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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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Zitrusfrüchten.«
    »Ja. Ich hab den Geruch noch in der Nase. Hier ist immer Schnee und Matsch. Nichts außer Asphalt und Auspuffgasen.«
    »Sagen Sie das nicht. Im Frühsommer blühen hier die Linden. Es sind zwar nicht allzu viele, aber wenn man unter einer von ihnen auf jemanden wartet, duftet es ganz wunderbar.«
    »Was sind Sie von Beruf?«
    Behzat Ç verfolgte mit seinen Augen das Ziel, das gerade den Weg in Richtung Fußballstadion eingeschlagen hatte. Er zog verschiedene mögliche Antworten in Erwägung: Beamter, Fleischer, Blumenhändler.
    »Ich bin Fußballtrainer«, sagte er.
    Die Frau zeigte reges Interesse: »Oh, bei welcher Mannschaft?«
    »Ballsportverein Cebeci.«
    »Nie gehört«, sagte die Frau. »Sind die in der ersten Liga?«
    »Erste Amateur.«
    »Tja. Wie ist die Form der Mannschaft?«
    »Wir steigen ab.«
    Als sie in Richtung Kleines Theater abbog, zog er seine Schirmmütze und sagte: »Ich muß mich hier verabschieden. Schönen Tag!«
    Das Ziel hielt an einer Kreuzung hinter dem Platz der Feuerwehr und schaute sich um. Sogleich ging er zu einem Kiosk und kaufte eine Zeitung. Dann warteten sie an der Bushaltestelle vor der Oper. Behzat Ç durchforstete sein Portemonnaie nach einer Fahrkarte. Sie stiegen in den Bus nach Kavaklıdere. Er zog es vor, eine normale Fahrkarte abzustempeln, anstatt seinen Dienstausweis vorzuzeigen. Er setzte sich zwei Reihen hinter sein Ziel. Der kompakte Mann, der als letzter in den Bus stieg, gefiel ihm gar nicht.
Mal sehen, wo das alles endet
. Er schaute sich die Sportseite an. Die gesamte Seite, von den Reportagen bis zu den Gastkommentaren, beschäftigte sich mit den Gründen für die schmachvolle Niederlage Galatasarays gegen die Gençler. Hier wurde der Schiedsrichter beschuldigt, da die mangelnden analytischen Fähigkeiten des Trainers, dort die Finanzkrise des Managements. Er fand keine einzige Zeile darüber, daß die Gençler einfach nur gut gespielt hatten. Er hätte gern die Zeitung weggeworfen, aber er würde sie noch brauchen.
    Sie stiegen am Schwanenpark aus. Das Ziel betrat den Park und setzte sich auf eine Bank. Er ging in die Teestube gegenüber. Er setzte sich an einen Tisch am Fenster, von dem aus er die Bank sehen konnte, und rief den Kellner herbei: »Bring mir mal schnell einen Tee.« Er zahlte sofort, als der Tee kam. Der warme Tee tat ihm gut. Obwohl er nicht lange genug gezogen hatte, hatte er in den letzten Monaten selten so viel Genuß bei einem Glas Tee empfunden wie bei diesem. Unterdessen traten zwei Männer in die Teestube, die ihm nicht gefielen, doch er schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Das Ziel beobachtete die Schwäne, die beinahe zu erfrieren schienen, und schaute dabei ständig auf seine Uhr. Nervös wippte er mit dem Fuß. Es war überdeutlich, daß er auf jemanden wartete. Derjenige ließ auch nicht allzu lange auf sich warten. Er trug die gleiche Plastiktüte wie das Ziel. Er setzte sich neben das Ziel auf die Bank und stellte seine Tüte neben die andere. Sie wechselten kein Wort. Nach einer Weile nahm das Ziel die Plastiktüte, die der Mann gebracht hatte, und hinterließ ihm seine eigene.
    Als das Ziel aufstand, erhoben sich mit einem Mal auch die beiden Männer, die nach Behzat Ç in die Teestube gekommen waren. Er hatte sie auf den ersten Blick nicht leiden können; jetzt wurde ihm klar, daß auch sie hinter seinem Ziel her waren. Er stand erst auf, als sie die Teestube verlassen hatten. Sie arbeiteten zu dritt: Einer verfolgte das Ziel, der zweite den ersten, der dritte die ersten beiden. Um nicht aufzufallen, wechselten sie sich regelmäßig ab. Das waren eindeutig Profis. Behzat Ç hängte sich an sie dran. Jetzt beobachtete er nicht mehr das Ziel, sondern die Person, die direkt hinter dem Ziel war. Wie ein Rattenschwanz bewegten sie sich bis zur Iranischen Straße fort. Irgendwoher kannte er den Kompakten, der am Ziel dran war. Es dauerte nicht lange, bis ihm auffiel, daß er ihn vor kurzem im Bus nach Kavaklıdere gesehen hatte, und… Ja, in der Tatnacht in der Bar. Er hatte sich mit ihm angelegt, um dann zu erfahren, daß er vom Geheimdienst war.
    Das Ziel prüfte hin und wieder, wer hinter ihm ging, schien sich aber recht sicher, nicht verfolgt zu werden – bis an einer Straßenecke ein Bus zwischen die beiden kam und der kompakte Idiot vor lauter Panik, das Ziel aus den Augen zu verlieren, aufgeregt herumsprang. Dabei war das Ziel nur in einen Laden gegangen, vermutlich, um sich Kaugummis oder Zigaretten

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