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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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gestört, wenn es nicht ganz dringend wäre. Aber wir haben den Obduktionsbericht für Betül. Sie war schwanger.«

20
    Sein Mund war trocken wie Wüstensand, seine Augen winzig klein, sein Gesicht geschwollen wie das eines Boxers kurz vor dem Knockout. »Wenn ich den erwische, der diesen Rakı erfunden hat«, maulte er vor sich hin. Er fürchtete, sein Kopf würde sich spalten und er müsse zwei halbe Köpfe auf seinen Schultern tragen. Als er gerade aus der Dusche kam, klingelte sein Mobiltelefon. Es war Harun.
    »Was ist?«
    »Sie war schwanger…«
    »Im wievielten Monat?«
    »Sechste Woche. Also eineinhalb Monate. Was sollen wir machen?«
    »Woher soll ich das wissen? Sammelt alle Männer ein, mit denen sie zu tun hatte und findet heraus, von wem sie schwanger war.«
    »Herr Vorgesetzter, nimm du dir am besten heute frei.«
    »Ich geb dir gleich deinen Vorgesetzten. Ob und wann ich mir freinehme, geht dich nichts an.«
    Er hielt kurz inne. Blut schoß in seinen Kopf.
    »Was fällt dir überhaupt ein, mich hier anrufen zu lassen?«
    Wenn es aus dem Grunde war, den er vermutete, würde er diesen Harun mal richtig verdreschen müssen. Wobei jener von seinem Schöpfer natürlich breit wie ein Schrank geschaffen worden war. Er würde also plötzliche, unerwartete Haken austeilen müssen, sonst würde Harun ihn packen und zu Boden werfen.
    »Dein Handy war aus, Herr Vorgesetzter, was sollte ich machen?«
    »Harun! Mach mich nicht wild! Warum rufst du dann nicht selbst an?«
    »Tut mir leid. Ich war zu Hause. Ich wußte nicht genau, worum es ging.«
    »Ist ja gut… Ich bin in ein, zwei Stunden da.«
    Es war das erste Mal, daß er die ganze Nacht hiergeblieben war. Er grummelte mit heiserer Stimme »Guten Morgen!« und setzte sich an den Frühstückstisch. Er warf einen Zuckerwürfel in seinen Tee und zündete sich eine 216 an.
    »Rauch doch lieber nach dem Frühstück.«
    »Ich rauch auch nach dem Frühstück noch eine.«
    Gönül hatte gespürt, daß mit Behzat Ç etwas nicht stimmte. Aus seinem Verhalten in der Nacht schloß sie, daß sein Herz verwundet war. Er war schließlich nicht der erste Mann, mit dem sie zu tun hatte. Aber sie sagte sich, es hätte keinen Sinn zu fragen, wenn er es nicht von allein erzählen wollte. Also frühstückten sie schweigend.
    Während Harun vor Vahap Hoca auf und ab ging, beobachtete Behzat Ç die beiden von der anderen Seite der verspiegelten Glaswand aus.
    »Hast du das Mädchen geschwängert?«
    »Nein… Nein…«
    Vahap rieb sich die Hände und fuhr nervös mit ihnen über sein Gesicht. Behzat Ç schloß die Augen und kaute bedächtig auf seinem Aspirin herum. Die Tür ging auf. Cevdet brachte ein Glas Wasser und einen Zwei-Meter-Mann herein.
    »Wer bist du?«
    »Türsteher.«
    »Das sieht man. Von der Terrassenbar?«
    »Genau.«
    »Na, dann guck dir mal den Mann da an.«
    Der Türsteher betrachtete Vahap Hoca durch die Glasscheibe.
    »War der an dem Abend da, als das Mädchen sich runtergestürzt hat?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was heißt das? Stehst du nicht an der Tür?«
    »Bei uns kommen Leute ohne Ende. Da kann ich mir keine Gesichter merken.«
    »Aber an dem Abend war es leer. Es war die Nacht nach Neujahr.«
    Der Türsteher breitete seine Arme aus, die Baggerschaufeln glichen.
    »Ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht war er da. Ich weiß es nicht mehr. Ich hab ja nichts zu verheimlichen. Ist mir doch egal, was mit dem Spinner passiert. Wenn er was ausgefressen hat oder ’n Staatsfeind ist, kann ich gerne sagen, daß er dagewesen ist, wenn Sie wollen. Mach ich auch schriftlich. Aber wenn nicht, lassen Sie’s gut sein. Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Wenn er unschuldig ist oder so, will ich ihn nicht reinreiten.«
    »Ja ja, danke, daß du uns erklärst, wie man Ermittlungen führt. Hau ab, aber mach dich bloß nicht aus dem Staub. Und sag deinem lieben Ramazan, er soll sich auch nicht aus dem Staub machen. Wir brauchen euch noch.«
    Als der Türsteher hinausging, kam ein Mann mittleren Alters mit Glatze und Bauch herein.
    »Wer bist du?«
    »Der Inhaber von Mondscheinphantasien.«
    »Was für Phantasien?«
    »Erotikbedarf Mondscheinphantasien, auf der Adakale-Straße, hinter der Straße der Konstitutionellen Revolution.«
    Mit dem leeren Glas bedeutete Behzat Ç Cevdet, der durch den Türspalt mithörte, daß er noch mehr Wasser wünschte.
    »Dann guck dir mal diesen Mann an. Ist der Kunde bei euch?«
    Der Mann trat vor die Scheibe und starrte lange durch

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