Begrabene Hunde schlafen nicht
zwischen diesem Fall und
dem im Oslo Plaza.«
»Hör zu, Anne-Kristine …«
»Bergsjø, wenn ich bitten darf.«
» Oberinspektor Bergsjø, es gibt einen Zusammenhang. Asbjørn Hellesø hat in Groruds Büro angerufen, während Vassenden und ich da waren; er wollte für Backer-Steenberg einen
Termin abmachen. Axel Hauger hat Backer-Steenberg bedroht,
das weiß ich. P. E. Jansson stand auch in Verbindung mit
Grorud.«
Sie schüttelte herablassend den Kopf. »Diese Behauptung baut
also auf dem überzeugenden Faktum auf, daß beide vor ein paar
Tagen im selben Büro anriefen?«
»Und daß sie beide tot sind, mittlerweile! Vergiß das nicht.«
Sie sah mich forschend an, lange. »Ich glaube, daß du irgend
etwas vor uns verbirgst.«
Sie hatte recht. In der Tasche.
»Du verheimlichst etwas.«
Vielleicht hätte ich sie bitten sollen, mich abzutasten? Dann
wäre es überstanden gewesen.
Sie deutete vage auf mein Gesicht. »Dieser Überfall … Willst
du mir davon erzählen?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das war in der Møllergate,
gestern am späten Abend. Ein paar ausländische Jugendliche,
möglicherweise in einem roten Ford Escord mit einem Fuchsschwanz hinter der Heckscheibe. Sie wurden von einer Horde
Nazipöbel nach Walhall und wieder nach Hause gejagt.«
»Das klingt eher, als hättest du das Pech gehabt, dich in der
Schußlinie zwischen zwei Fronten zu verirren. Solche Zusammenstöße haben wir fast jedes Wochenende in der Gegend. Das
hat wohl kaum etwas mit unseren Fällen zu tun.«
»Das einzige war, daß ich glaube ihr Auto schon mal gesehen
zu haben.«
»Das der jugendlichen Einwanderer?«
»Ja.«
»Und wo?«
»In der Urtegat, Freitag nachmittag. Da, wo Grorud Inkasso
am Mittwoch sein Büro hatte. Und wo Oberwachtmeister Pedersen und ich am Donnerstag vergeblich gesucht haben.«
»Und am Freitag …«
»… war es noch genauso leer.«
»Und du meinst, daß diese Jugendlichen in dem Auto – erstens
irgendwas mit dieser Sache zu tun hätten, zweitens dich in der
Urtegate beobachtet hätten und drittens sich die Mühe gemacht
hätten, dir zu folgen und dich am Samstag abend zu verprügeln?«
»Na ja, nein … Ich bin ziemlich sicher, daß sie mich nicht
verfolgt haben.«
»Woher wußten sie, wo du warst?«
»Tja …«
»Also du siehst … Zufälle, Veum. Vergiß den Teil der Geschichte. Wir haben eine Reihe von ihnen im Archiv. Wenn du
den Fall anzeigen willst, kannst du es nachher durchblättern.«
»Ich weiß nicht, ob es der Mühe wert ist.«
»Wenn nicht, dann komme ich zurück zu Backer-Steenberg
und der eventuellen Verbindung zum Oslo-Plaza-Fall.«
»Hör zu. Wenn wir, und sei es nur theoretisch, annehmen, daß
Frau Hauger wirklich die Merete Sjøwold ist, die ich glaubte
wiedererkannt zu haben.«
Sie lächelte kalt. »Was dann?«
»In dem Fall wäre sie die Witwe des schwedischen Großindustriellen Fredrik Loewe. Er und Backer-Steenberg hatten sehr
enge Beziehungen, geerbt von ihren jeweiligen Vätern. Waffenindustrie.«
»Aha, und weiter?«
»Tja … Jansson war Schwede, Fredrik Loewe auch, und Axel
Hauger ist es noch, auch wenn er versucht, es zu vertuschen,
wenn er in Norwegen ist.«
»Es ist nicht strafbar, Schwede zu sein, Veum. Diese Argumentation ist genauso überzeugend wie die, daß beide am selben
Vormittag bei Svein Grorud angerufen haben.«
»Backer-Steenberg hat sich aus dem Waffengeschäft zurückgezogen, 1987, wie es scheint, um voll und ganz auf Öl
umzusteigen.«
»Woher weißt du das?«
»Es steht in den Zeitungen. Vielleicht steckten ganz andere
Gründe dahinter, Meinungsverschiedenheiten, die noch heute
bei den Beteiligten für böses Blut sorgen.«
» Vielleicht ist das Stichwort für alles, was du sagst, Veum.
Wir bei der Polizei sind auf Fakten angewiesen.«
»Es ist ein Faktum, daß Backer-Steenberg und Fredrik Loewe
miteinander Geschäfte gemacht haben.«
»Aber ist es ein Faktum, daß Axel Haugers Frau Fredrik
Loewes Witwe ist?«
»Vielleicht solltet ihr mal beim Einwohnermeldeamt anrufen?«
»Und wenn nicht, wo ist dann die Verbindung zu – beispielsweise Jansson?«
»Tja …« Die Antwort war peinlich einfach. Sie lag in meiner
Jackentasche, auf einem Foto von 1986.
»Ich glaube, wir vergeuden unsere Zeit, Veum. Wenn du nicht
mehr zu erzählen hast, habe ich anderes zu tun.«
»Meldet ihr euch, wenn Backer-Steenberg obduziert ist?«
»Ob wir uns melden?« Sie sah ironisch den Wachtmeister an.
»Haben wir eine Meldepflicht an Privatermittler,
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