Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Blick auf den Köfte lag.
    »Also, was mich am meisten beschäftigt…«
    »Ich weiß«, sagte Behzat Ç. »Gökhan war früher in der Organisation aktiv, das Mädchen war Sympathisantin und Resul wird ›der Kommunist‹ genannt. Du meinst, es gibt eine Verbindung zwischen den dreien?«
    »Du hast es genau erfaßt.«
    »Ist bestimmt auch richtig. Laß die Köfte nicht kaltwerden. So. Wir müssen nochmal ganz von vorn anfangen, sonst komm ich durcheinander. Betül hat Gökhan immer wieder im Gefängnis besucht und sich dabei in ihn verliebt. Nach einem Jahr ist er auf Bewährung rausgekommen. Aber wegen neuer Strafverfahren geriet er in Gefahr, wieder in den Bau zu wandern. Er konnte entweder in England Asyl suchen oder seine gesamte Jugend hinter Gittern verbringen. Da hat er die Revolution an den Nagel gehängt und ist abgehauen. Stimmt’s?«
    »Stimmt…«
    »Warum England? Die nehmen nicht so leicht Leute auf.«
    »Vielleicht hat er da Verwandte?«
    »Prima. Nachforschen.«
    Harun steckte einen ganzen Köfte in den Mund, stieß gehauchte Schmerzenslaute hervor, öffnete den Mund und fächerte sich mit der Hand Luft zu.
    »Oh, sind die heiß.«
    »Iß doch langsamer. Jedenfalls, als Gökhan wegmußte, hat er sich offiziell von Betül getrennt. Aber mich würde interessieren, ob im guten oder im schlechten.«
    »Keine Ahnung. Vermutlich haben sie sich gezofft.«
    »Kann schon sein. Mit ziemlicher Sicherheit war die Geschichte an dem Punkt zu Ende. Aber vielleicht plante sie auch, ein paar Jahre abzuwarten und dann auch nach England zu gehen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weiß ich nicht. Aber als das Mädchen bei dieser Aktion festgenommen wurde und Hayrettin sie abholen kam, hat er ihr gedroht, sie von der Uni zu nehmen. Da hat sie ihm geantwortet: ›Nächstes Jahr habe ich mein Staatsexamen, dann komm ich zurück.‹ Vielleicht wollte sie ihr Staatsexamen machen und danach nach England gehen. Denn in den letzten Monaten haben Gökhan und sie sich wieder geschrieben.«
    »Da war sie ja auch schon von Aykut getrennt. Was ich aber nicht verstehe ist, wenn sie sich schon getrennt haben, warum verbringen sie dann Silvester zusammen?«
    »Genau da wird es kompliziert. An dem Tag war auch Gökhan in der Türkei. Aber wenn er hier ist, warum taucht er nirgends auf?«
    »Weil der Staatsschutz hinter ihm her ist.«
    »Möglich. Aber wenn er von so weit hergekommen ist und sie sich in letzter Zeit geschrieben haben, dann hätte er Betül doch eigentlich sehen müssen. Vielleicht haben sie sich auch gesehen und wieder gestritten. Die sind noch jung, da kommt sowas vor.«
    »Also, willst du darauf hinaus«, fragte Harun, während er seine Zähne in eine geröstete Paprika schlug, »daß Betül zwischen Gökhan und Aykut hin und her pendelt, und wenn sie mit dem einen Krach hat, geht sie zum anderen?«
    »Im groben ja. Aber wir kennen die Details nicht. Ich glaube sowieso nicht, daß ein Mädchen wie Betül sich mit einem Typen wie Aykut etwas Festes vorstellen könnte. Da sind bestimmt noch andere Sachen im Spiel gewesen. Wir müssen uns fragen, wer der Mann war, der hinter ihr her war. Oder wer die Seite aus ihrer Kladde gerissen hat. Wer hat von ihrem Tod profitiert?«
    »Vahap hat profitiert. Wenn du fragst wieso, erstens, weil ich den sowieso gefressen habe. Ein echter Feuermelder. Zweitens, weil er sie belästigt hat. Ob handfest oder nur verbal, kann ich nicht sagen. Aber belästigt ganz sicher. Betül ist zum Anwalt und hat sich zum Thema sexuelle Belästigung beraten lassen. Vielleicht wollte sie eine Anzeige erstatten. Wenn sie das gemacht hätte, wäre der Mann beruflich am Ende gewesen. An dem fraglichen Abend hat übrigens jemand Betül angerufen. Du willst bestimmt wissen, wer.«
    »Wer?«
    »Vahap Hoca.«
    »Vergiß aber nicht, daß sie auch diese SMS an Muhsin Süvari geschrieben hat: ›Bin auf der Terrasse. Warte auf dich.‹ Und wir haben Aufnahmen, die beweisen, daß Muhsin in die Bar gekommen ist. Warum hat sie auf der Terrasse auf ihn gewartet? Haben wir eigentlich schon die Verbindungsnachweise für den letzten Monat bekommen? Wir müssen wissen, mit wem sie alles gesprochen hat, nur so können wir diesen Gökhan auftreiben.«
    »Die sind immer noch nicht da. Alles geht so langsam voran, ich versteh das nicht. Das ist normalerweise eine Sache von zwei Tagen und wir warten jetzt schon über eine Woche. Wenn da jemand dazwischenfunkt und bremst, dann ist diese Sache eine Nummer zu groß für uns. Dann