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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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das Glas.
    »Warum guckst du so?«
    »Ich bin kurzsichtig und hab meine Brille nicht dabei. Ich will ihn nicht verwechseln.«
    »Warum kommst du ohne Brille, wenn du schlechte Augen hast?«
    »Dafür kann ich nichts, die Beamten haben mich stehenden Fußes hergebracht.«
    »Kannst du denn gar nichts sehen?«
    »Ich sehe zwei Männer. Der eine ist wohl ziemlich groß und geht auf und ab. Wenn Sie wollen, laufe ich schnell nach Hause und hol meine Brille.«
    »Wo wohnst du?«
    »In Çayyolu.«
    »Wie willst du das denn machen? Der Bus braucht zwei Stunden bis dahin.«
    Behzat Ç stöhnte und verfluchte den Tag, an dem die Glaswand für die Personenidentifikation eingebaut worden war. Er war unschlüssig. Es würde mehr als zwei Stunden dauern, den Mann nach Hause und wieder her zu fahren. Da sie sich bei der Aufnahme von Vahap Hocas Aussage an die Formalitäten halten mußten, konnten sie ihn schlecht so lange warten lassen. Er mußte bestimmt unterrichten, und für eine Festnahme bräuchten sie die Zustimmung des Staatsanwalts. Und mit welcher Begründung?
    »Dann geh rein und guck aus der Nähe.«
    Cevdet führte den Mann in das Zimmer mit der verspiegelten Glaswand. Der Mann näherte sich Vahap Hoca, beugte sich zu ihm herunter und betrachtete sein Gesicht. Dann kam er wieder zu Behzat Ç.
    »Hast du ihn erkannt?«
    »Hab ich. Er ist Kunde bei uns.«
    »Seit wann?«
    »Schon seit langem.«
    »Was kauft er so?«
    »Quer durchs Sortiment. Lifelike Vaginas, Performance Sprays, Bondage Kits, Filme, Zeitschriften et cetera.«
    »Weißt du, was er macht?«
    »Er hat gesagt, er wäre Gemüsehändler.«
    »Hast du eben Gemüse gesagt?«
    »Genau. Er hat wohl einen Laden in Polatlı. Wenn es nicht so weit wäre, würde ich ab und zu da einkaufen. Schließlich sind wir doch beide Einzelhändler.«
    Während Behzat Ç sein zweites Glas Wasser trank, dachte er sich:
Vahap Hoca, du alter Mistkerl, ich werd’s dir schon zeigen
. Er holte Betüls Foto aus der Tasche und zeigte es dem Inhaber der Mondscheinphantasien.
    »Jetzt schau dir das mal an. Ist dieses Mädchen je in deinem Laden gewesen?«
    Der Mann steckte seine Nase ins Foto.
    »Bist du auch noch weitsichtig?«
    »Nein. Auf kurze Entfernung kann ich Menschen ganz gut erkennen, aber bei Fotos fällt es mir schwer. Ich hab Ihren Kollegen eigentlich gesagt, daß ich noch meine Brille von oben holen müßte, aber sie haben es nicht erlaubt. Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, aber selbst, als ich mir die Hose anzog, hat mir ein Beamter zugeguckt… Also, warum sollte ich denn fliehen, ich hab mir dem Staat gegenüber noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Abschlagssteuer, Umsatzsteuervorauszahlung, Gewerbesteuer und was da noch so ist, führen wir stets ordnungsgemäß ab.«
    »Jetzt hör mal auf zu quatschen und konzentrier dich auf das Bild.«
    Der Mann hob das Foto in die Höhe und betrachtete es mit der Miene eines Experten.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Ich erinnere mich. Sie war ein paarmal da. Wir haben ja nicht so viele weibliche Kunden im Ladenverkauf, obwohl wir doch eine moderne, seriöse Firma sind. Aber die Damen machen eher von unserem Onlineangebot Gebrauch, was eben daran liegt, daß unsere Gesellschaft nach wie vor verschlossen ist.«
    »Wie heißt du?«
    »Necmettin. Ich bin der Inhaber der Mondscheinphantasien.«
    Dich würd ich auch mal gern allein im Mondschein erwischen
, dachte er und sagte: »Necmettin! Du sollst nur auf meine Fragen antworten. Du hast gesagt, die Frau sei in den Laden gekommen. Wann war das, was hat sie gekauft, wie hat sie sich verhalten?«
    »Es war vor ein paar Monaten. Sie hat nicht viel gekauft, eher in den Regalen gestöbert. Sie hat ein paar Filme mitgenommen, von den Klassikern, die sich nicht so gut verkaufen, kunstvolle Erotik. Dann hat sie reichlich Broschüren eingesteckt und ist gegangen.«
    »Oh la la, es gibt also auch Klassiker und Kunst in eurem Bereich?«
    »Aber selbstverständlich. Emmanuelle, 9 ½ Wochen eins und zwei. Ich stelle Ihnen gerne mal ein Set zusammen, natürlich auf Kosten des Hauses.«
    »Nicht nötig. Denk lieber nach. Sind sich diese Frau und der Gemüsehändler jemals in deinem Laden über den Weg gelaufen? Waren sie je zur gleichen Zeit dort?«
    »Also, das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Herr Kommissar.«
    »Bist du jeden Tag im Laden? Hast du keine Angestellten?«
    »Nein, ich bin immer selbst da. An religiösen Feiertagen und an Sonntagen mache ich zu. Man kann ja sein Eigentum nicht

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