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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Tempelrittern in unserer Stadt ist ärgerlich genug, aber wir können es uns nicht leisten, gegen sie vorzugehen. Sie würden von ihren Waffen Gebrauch machen. Macht Euch zum Schatten dieses Bologne. Ich erwarte umfassende, regelmäßige Berichte.« Mathieu akzeptierte den Befehl mit einer schweigenden Verneigung. Er bewunderte den Mut der vielen hundert Ritter, die nach Paris gekommen waren, ihre Glaubensbrüder zu verteidigen, obwohl sie bei diesem Versuch das Leben riskierten. Für Pierre von Bologne empfand er sogar Hochachtung. Er erinnerte ihn an Simon. Clemens V. in all seiner wetterwendischen Schwäche wusste nicht, welch aufrechte Männer er in seinen Diensten hatte.
    Ein leises Kratzen an der Tür verkündete eine wichtige Unterbrechung. Der oberste Schreiber Seiner Majestät hatte als Einziger die Erlaubnis, solche Besprechungen zu stören. »Ein Bote aus Sens, Majestät.«
    Der schnelle Atem des Mannes verriet, dass er eilig gelaufen war, um die Neuigkeit zu überbringen.
    »Seine Eminenz der Erzbischof ist vor zwei Tagen am Schlagfluss dahingeschieden. Paris ist ohne Bischof.« Die Stadt Paris gehörte zum Bistum von Sens. Sein Bischof saß damit automatisch dem Gericht vor, das das Urteil über die Tempelritter fällen sollte. Wer immer die Nachfolge des verstorbenen Kirchenmannes antreten würde, es musste ein Mann sein, der im Interesse des Königs und nicht des Heiligen Stuhles handelte. Der König reagierte unverzüglich. »Versucht die Nachricht so lange wie möglich geheim zu halten und schickt mir einen vertrauenswürdigen Schreiber. Ich muss sofort einen Brief an Seine Heiligkeit diktieren. Ein Eilkurier soll sich bereithalten. Andrieu, Ihr könnt gehen.
    Nogaret, Ihr bleibt. Wir müssen die Liste der Kandidaten überprüfen, die als Nachfolger für Seine Eminenz in Frage kommen.«
    Mit großen Schritten eilte Mathieu durch den prächtigen Grande Salle des Schlosses, ohne die Blicke und Grüße zu beachten. Philipp der Schöne hatte aus der Burg seiner Vorfahren ein Schloss gemacht, das mit beeindruckenden Hallen und Sälen prunkte. In seiner ganzen Ausdehnung reichte es vom Domplatz der großen Kathedrale bis hinunter zur Westspitze der Ile de Cité, wo die Sumpfwiesen begannen und den Blick auf die Judeninsel freigaben, die dahinter im Fluss lag. Die Insel trug lediglich noch den Namen. Der König hatte 1306 alle Juden des Landes verwiesen und die Vermögen konfisziert. Im Grunde drehte sich bei Hof alles nur um Macht und Geld. Gewusst hatte Mathieu das schon lange, doch der Vernichtungsfeldzug gegen die Templer war ihm der Machtgier zu viel. Was er jetzt benötigte, war eine ruhige Ecke in einer Schänke, um seine Gedanken zu ordnen.
    Am liebsten hätte er in diesem Augenblick seine Dienste beim König quittiert. Er wusste, was ihm widerstrebte, doch er hatte keine Vorstellung davon, wie es weitergehen sollte. Auf seinem angestammten Lehen saß sein Schwager mit seiner Schwester und dem Kind. Ein anderes Lehen lockte ihn nicht. Den König um Unterstützung zu bitten war er zu stolz. Nicht einmal die Zuflucht in die Rue des Ursins konnte ihm die erforderliche Ruhe bringen. Da war dieses Mädchen, das unter seinem Dach lebte. Warum beunruhigte ihn das so? Beim Blick in ihre Augen stieg immer häufiger ein merkwürdiges Gefühl in ihm auf.
    Etwas ging in ihm vor, seitdem sie ihm vom Himmel vor die Füße gefallen war.
     
     
     
    B RUDER S IMON
    Brügge, Pfarrhaus an der Beginenbrücke, April 1310
     
    »Könnt Ihr mir weiterhelfen, ehrwürdiger Pater? Ich suche einen Mönch mit dem Namen Simon.«
    Ein Mann im staubigen Reisegewand trat Simon unverhofft in den Weg, als er den Beginenhof verließ. »Er steht vor Euch. Worum geht es?«
    »Ich habe eine Botschaft für Euch.«
    Ohne ein weiteres Wort übergab er ihm ein dünnes Päckchen mit dem Siegel des Papstes. Der Bote verneigte sich und ging zurück zu seinem Pferd, das an einem Pfahl angebunden war.
    Neue Befehle? Simon zögerte. Das Pfarrhaus schien ihm nicht der richtige Ort, die Mitteilungen zu lesen. Kurz entschlossen ging er in den Weingarten zurück und in die Kirche. In der Sakristei war er allein. In der gewachsten Hülle befanden sich zwei Briefe. Nur einer war an ihn gerichtet. Die Schrift war die eines Sekretärs, der Ton die befehlsgewohnte Stimme des Erzdiakons.
    »Eure Anwesenheit in Brügge ist nicht länger vonnöten«, las er zwischen den üblichen Floskeln. »Reist nach Paris. In Kürze findet dort der Prozess gegen die

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