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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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Bar haben. Versucht vor allem zu rekonstruieren, wer sich ab zwölf Uhr wo aufgehalten hat. Und zwar Minute für Minute und punktgenau. Abgesehen davon gehört euch der Sexualmord von Keçiören. Findet heraus, wen der Vater des Kindes damals vergewaltigt hat. Das ist der Punkt, von dem aus sich der Fall aufklären läßt.«
    Harun war mit dieser Aufgabenverteilung nicht zufrieden. Es störte ihn, daß Selim und Eda für das gleiche Team eingeteilt waren.
    »Und was wird aus mir?«, fragte er.
    »Du kommst mit. Wir müssen Gökhan finden. Wo ist eigentlich das Phantom?«
    »Er observiert rund um die Uhr Vahap Hoca, bis er uns einen Angriffspunkt liefert.«
    »Sehr gut. Er soll an ihm dranbleiben. Und macht schnell, wir haben nicht viel Zeit. In drei Tagen muß der Fall erledigt sein.«
    »Warum in drei Tagen?«
    »Am Achtundzwanzigsten kommt meine Tochter vom Uludağ zurück. Wir werden zusammen ihren Geburtstag feiern.«
    Um auf den vereisten Gassen des Burgviertels nicht auszurutschen, ließ er sich von Harun stützen. Eine Bande Kinder lieferte sich eine Schneeballschlacht. Harun bekam einen Schneeball ab und schrie: »Hört auf damit, Burschen«. Da er dabei jedoch lachte, verstanden es die vergnügten Kinder als eine Aufforderung zum Spiel und bewarfen die beiden mit einem halben Dutzend weiterer Schneebälle. An einer Weggabelung blieben sie stehen: »Links oder rechts?«
    »Herr Vorgesetzter, weißt du überhaupt, wo wir hinmüssen?«
    »Ja, ich war letztens erst hier.«
    Ein ölverschmierter junger Mann schaute unter der offenen Motorhaube eines alten Lieferwagens hervor und fragte: »Suchen Sie jemanden?«
    »Kümmer dich um deine eigene Arbeit.«
    »Ich wollte nur behilflich sein.«
    Da Behzat Ç wußte, daß in Vierteln wie diesen die Stimmung schnell umschlagen konnte, sagte er schnell: »Danke. Weißt du vielleicht, wo der Markt an der Burg ist?«
    »Weiß ich nicht«, sagte der junge Mann und verschwand unter der Motorhaube.
    Er zog Harun in eine Querstraße. Der Markt an der Burg lag fünfzehn Schritte hinter der nächsten Ecke. Auch vor seiner Tür spielten Kinder. Der Laden nannte sich großspurig Markt, obwohl er eine Fläche von höchstens fünf Quadratmetern hatte.
    »Selam Aleyküm.«
    Es vergingen ein paar Sekunden, bis der Mann hinter der Kasse von seiner Zeitung aufschaute.
    »Aleyküm Selam.«
    Behzat Ç legte Gökhan Biryols Foto auf die Verkaufstheke.
    »Kennst du diesen Mann?«
    Der Verkäufer warf einen kurzen Blick auf das Bild.
    »Nein.«
    Harun schloß die Ladentür.
    »Nicht, daß die Kälte reinkommt.«
    Von außen starrten unzählige Kinder durch das Schaufenster herein.
    »Bist du sicher, daß du ihn nicht kennst?«, fragte Behzat Ç. »Er hat von hier aus Telefongespräche geführt.«
    »Das ist möglich. Hier kommen jeden Tag sehr viele Leute vorbei.«
    »Gökhan ist in diesem Viertel aufgewachsen. Er ist sozusagen ein Kind aus der Nachbarschaft. Wenn du ihn kennst, sag es uns…«
    »Ich kenne ihn nicht. Und selbst wenn – soll ich Nachbarskinder an die Polizei verpfeifen? Sonst könnt ich hier ziemlich schnell meine Sachen zusammenpacken. Ich verpfeife grundsätzlich niemanden.«
    Die Kinder vor der Tür waren inzwischen von einer Gruppe Männer verdrängt worden, die nun statt ihrer durch die Scheibe starrten. Behzat Ç zog Harun am Arm: »Laß uns gehen.« Sie traten vor die Tür und mußten sich ihren Weg durch eine neugierige, vor unterdrückter Wut brodelnde Menge bahnen. Eine Handvoll Männer folgte ihnen, bis sie das Burgviertel verlassen hatten.
    Behzat Ç steckte den Schlüssel in das Autotürschloß. Sie ließ sich aufgrund der Kälte erst nach mehreren Versuchen öffnen. Unterdessen klingelte Haruns Mobiltelefon.
    »Wer ist das?«
    »Keine Ahnung.«
    Harun nahm das Gespräch entgegen und sagte nach einer Weile: »Ach, guten Tag! Vielen Dank! Selbstverständlich, wir kommen sofort.«
    Behzat Ç beobachtete im Rückspiegel den Verkehr und fragte: »Was ist passiert?«
    »Es war der Rektor des Tuzluçayır-Gymnasiums. Resul der Kommunist ist in die Schule zurückgekehrt. Seine Krankschreibung ist anscheinend abgelaufen. Siehst du, der Rektor ist ein aufrichtiger Mann. Er hat sein Wort gehalten und uns Bescheid gegeben.«
    Der Rektor empfing die Polizisten am Schultor und führte sie umgehend in sein Büro. Er nahm in seinem Amtssessel Platz. Behzat Ç ließ seinen Blick über den Schreibtisch schweifen. Eine Schreibunterlage, ein Ständer mit einem Füllfederhalter,

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