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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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einsteht, ein geplagter Vater.«
    »Ganz genau. Ist Metin nicht da?«
    Ein Schatten huschte über Aybars’ Gesicht.
    »Schon raus. Der bleibt nie so lange.«
    Da der Verlauf der Unterhaltung ihm unangenehm war, ging er zum Gegenangriff über.
    »Ich hab einen Anschlag auf dich vor. Du hast anscheinend Videomaterial von der Bar aus der betreffenden Nacht. Ich hätt gern eine Kopie davon.«
    »Grund?«
    »Muhsin Süvari. Der soll in jener Nacht in der Bar gewesen sein. Den brauchen wir. Er ist zwar anscheinend nicht beim illegalen Flügel, aber eine Schlüsselperson.«
    »Wir sind auch hinter ihm her. Er war andauernd mit Betül unterwegs. Richte dem Grauhaarigen aus, wenn sie ihn finden, sollen sie uns Bescheid geben.«
    Gegen die angelehnte Zimmertür wurde leise geklopft, darauf folgte ein Beamter mit einem Aschenbecher in der Hand. Ohne die Asche der zur Hälfte aufgerauchten 216 auf den Boden fallen zu lassen, erinnerte sich Bezhat Ç. daran, daß der Satz, der ihm soeben durch den Kopf gegangen war, aus Betüls Nachtbuch stammte. Aybars Gesicht wurde noch einen Grad grimmiger, weil er Özcan vor dem offenen Türspalt bemerkte. In einem gefühlsneutralen Baß befahl ihm Aybars, einzutreten. Der Aschenbecher-bringer ging, ein anderer Beamter schob Özcan ins Zimmer.
    Özcans Augen waren verbunden und seine Hände hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Er war ein stattlicher Mann mittleren Alters. Eine seiner Augenbrauen war unter den Schlägen angeschwollen wie ein Ballon und drückte sich als Beule unter der Augenbinde ab. Zwischen den seit einer Woche unrasierten Barthaaren stachen Blessuren an Lippen und Gesichtshaut hervor. Aybars wies mit der Hand auf Özcan.
    »Der redet nicht so gerne, ist ein verklemmter Zeitgenosse. Na ja, wenn es ihm in den Kram paßt, redet er eine ganze Menge.«
    Özcan neigte seinen Kopf leicht nach links, schnalzte mit der Zunge gegen das Zahnfleisch und bemühte sich, Aybars zu erspähen.
    »Schnalz hier nicht rum, Bursche. Oder wolltest du was sagen, hä?«
    Behzat Ç stand auf und schüttelte Aybars die Hand.
    »Mit deiner Erlaubnis.«
    Der zuständige Beamte löste die Handschellen, sie nahmen Özcan in ihre Mitte und verließen das Zimmer. Nachdem sie die Flure der Terrorbekämpfung verlassen hatten, lösten sie ihm die Augenbinde.
    Im Grunde stellten sie Özcan zwei Fragen: Welche Beziehung er zu Betül hatte, und wo sich Muhsin Süvari und Gökhan Biryol aufhielten. Obwohl schon eine halbe Stunde vergangen war, hatten sie erst eine einzige Antwort, genaugenommen eine halbe: »Wir haben keine Verbindung zu Betül, und wo Gökhan ist, wißt ihr besser als ich!«
    »Und woher sollen wir das bitte schön wissen?«
    »Das ist doch euer Mann, oder?«
    Während der nervenaufreibenden Stille, die sich über fünf Minuten im Raum ausbreitete, hörte man nichts als die Schuhe Haruns, der hinter Özcan auf und ab schritt. Behzat Ç hatte die Augen an die Decke gerichtet und versuchte, den Namen der Organisation ausfindig zu machen, aber so viele Buchstaben, wie die Abkürzung hatte, in der richtigen Reihenfolge zu identifizieren, forderte selbst den dienstältesten Meister im Von-der-Decke-Lesen heraus. Alle drei Männer im Verhörzimmer waren übermüdet, und jeder von ihnen verausgabte sich zusätzlich im Kampf um Durchhaltevermögen, um bloß seine Erschöpfung den anderen nicht zu zeigen.
    »Wenn ihr also keine Verbindung zu Betül hattet, warum wurde sie dann während einer Aktion eurer Organisation verhaftet?«, fragte Harun.
    »Das müßt ihr diejenigen fragen, die sie verhaftet haben.«
    »Willst du uns verarschen?«
    »Ja, will ich. Hört endlich auf, andauernd die gleichen Fragen zu wiederholen wie schlechte Hilfsdetektive.«
    »Hör mir mal zu, ich kann dir gerne auch die Fresse polieren.«
    »Versuch’s doch. Ich hab unter den Foltergeräten nicht gesprochen, meinst du, ich würde jetzt vor der Mordkommission reden?«
    Harun hatte aufgehört, hin und her zu gehen; auf seinem Gesicht lag ein erschöpftes Lächeln. Als Özcan es am wenigsten erwartete, verpaßte er einem der Stuhlbeine einen harten Tritt. Özcan und sein Stuhl bebten unter der Erschütterung. Behzat Ç hatte angesichts des Verlaufs der Unterhaltung bereits erahnt, in welche Richtung sich diese entwickeln würde, und war rechtzeitig aufgesprungen, um jetzt zwischen Harun und Özcan zu gehen. Er schubste Harun beiseite und packte Özcan, der ruckartig aufstand, am Arm.
    Harun hob eine Hand und schrie:

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