Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
zu kaufen. Sobald das Ziel den panisch hin und her laufenden Mann sah, wurde ihm klar, daß er verfolgt wurde. Er verließ den Laden und winkte dem ersten Taxi, das ihm entgegenkam. Das Taxi hielt auch prompt. Behzat Ç war auf der anderen Straßenseite. Vorsichtig überquerte er die Straße und winkte unauffällig dem nächsten Taxi. Als das Taxi mit dem Ziel losfuhr, hielt schon eines neben Behzat Ç an. Er stieg ein.
»Wohin geht es?«
»Warten Sie einen Augenblick.«
Ein schwarzer Volvo war mit hoher Geschwindigkeit in die Iranische Straße eingebogen und bremste scharf vor den Verfolgern. Alle drei stiegen hinten ein.
»Verfolgen Sie den Wagen hinter uns«, sagte Behzat Ç.
Der Taxifahrer grinste breit. »Muß der Satz nicht heißen: Verfolgen Sie den Wagen vor uns?«
Behzat Ç zeigte seinen Dienstausweis und sagte: »Halt den Mund und tu, was ich dir sage. Wir sind hier nicht im Film.«
Als das Auto hinter ihnen losfuhr, nahmen sie die Verfolgung auf.
»Und verlier den Wagen bloß nicht aus den Augen«, warnte er den Taxifahrer. »Wir sind auf einer wichtigen Mission.«
Der Taxifahrer drehte sich um und riß seine Augen auf: »Guck mal«, sagte er. »Sehe ich so aus, als ob ich etwas aus den Augen verlieren würde? Ich sitze seit zehn Jahren auf diesen Straßen hinterm Lenkrad.«
Auf dem Weg nach Çankaya fuhren das Taxi mit dem Ziel, der schwarze Volvo seiner Verfolger und das Taxi mit Behzat Ç fast Stoßstange an Stoßstange. Er verbarg sich hinter den Vordersitzen und sagte: »Fahr nicht zu nah ran. Laß einen anderen Wagen zwischen uns. Sie dürfen uns nicht bemerken.«
An einer roten Ampel ließ der Taxifahrer einen Wagen zwischen sich und den schwarzen Volvo. Das Taxi mit dem Ziel schoß noch bei Gelb los und wendete an einer verbotenen Stelle, der schwarze Volvo wendete ebenfalls, aber als die Reihe an Behzat Çs Taxi war, wurden sie von einem Verkehrspolizisten verwarnt.
»Dreh sofort um«, rief Behzat Ç.
»Wir bekommen eine Strafe.«
»Dreh um, hab ich gesagt.«
Der Taxifahrer gehorchte. Der Verkehrspolizist ließ seine Sirenen aufheulen und heftete sich dem Dreigespann an die Fersen. Er holte Behzat Çs Taxi ein und signalisierte dem Fahrer, rechts ran zu fahren.
»Was soll ich machen?«
Behzat Ç verdeckte sein Gesicht mit den Händen und sagte: »Fahr rechts ran.«
Der Verkehrspolizist stieg mit schwerfälligen Bewegungen von seinem Motorrad ab und kam mit drohenden Gesten näher. Er schlug mit der Faust gegen die Windschutzscheibe des Wagens. Dann schob er seine Sonnenbrille auf die Stirn und fragte den Taxifahrer, ob er bescheuert sei. Der Taxifahrer zuckte mit den Schultern und schaute Behzat Ç an. Sobald er sicher war, daß das Auto vor ihnen weit genug weg war, stieg er aus und drückte dem Verkehrspolizisten seine Dienstmarke ins Gesicht.
»Ja, du Wichser, wir sind bescheuert«, schrie er. »Und zufällig im Einsatz.«
»Entschuldigen Sie, Herr Vorgesetzter, wie konnte ich denn wissen, daß Sie im Einsatz sind.«
»Als der Volvo an dir vorbeigerauscht ist, hast du nur geglotzt wie ein Ochse vorm Berg. Aber sobald du ein wehrloses Taxi siehst, stürzt du dich drauf!« Behzat Ç stieß den Polizisten am Arm fort: »Und jetzt verpiß dich!« Er stieg wieder ein und sagte: »Schnell.« Der Verkehrspolizist schaute ihnen betreten hinterher. Der Taxifahrer gab Gas, schaltete in den dritten Gang und wandte sich dabei mit einem noch breiteren Grinsen nach Behzat Ç um: »Du hast aber ganz schön Eier in der Hose, Herr Vorgesetzter. Und ich dachte, du wärst so’n stinknormaler Beamter.«
»Fahr zu, Mann. Wir haben sie verloren.«
»Kann gar nicht passieren. Ich sitz seit zehn Jahren auf diesen Straßen hinterm Lenkrad. Guck dir nur meine Augen an…«
Die Augen des Taxifahrers waren überall, nur nicht auf der Straße vor ihm. Den schwarzen Volvo sahen sie vor einem neueröffneten Kaufhaus auf der Nene-Hatun-Straße. Vor dem Geschäft waren unzählige Blumengestecke und Gratulationskränze aufgebaut. Aus überdrehten Lautsprechern dröhnte schlechte Musik und auf dem Gehsteig rannten einige Clowns herum.
»Halt da vorne rechts«, sagte Behzat Ç.
Der Taxifahrer tat es.
»Wieviel macht es?«
»Ich hab das Taxameter gar nicht erst angeschaltet, Herr Vorgesetzter. Das seh ich als Dienst am Vaterland an.«
Behzat Ç steckte die Hand in die Tasche und gab dem Taxifahrer den ersten Schein, der ihm zwischen die Finger kam. Das es ihm zu wenig vorkam, gab er ihm noch einen von
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