunde, das ist Yvo. Yvo, das sind nur ein paar der Dummköpfe, die glauben, dass sie mir in den Leges das Wasser reichen können. Die Bohnenstange da ist Jeannot, und die anderen wirst du schon noch kennen lernen. Lasst uns zu Mère Madou gehen. Sicher können wir sie überreden, uns eine Schale Kaidauneneintopf zu geben. Unser Yvo muss herausgefüttert werden.«
    »Ich hab kein Geld«, brummte Ysée eine Oktave tiefer als normal. »Mein Herr hat mir keinen Sou gegeben.«
    »Du bist eingeladen«, winkte Renard ab. »Wir stehen für einander ein, du wirst es noch lernen. Aber Mutter Madou hat ohnehin ein Herz für Hungerleider.«
    Ysée blieb an Renards Seite und versuchte, Jeannot aus dem Weg zu gehen. Es gefiel ihr, dass er sie beschützte und ohne großes Verhör in die Gruppe aufgenommen hatte. Ohne ein einziges Gebet hatte sie in Notre-Dame etwas erhalten, von dem sie nie zu träumen gewagt hatte. Einen Freund.
     
     
     
    M ATHIEU VON A NDRIEU
    Paris, königlicher Palast, 31. März 1310
     
    »Das päpstliche Tribunal tagt seit dem 12. November des vergangenen Jahres, aber bis jetzt sind sie noch zu keinem Ergebnis gekommen.« König Philipp stand auf und stützte die flachen Hände auf den polierten Ebenholztisch. »Ich hatte mir mehr davon erwartet, nachdem der Erzbischof von Narbonne den Vorsitz dieser Kommission übernommen hat.« Mathieu trat stumm zur Seite, als der König auf den Kamin zuging. Er fühlte sich äußerst unwohl in seiner Haut, denn bisher hatte er sich kaum mit dem Prozess gegen die Templer befasst. Eigentlich interessierte er ihn auch nicht. Guillaume von Nogaret wagte es, Philipp dem Schönen zu widersprechen. »Die Dinge stehen bestens, Majestät. Hat nicht Erzbischof Aycelin den Großmeister der Templer beschieden, auf das Geschrei und die Rhetorik von Advokaten zu verzichten? Es handele sich um Glaubensfragen und den Verdacht der Häresie. Auf diese Weise würde das Verfahren verkürzt.«
    »Und was ist mit den Templern, die mittlerweile aus dem ganzen Königreich nach Paris geeilt sind, um den Orden zu verteidigen, den wir aus der Welt schaffen wollen?« Der König fixierte seinen Großsiegelbewahrer verärgert. »Sollen wir ihnen etwa großzügig Gastfreundschaft gewähren und zulassen, dass sie Seine Heiligkeit wieder umstimmen? Ihr wisst, wie wankelmütig der Heilige Vater ist und wie schwer man ihn zu Entscheidungen bringt. Er steht zu den Templern.«
    »Auch Seine Heiligkeit Clemens V. muss die Geständnisse akzeptieren, die die gefangenen Tempelritter dem Generalinquisitor bei ihrer Befragung gemacht haben.«
    »Dann ist die Anhörung der Verteidiger des Ordens doch gänzlich überflüssig. Wie die Ratten sind sie aus ihren Löchern gekrochen. Warum hat die Kommission dann einen Aufruf zugelassen, der alle Templer des Abendlandes zur eigenen Verteidigung aufgerufen hat?«
    »Man wollte gegenüber Seiner Heiligkeit das Gesicht wahren, Majestät. Meine Agenten werden dafür sorgen, dass zur Verteidigung des Ordens kein ernst zu nehmender Mann vor den Bischöfen erscheint. Den Templern bieten wir unsere Gastfreundschaft in den Kerkern des Königreiches.«
    Philipp der Schöne nickte befriedigt.
    »Der Orden der Templer muss vernichtet werden, das ist mein Wille.«
    Mathieu war angewidert.
    Es kam selten vor, dass der König seine Abneigung gegen die Templer so klar formulierte. Seit dem Herbst 1306 genährt, war sie inzwischen zu einer kompromisslosen Vernichtungswut angewachsen.
    Mathieu war damals einer von wenigen Getreuen, die den König in die Festung des Temple begleitet hatten. Die Bevölkerung der Hauptstadt hatte mit Aufruhr auf eine königliche Order reagiert, alle Handelsverträge sollten nach dem Metallwert von livres und deniers berechnet werden. Auf der Basis des damaligen Kurses verdreifachten sich die Lasten der Bürger mit einem königlichen Federstrich.
    Philipp der Schöne hatte die Staatskasse mit den Kosten für die Umbauten des Palastes auf der Cité bis an die Grenzen ihrer Kapazität belastet. Er brauchte das Geld dringend.

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