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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Hand, die ganze Zeit
nachdenklich, als habe sie eigentlich ein ganz anderes Gesicht
vor sich.
»Kommst du allein ins Bett?«
»Ja, ich …«
»Und das frage ich nur aus Hilfsbereitschaft.«
Ich lächelte matt. »Danke. Ich kann im Augenblick sowieso zu
nicht viel anderem einladen als zu einer abgebrochenen Ballonfahrt, also – tja, danke.«
Sie erhob sich, eine schmale Gestalt.
Als sie gegangen war, wälzte ich mich auf die Seite und
schlief ein, den einen Schuh noch am Fuß. Der andere stand vor
dem Sofa wie ein trauriges Symbol einer humpelnden Existenz,
mit einem Fuß im Gestern und einem im Grab.
35
    Der nächste Morgen kam wie ein gerissener Einbrecher. Als ich
die Augen aufschlug, war er verschwunden, mit all meiner
Energie. Ich fühlte mich wie eine Verlustrechnung, in der alle
Posten stimmten.
    Der Duft von Kaffee und Toast zog mich in die Küche. Diesmal hatte sie ein richtig stattliches Frühstück auf die Beine
gestellt, und das Lächeln, mit dem sie mich empfing, war breiter
als die Nordmark und offener als das Maridal.
    »Guten Morgen!«
»Bist du sicher?«
Ich sah aus dem Fenster. Dort draußen verdeckte ein fahler,
    blasser Himmel die Sonne. Die Hügel um uns herum lagen
friedlich und scheinbar harmonisch da. Also war es wohl nur in
meinem Inneren so, als wären alle Roundabouts voller Verkehr,
als hingen hitzige Autofahrer in überfüllten Zentrumsstraßen auf
ihren Hupen und als kündeten die Autobahnen vom Jüngsten
Gericht und von Tod.
    Ich sah auf die Titelseite der Zeitung. Mein Blick fiel auf einen
Einspalter: Oslo-Marathon: Teilnehmer starb. Der Text erzählte, daß ein dreiundvierzig Jahre alter Teilnehmer aus Oslo
gestorben war. Wahrscheinlich infolge eines Herzversagens,
nachdem er am gestrigen Marathon teilgenommen hatte. – Keine
Andeutung, daß irgend etwas Kriminelles dahinterstecken
könnte.
    Ich konzentrierte mich auf das Frühstück, eine Art Urform von
Leben, Zelle und Sonne in einem.
Sie beobachtete mich von der anderen Seite des Kontinents.
»Woran denkst du?«
»Gerade eben versuche ich, gar nicht zu denken.«
»Tut es weh?«
»Ich habe das früher schon versucht.«
»Ich meine – die Wunden.«
»Oh. Wie gewöhnlich am Tag danach. Gedämpfter, aber
gleichzeitig nachdrücklicher. Ich glaube, ich muß was gegen
Schmerzen nehmen.«
»Heute kannst du dich doch wohl ausruhen?«
»Ich …«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
Sie ging und nahm ab. »Ja? – Ja. – Ja, er ist hier. – Einen
Moment.« Sie kam zurück. »Es ist die Polizei.«
Ich seufzte. Dann stakste ich auf den Flur zum Telefon. »Ja?
Hier ist Veum.«
»Anne-Kristine Bergsjø. Ich sitze hier vor einer Notiz des
Diensthabenden. Du sollst irgendwie gesagt haben, daß dieser
Tod während des Marathonlaufs gestern etwas mit dem OsloPlaza-Fall zu tun hätte.«
»Ja.«
»Hast du was dagegen, aufs Polizeirevier zu kommen und zu
präzisieren, was du damit meinst?«
Ȇberhaupt nicht. Aber es wird vielleicht etwas dauern. Ich
habe gestern selbst ganz schön was abgekriegt.«
»Was meinst du. Bist du überfallen worden?«
»Ja.«
»Hast du es gemeldet?«
»Nein, ich dachte, ich könnte das bei dir tun. Wo wir doch
mittlerweile so gut miteinander reden können.«
»Das fällt nicht in mein Ressort. Es sei denn … Sollte es auch
etwas mit …?«
»Das würde mich nicht wundern.«
»Sollen wir dir einen Wagen schicken?«
»Nein, nein. So schlimm ist es nicht. Ich bin in ungefähr einer
Stunde da, wenn mich niemand hindert.«
»Ich schicke dir einen Wagen. Gib mir die Adresse.«
Es hatte keinen Sinn zu diskutieren. Ich kämpfte mich zurück
zur Küche, beendete das Frühstück und ging ins Bad, um meine
Wunden genauer in Augenschein zu nehmen.
Das Licht war grell und unbarmherzig. Ich sah aus wie ein
Bombenkrater, koloriert in Blau und Grau. Zwischen den
Beinen hatte ich eine Ausrüstung, die ein Nilpferd eingeschüchtert hätte, und der eine Fuß fühlte sich an, als hätte ich den
Marathon barfuß auf Schotter zurückgelegt.
Ich goß mir kaltes Wasser ins Gesicht, zog mich aus und
duschte heiß. Als ich fertig war, standen schon uniformierte
Polizisten vor der Tür.
»Tragt ihr kugelsichere Westen?« fragte ich in etwas vorlautem Ton, wie ein Kirchenfürst auf einem Heavy-Metal-Konzert.
Ich schaute kurz in die Küche, wo Marit Johansen saß und in
der Zeitung blätterte. »Ich hau’ ab. Bleibst du zu Hause?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht geh’ ich spazieren.«
»Mit …«
Sie

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