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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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lächelte verkrampft. »Nein. Heute macht er einen Ausflug,
mit der Familie.«
»Ach so. Soll ich nachher mal anrufen?«
Sie nickte zerstreut, schon wieder in die Zeitung vertieft. »Ist
in Ordnung.«
Die Polizisten fuhren mit Blaulicht durch die Stadt, als müßten
sie ein Fußballspiel erreichen. Das Polizeigebäude lag dunkel
und sonntäglich still da. Nur wenige Fenster waren erleuchtet
und verrieten Leben dahinter.
Die beiden Wachtmeister begleiteten mich bis in ihr Büro.
Dort wurde der eine auf der Stelle entlassen. Der andere blieb
als Zeuge unseres Gesprächs da.
Anne-Kristine Bergsjø war gekleidet, als hätte sie eigentlich
eine Tour ins Freie vorgehabt: ein rot-weißer Pullover mit
Olympiamuster, blaue Kniebundhosen mit einem Schnitt völlig
jenseits aller Uniformbestimmungen und dazu passende Strümpfe.
Sie lächelte ihr putziges Lächeln, mit schmalen, zusammengekniffenen Lippen, die sich an beiden Enden mit einer äußerst
reservierten Herzlichkeit kräuselten.
Sie vergeudete keine Zeit mit Nebensächlichkeiten. »Na,
Veum. Spuck’s aus.«
»Du hast mich also wiedererkannt. Willst du nicht irgend so
was sagen wie, daß du nicht vermutet hättest, daß ein Marathonlauf so hart wäre?«
»Ich weiß, daß er nicht so hart ist. Was hast du zu sagen?«
»Herzlichen Dank für soviel Anteilnahme.«
»Oh, gern geschehen«, sagte sie säuerlich.
»Dieser Axel Hauger, den ich am Donnerstag erwähnt habe –
habt ihr ihn aufgespürt?«
Sie verdrehte die Augen. »Ich habe dich gebeten zu erzählen,
Veum.«
Da ich nichts sagte, stieß sie mit irritierter Miene hervor:
»Nein, wir haben ihn nicht aufgespürt. Er ist für ein paar Tage in
Schweden. Wir haben mit seiner Frau gesprochen, und er wird
uns anrufen, sobald er zurück ist.«
»In Schweden?«
»Ja.«
»Habt ihr seine Frau nicht gefragt, ob …«
»Nein, haben wir nicht. Das, dachten wir, wollten wir dir
überlassen, Veum.«
»Spar die deine Ironie für einen anderen Sonntag, Bergsjø.«
»Also, was willst du mir über Axel Hauger erzählen?«
»Warum, glaubst du, mußte er gerade jetzt nach Schweden?«
Sie stand abrupt auf. »Du hast die Wahl, ein für allemal.
Entweder erzählst du, was du zu sagen hast – oder du verbringst
das restliche Wochenende in Gewahrsam.«
Der Wachtmeister nickte. Er war hundert Prozent ihrer Meinung und hätte mich jederzeit vergewahrsamt, wenn sie ihn nur
gelassen hätte.
»Das war eine rein rhetorische Frage! Eine Art zu erzählen,
ich meine …«
»Also los!«
»Okay, okay. Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen ihm
und seiner Frau mitgehört.«
»Und wo?«
»Äh, im Markvei.« Schnell lügte ich hinzu: »Das mich annehmen ließ, daß er Backer-Steenberg unter Druck setzte – und
ihn im Zusammenhang mit seiner Teilnahme am Oslo-Marathon
bedrohte.«
»Und was hat Backer-Steenberg mit der Geschichte zu tun?«
»Ich habe seinen Anwalt getroffen, Asbjørn Hellesø, und …«
»Warst du bei Hellesø?«
»Ja, ich …«
»Hab’ ich dir nicht klare Order gegeben, dich da rauszuhalten?«
»Nein, eben gerade nicht. Du solltest vielleicht die Protokolle
no …«
»So was nehmen wir nicht auf, Veum! Wenn ich es da nicht
gesagt habe, dann sag’ ich es eben jetzt. Von jetzt an hältst du
dich absolut aus allem raus, was mit dem Fall zu tun hat. Er ist
gesundheitsgefährdend, im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Was ich sagen wollte, war – Asbjørn Hellesø und ich sind
alte Studienkollegen, und da ich schon mal in Oslo war … Und
dann traf ich mit ihm zusammen zufällig Backer-Steenberg, und
als ich später diese Drohung mithörte, da … Tja, ich habe mich
bei Backer-Steenberg gemeldet, am Freitag, und ihn davor
gewarnt zu laufen.«
Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder. »Das geht mir zu
schnell, Veum. Kein Wunder, daß Hamre … Gut, aber er nahm
die Warnung nicht ad notam, versteh’ ich dich recht?«
»Nein. Statt dessen lud er mich ein, mit ihm zu laufen, als eine
Art Leibwächter, aber – tja, er lief mir davon.«
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Mit Freuden, denke ich.«
»Und als ich ihn im Bislett-Stadion wiedersah, hob er seine
Trinkflasche und trank auf mich, und … Ich bin mir ziemlich
sicher, daß in der Flasche Gift war. Habt ihr sie gefunden?«
»Hör zu, Veum. Vorläufig ist das ein für uns äußerst nebensächlicher Fall. Backer-Steenberg wird obduziert, aber es ist
noch kein Bericht eingegangen. Was mich interessierte, war,
welche Zusammenhänge du siehst

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