Beherrsche mich - Erotischer Roman
Dingen ergötzte, die Lord Jasper für Evangeline vorgesehen hatte, war einfach zu peinlich.
Stattdessen ließ Laura ihre Gedanken schweifen und sinnierte darüber, wie sehr der Teufel in ihrer Vorstellung doch Lord Jasper ähnelte - was wahrscheinlich hieß, dass sie die beiden unbewusst miteinander in Verbindung brachte. Es war ein Leichtes, diesen Gedanken weiterzuspinnen, Darcy war
die perfekte Vorlage für Mark Frobisher, und Miss Scarlett konnte man sich durchaus als mögliche Anstandsdame vorstellen, die vielleicht bestochen worden war, um Evangeline durchbrennen zu lassen. Der Einzige, der auch nur entfernt an den bulgarischen Bandenchef erinnerte, war Mr. Brown. Allerdings hätte es für diese Rolle eines etwas dunkleren Teints mit sehr viel mehr Behaarung sowie eines großen, buschigen Oberlippenbarts bedurft. Und in Wirklichkeit war der Mann einfach zu langweilig, um in Lauras Fantasie hineinzupassen.
Auch nachdem der Zug in Cambridge gehalten und sie sich auf den Fußweg zur Arbeit gemacht hatte, war Laura noch immer völlig in Gedanken versunken. Erst als sie Mr. Henderson auf dem Parkplatz von EAS neben dem Firmenwagen stehen sah, erwachte sie aus ihrem Tagtraum. Sie beugte sich blitzschnell zu einem praktischerweise in der Nähe stehenden Geländewagen, um im Seitenspiegel ihre Erscheinung zu prüfen, musste aber schnell mit hochrotem Kopf feststellen, dass eine ältere Dame in dem Fahrzeug saß, die sie mit voller Missbilligung anstarrte. Als Laura schließlich auf Mr. Henderson zuging, wünschte sie sich, etwas mehr Sorgfalt auf ihre Frisur verwendet zu haben. Auch ein anderes Outfit mit höheren Schuhen wäre nicht schlecht gewesen. Und die Strümpfe mit sichtbarer Naht, die ihr eigentlich immer ein wohlwollendes Nicken von ihm einbrachten, aber unglaublich teuer und mühsam anzuziehen waren, schienen allein vom Hinsehen schon eine Laufmasche bekommen zu haben. So fiel denn der Blick ihres Chefs auch entsprechend aus.
»Nicht ganz der Stil, mit dem ich heute gerechnet hatte, Laura. Schick sollen Sie aussehen - das ist mein Motto.«
»Ja, Sir. Tut mir leid, Sir.«
»Nun, wir werden eben einfach unser Bestes geben müssen. Dies ist ein überaus wichtiges Geschäft, Laura. Nicht nur für
die Firma, sondern auch für mich persönlich. Wenn ich den Vertrag unter Dach und Fach kriege, könnte ich nächstes Jahr um diese Zeit schon Chef der Marketingabteilung sein. Ich erwarte von Ihnen, dass sie zu hundertfünfzig Prozent hinter mir stehen.«
»Ja, Sir.«
Laura stieg in den Firmenwagen und fragte sich, wie man zu hundertfünfzig Prozent hinter jemandem stehen könnte, außer man hätte über dem Kopf oder an einer Seite eine Körpererweiterung, die hervorlugte. Aber das schien ihr im Falle von Mr. Henderson für sich und die meisten anderen Menschen unmöglich zu sein. Da sie zumindest die relevanten Papiere auf Stand haben wollte, fing sie sofort an, die Unterlagen durchzusehen, als der Wagen den Parkplatz in Richtung Osten über die Newmarket Road verließ.
Mr. Henderson war mittlerweile dazu übergegangen, sich einer weiteren seiner Lieblingsbeschäftigungen zu widmen - dem Beschweren über andere Verkehrsteilnehmer, von denen er annahm, sie wären alle nur unterwegs, um sich die Zeit zu vertreiben, und nur er hätte Wichtiges zu tun. Laura kannte die Litanei und gab die passenden Kommentare an den passenden Stellen ab, während sie gleichzeitig versuchte, sich die Reihenfolge einzuprägen, in der die Vorteile ihres 24000-Volt-SF6-Schaltanlagensystems am besten zu präsentieren waren. Mr. Henderson kannte diese Reihenfolge natürlich in-und auswendig, erwartete aber von ihr, dass sie ihm die jeweiligen Unterlagen genau im richtigen Moment und in genau der richtigen Abfolge zureichte, um die Effizienz der Firma auch hier unter Beweis zu stellen. Erst als er auf der zweispurigen Schnellstraße eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hatte, widmete er sich selbst der bevorstehenden Aufgabe.
»Das Meeting findet in Setchal Manor statt.«
Der Name sagte Laura gar nichts, aber sie reagierte höflich. Im Moment fuhr ihr Chef Richtung Norden in die Fens , wo er irgendwann anhand der Anweisungen seines Navis in eine enge Straße einbog, die ein wenig erhöht an weiten Feldern vorbeiführte. Nach einer Weile veränderte sich die Landschaft, und der Blick fiel auf geschwungene Hügelkuppen und Senken mit Baumgrüppchen, kleinen Seen, Sandkuhlen und sorgfältig manikürten Rasenflächen. Mr. Henderson
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