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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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kennen dich doch und erzählen jedem, daß du bei uns im Haus wohnst.«
    »Wenn du meinst, dann war es wohl so.«
    »Ich geh jetzt einkaufen. Brauchst du was? Aber um Totoscheine abzugeben, ist es schon zu spät, die Spiele fangen in fünf Minuten an.«
    »Danke.«
    »Dann bleib uns schön gesund.«
    Nachdem Kamber sich zum Gehen gewandt hatte, fiel ihm ein: »Falls sie welche haben, bring mir doch eine Zweierpackung Toilettenpapier mit«, sagte er. »Ist nicht dringend, hat auch noch ein paar Tage Zeit. Ich geb dir schon mal das Geld.«
    »Nicht nötig, mein Herr, du kannst zahlen, wenn ich es bringe.«
    Während Kamber die Treppen hinunterstieg, verzehrte Amber die Gazelle. Er stellte den Ton des Fernsehers aus und schaltete den staatlichen UKW-Sender ein, auf dem die Übertragung der Spiele stattfinden würde. Gençlerbirliği spielte diese Woche auswärts, in Kayseri. Da die PayTV-Sender die Spiele von Gençlerbirliği nur zeigten, wenn sie gegen die vier Großen der Türkei antraten, war er, abgesehen von den Begegnungen, die er mit bloßem Auge im Stadion verfolgt hatte, gegen Saisonmitte kaum darüber informiert, wie seine Mannschaft spielte. Er war auf das Schilderungsvermögen des Radiosprechers und auf die dreiminütigen Zusammenfassungen im Abendprogramm angewiesen, so er sie denn mal mitbekam. Ohne Ton war der Fernseher ein noch furchterregenderer Apparat. Amber hatte mehr als die Hälfte der Gazelle aufgefressen, ihr Magen war angeschwollen, und um sie herum scharten sich die Geier, die auf ihren Anteil warteten. Als das Telefon klingelte, dachte er, das müsse der Geier von der Kommission sein. Der Geier, dem er mit dieser Bezeichnung kein Unrecht tun wollte; denn was unterschied ihn schon von seinen Kollegen; sie alle verdienten ihr Auskommen mit Leichen.
    Für zehn oder fünfzehn Sekunden zeigte die Kamera Geier, die ungeduldig hin und her hüpften. So wie er, der immer, wenn ein Mord begangen worden war, am Tatort hin und her rannte und manchmal für zehn oder fünfzehn Sekunden von den Kameras erfaßt wurde. Nach dem vierten Klingeln ging er ran.
    Aus dem Hörer tönte die tiefe Stimme Tahsins, der sich nach seinem Befinden erkundigte.
    »So la la. Ich schaue gerade einen Dokumentarfilm.«
    Tahsin war jemand, der einen höflichen Eindruck machte, aber überaus bedacht war, seine Mitarbeiter zurechtzuweisen. Ohne besonderen Anlaß hätte er nicht bei ihm zu Hause angerufen. Entsprechend direkt kam er zu seinem Anliegen: »Hast du einen Anwalt zu diesem Özcan reingelassen?«
    »Wer sagt das?«
    »Es ist doch jetzt nicht wichtig, wer das sagt. Du nutzt meine Gutmütigkeit aus. Was hab ich dir gesagt, als ich deinen Antrag unterzeichnet habe? Du sollst uns da bloß keine Schwierigkeiten machen. Und jetzt guck dir mal an, was du in dieser neuralgischen Phase angestellt hast.«
    Mit neuralgischer Phase meinte Tahsin die bevorstehende Beförderungs- und Versetzungsrunde. Da er ziemlich wütend war, zögerte er nicht, noch eins draufzusetzen: »Was fällt dir ein, meine Karriere aufs Spiel zu setzen? Wenn du schon verrückt genug bist, dir deine eigene Beförderung auf ewig zu verbauen, mußt du wenigstens nicht noch mich ruinieren. Seit fünf Jahren versauere ich nur deinetwegen hier.«
    Da er nicht wußte, ob er sich entschuldigen oder nicht doch lieber einen wütenden Fluch ausstoßen sollte, zog er es vor, zu schweigen. Tahsin war noch längst nicht am Ende.
    »Und dann mischt du dich auch noch in die Arbeit der Drogenfahndung ein. Schön, du scheinst dir also zu denken: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s wohl ganz ungeniert, oder?«
    Der Moderator im TRT-Studio kündigte an, man wolle jetzt rüber ins Atatürk-Stadion nach Kayseri schalten.
    »Wart mal kurz.«
    Tahsin hörte auf zu sprechen. Eigentlich hatte Behzat Ç es sich schon gedacht, als er das aufbrausende Geschrei aus dem Radio hörte, aber er wollte eine Bestätigung vom Korrespondenten.
    »Aus Kayseri haben wir ein Tor zu vermelden. In der sechsten Minute erzielte Kayserispor das Eins zu Null gegen Gençlerbirliği durch einen Angriff auf der rechten Flanke, bei dem der Ball an…«
    »Bist du noch dran?«, fragte Tahsin.
    »Ja. Mach weiter.«
    »Also gut, sagen wir, du mischt dich in die Arbeit der Drogenfahndung ein. Aber warum mußtest du dem Jungen die Nase brechen? Wie hieß der noch gleich? Alp oder so?«
    »Wer sagt das?«
    »Frag doch nicht andauernd. Erst baust du Scheiße, dann fragst du, wer das sagt. Meinst du, sowas

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