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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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»Du scheiß Vaterlandsverräter! Eure Anführer haben im Ausland Villen, während ihr hier in der Gosse lebt.«
    »Lüge! Ihr denkt wohl, alle wären so wie ihr.«
    »Du wagst es, die Türkische Polizei als Lügner zu bezeichnen?«
    Özcan riß seinen Arm los.
    »Lügner wär ja noch in Ordnung. Aber ihr seid schlimmer als Wachhunde.«
    Behzat Ç stoppte den sich in Bewegung setzenden Harun mit seinem Zeigefinger und wandte sich Özcan zu. Er packte ihn am Kragen und knallte ihn gegen den Aktenschrank. Von der Wucht des Aufpralls fielen ein paar Aktenordner vom Schrank auf die beiden herab. Behzat Ç hatte bereits die Faust geballt, doch beim Blick in die Fresse vor sich ließ er von seinem Vorhaben ab. Eine aufgeplatzte Lippe, eine geschwollene Augenbraue, die das Auge zur Hälfte verdeckte, und eine schiefe, höchstwahrscheinlich gebrochene Nase.
Warum halte ich mich jetzt zurück? Weil unsere Bedingungen nicht gleich sind? Sind sie es denn bei Alp gewesen? Wann hat es jemals gleiche Bedingungen gegeben?
Als der Hauptmann ihm seine eigene Nase gebrochen hatte, waren da die Bedingungen etwa gleich gewesen?
    Als Cevdet die Tür öffnete und Behzat Ç sah, fing er vor Verwirrung an zu stottern: »He… He… He…«
    »Was willst du?«
    »He… Herr Vorgesetzter. Da ist ein Rechtsanwalt gekommen, der Sie sprechen möchte.«
    Behzat Ç sah den Mann, der durch die halboffene Tür ins Zimmer linste.
    »Er soll warten.«
    »Es sei sehr dringend, er könne nicht warten.«
    Er ließ von Özcans Kragen ab.
    »Gut. Du bleibst schön hier.«
    Er zog Harun am Arm.
    »Laß uns kurz rausgehn.«
    Im Gehen drohte Harun Özcan mit dem Zeigefinger.
    »Wart’s ab, wir sind noch nicht fertig mit dir.«
    »Ich warte gern. Ich bin eh noch eine Weile hier.«
    Harun wurde über diese Antwort so wütend, daß er auch vor der Tür noch brüllte: »Warte nur, du wirst schon sehen, das war noch gar nichts.«
    Als sie die Tür geschlossen hatten, standen sie unmittelbar vor Ertans Nase, ohne ihn jedoch zu erkennen. Mit einem Gesichtsausdruck, als habe er sie auf frischer Tat ertappt, fragte Ertan: »Was macht ihr da drinnen?«
    »Wer bist du denn überhaupt?«
    »Hast du mich nicht erkannt? Rechtsanwalt Ertan Cansun, ich möchte meinen Mandanten sehen.«
    Behzat Ç schaute genauer hin. Jetzt erkannte er den Anwalt. Kühl gab er ihm die Hand.
    »Komm, wir gehen in mein Zimmer.«
    »Nein, ich möchte zunächst mit meinem Mandanten sprechen.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum?«
    »Selbst wir können ihn nur mit Sondergenehmigung vernehmen.«
    »Das geht mich nichts an. Die gesetzliche Frist für Polizeihaft ist abgelaufen, ohne daß er an ein Gericht überstellt oder mir als seinem Rechtsvertreter gestattet worden wäre, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Ich werde Anzeige gegen euch erstatten.«
    »Wir haben ihn nicht festgenommen. Das war die Abteilung für Terrorbekämpfung.«
    »Gegen die habe ich bereits Anzeige erstattet.«
    Harun sagte: »Ist ja gut, Junge. Zeig an, wen und was du willst. Das kratzt mich nicht.«
    Sie gingen in Behzat Çs Zimmer. Behzat Ç verkündete, ein fünfminütiges Mandantengespräch zu erlauben, es müsse aber vertraulich damit umgegangen werden. Harun musterte seinen Vorgesetzten erstaunt, vertraute aber darauf, daß dieser schon wisse, was er tue. Vielleicht hoffte er, daß Özcan reden würde, wenn er diese Geste des guten Willens sah. Ertan ging zu Özcan hinein. Nach fünf Minuten stürmte er wütend heraus.
    »Ihr werdet euch für diese Folterungen verantworten müssen«, rief er und verließ umgehend die Mordkommission.
    Er hörte nicht einmal mehr, wie Behzat Ç ihm hinterherrief: »Welche Folterungen, red nicht so’n Quatsch.«
    Harun schickte dem Anwalt eine genervte Geste hinterher und schlug ein Bein über das andere.
    »Den hab ich schon gefressen, als ich ihn das erste Mal gesehen hab. Laß uns mal seine Vergangenheit durchleuchten, was der wohl für Verbindungen zu dieser Bande hat.«
    Behzat Ç beschäftigte der Gedanke, was Ertan wohl alles unternehmen würde.
    »Chef, besorg dir doch mal einen anderen Klingelton.«
    »Was für’n Klingelton?«
    »Dein Telefon klingelt.«
    Es war Recep.
    »Ja, du hast recht«, sagte er. »Der Abschiedsbrief wurde aus Betüls Kladde herausgetrennt.«

16
    Der Löwe aus dem Marsch-Rudel lauerte in seinem Versteck hinter Sträuchern. Er beobachtete die Antilopenherde, die gerade den Mara durchqueren wollte. Als er sah, wie drei Antilopen ein wenig abfielen von der Herde,

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