Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
Vom Netzwerk:
flinke Abfolge rechter und linker Haken austeilte. Aber er wußte nicht, wie Berna überhaupt zu Alp stand. Vielleicht fühlte sie sich von ihm gar nicht belästigt. Dieser Verdacht war ihm äußerst unangenehm.
Hol die zwei doch der Teufel! Hör auf sowas zu sagen, das ist deine Tochter, sie hat sich falsch verhalten, das kann jedem passieren. Was heißt hier falsch verhalten, allen möglichen Mist haben die gebaut. Sag das nicht, als Ceyda schwanger wurde, wart ihr noch nicht einmal verlobt. Das ist was anderes. Ist es nicht, das ist das gleiche. Ja, aber wir waren wenigstens nicht drogensüchtig. Seid endlich still da
.
    »Das war aber auch ’ne Linke, Chef«, sagte Harun. »Hätt ich von dir gar nicht erwartet.«
    »Was hättest du denn an meiner Stelle getan?«
    Haruns fröhliches Grinsen verblaßte allmählich. Sie wechselten kein Wort mehr miteinander, bis sie vor Aybars’ Büro angelangt waren. Behzat Ç wollte gerade seine Hand nach der Klinke ausstrecken, da wurde ihnen die Tür von innen geöffnet. Sie standen vor dem Grauhaarigen, den er in der Nacht, als Betül starb, in der Bar gesehen hatte. Er begrüßte sie mit einem »Herzlich willkommen, die Herren!«, als habe er ihnen soeben die Tür seines Hauses geöffnet. »Und auf Wiedersehen! Wir haben, wie Sie wissen, dieser Tage viel zu tun.« Im Gehen zog er aus der Innentasche seines Sakkos eine Visitenkarte und reichte sie Behzat Ç.
    »Kommen Sie doch mal auf einen Tee vorbei. Dann können wir auch über diese Sache plaudern.«
    Behzat Ç nahm die Karte entgegen und versenkte sie in seiner Tasche, ohne einen Blick darauf zu werfen.
    »Gern.«
    Sie schauten sich eine Weile an wie zwei Sumoringer, die versuchen, das Gewicht des Gegners zu schätzen. Der andere sagte: »Ihr habt doch einen Kollegen, der überall rumspukt wie ein Phantom – wie heißt der noch gleich?«
    »Keine Ahnung. Ist schon lange her, daß ich den namentlich angeredet habe.«
    »Wie auch immer, wär schön, wenn Sie den mitbringen. Wir schätzen seine Arbeit sehr, richten Sie ihm das doch bitte aus.«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann auf Wiedersehen.«
    Er wich zur Seite, damit der Mann vorbei konnte. Ihre Schatten, die der aus dem Büro hervordringende Lichtschein vergrößerte, prallten an der Korridorwand zusammen und lösten sich wieder voneinander. Unterdessen war Aybars aufgestanden, um sie mit ausgestreckten Händen und geschwätziger Freundlichkeit in Empfang zu nehmen.
    »Aaach, schön, daß ihr da seid«, sagte er. Er gab ihnen mit geheuchelter Wärme die Hand. »Ihr kommt auch nur vorbei, wenn euch die Arbeit herführt, aber na ja, Mordangelegenheiten sind eben auch unsere Arbeit.«
    Behzat Ç nickte ungerührt.
    »Genau. Unsere Arbeit ist eure Arbeit.«
    Ein sarkastisches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Sie nahmen zu beiden Seiten des Schreibtisches Platz. Mit einer schnellen und scheinbar beiläufigen Handbewegung schob Aybars die Akten außer Sichtweite. Er schlug seine Handfläche klatschend auf die Lehne seines Drehstuhls.
    »Naa? Wie geht es euch?«
    »Gut.«
    Behzat Ç hatte seine 216 aus der Tasche gezogen, schnippte mit dem Finger unter die Schachtel und hielt sie Aybars hin, der auf dem Tisch mit seinen Fingern Marschtrommel spielte.
    »Ich hab aufgehört.«
    »Warum?«
    »Ich erwarte eine Beförderung. Wie du weißt, ist der neue Präsi auf Raucher nicht so gut zu sprechen.«
    »Hab ich gehört. Gut, daß mich niemand befördern will.«
    Seitdem er das Rauchen aufgegeben hatte, verzierte Aybars Zeitungsfotos mit Bärten und Brillen. Im Moment wußte er nicht, wohin mit seinen Händen. Ein Gedanke schoß Behzat Ç durch den Kopf:
Gewohnheiten sind die Diktatoren des Alltags
. Er fragte sich, woher ihm dieser Satz in Erinnerung geblieben war.
    »Was wollt ihr trinken?«
    »Wir wollen nichts trinken. Leiht uns den Kerl aus und wir gehen.«
    Aybars wurde unfreundlich. Er kratzte sich am Hals und starrte auf den Stadtplan von Ankara, der an der Wand hing.
    »Das sind Polizistenmörder. Männer ohne Ehre«, sagte er. »Die Sache sieht zwar aus wie ein Selbstmord, aber es würd mich nicht wundern, wenn da deren Organisation hinterstecken würde. Dieser Özcan ist ihr sogenannter Verantwortlicher für Ankara, hat Verbindungen ins Ausland, den haben wir schon ’ne Weile verfolgt.«
    »Zusammen mit dem Nachrichtendienst? Also, der grauhaarige Kollege, der gerade rausgekommen ist…«
    »Natürlich arbeiten wir koordiniert. Großeinsatz; zuerst schnappen wir uns das

Weitere Kostenlose Bücher