Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
er sich früher einmal erlauben sollen, gegenüber der Polizei unseres Vaterlandes herauszuposaunen, er sei Kommunist. Aber das ist nur Marktschreierei, nichts anderes. Wo gibt es denn heutzutage noch Kommunisten? Das ist ein Mann, der sein Sakko auszieht, um mit den Schülern auf dem Pausenhof Fußball zu spielen, anstatt sich ins Lehrerzimmer zu setzen wie alle anderen auch. Man muß doch etwas Würde bewahren, auch in den Pausen. Nur Marktschreierei, mehr nicht. Etwas anderes hat der nicht im Kopf.«
Während der Rektor seine Klage vortrug, stand Behzat Ç auf. Als sein Telefon klingelte, brachte er den Rektor mit einem »Augenblick bitte!« zum Schweigen.
Der Anruf kam vom Phantom.
»Rate mal, wer gerade mit Vahap Hoca zusammensitzt.«
»Wer?«
»Kısmet und Fedai.«
»Kısmet und Fedai? Die beiden, die vorbeikommen sollten und es nie getan haben?«
»Genau. Die Schwachköpfe, die in die Kneipe nebenan gegangen waren, weil sie angeblich froren.«
»Wo seid ihr?«
»Vor Atakule. Sie haben sich im Pizza Hut getroffen.«
»Gut. Warte, wir kommen sofort.«
Vor der Schule warf er Harun die Autoschlüssel zu.
»Fahr du«, sagte er. »Und fahr schnell, wenn es geht.«
Beim dritten Drehen des Zündschlüssels sprang der Motor an. Harun gab Gas, ohne ihn abzuwürgen, und sie kamen zügig vom Fleck. Er schaffte es von Tuzluçayır nach Kızılay in drei Minuten.
»Ich hab gesagt, du sollst schnell fahren, nicht rasen wie ein Besessener«, maulte Behzat Ç.
Sie sahen das Phantom vor dem Einkaufszentrum Atakule in der Nähe des botanischen Gartens warten, wendeten an der nächsten Kreuzung und hielten neben ihm.
»Warum bist du nicht reingegangen?«, fragte Behzat Ç.
»Sie könnten sich gestört fühlen, wenn sie mich sehen. Schaut mal genau in die Richtung, in die mein Finger zeigt. Da sitzen sie im Pizza Hut.«
Sie schauten zwar hin und sahen dort Menschen sitzen, aber ohne Fernglas war es nicht möglich, die Personen zu erkennen.
»Ihr habt ziemlich schlechte Augen«, sagte das Phantom.
»Also, rein und verhaften. Kein Aufsehen erregen. Es sei denn, sie wollen fliehen. Funkgeräte in die Taschen, Ton abstellen.«
Sie traten durch die Tür des Pizza Hut. Da nur wenige Gäste anwesend waren, fielen sie sofort auf. Vahap Hoca, Kısmet und Fedai saßen an einem der Tische ganz hinten. Sie sprangen auf, als sie die Polizisten sahen.
Behzat Ç machte ihnen ein Handzeichen und sagte: »Bleibt sitzen! Wir wollten uns mit euch unterhalten.«
Harun war bereits im Laufschritt bei ihnen angelangt und stieß Kısmet und Fedai an den Schultern auf ihre Plätze zurück. Ein Mann, an dessen Kleidung man seinen Rang als Filialleiter erkennen konnte, kam herbeigelaufen und rief: »Was ist hier los?«
Behzat Ç zeigte ihm seinen Dienstausweis.
»Polizei. Keine Panik. Wir werden gleich mit den drei Herren Ihr Lokal verlassen. Sie werden vorher ihre Rechnung begleichen.«
Als der Mann wieder fort war, setzten sich auch die drei Polizisten an den Tisch. Harun konfiszierte die Plastiktüten, die auf dem Tisch lagen, und schaute hinein. In der einen befand sich ein Aufnahmegerät, in der anderen Geld.
»Was ist denn das?«
»Ich schwöre, wir haben damit nichts zu tun«, sagte Fedai. »Wir wollten nur eine Pizza essen, da hat sich dieser Mann an unseren Tisch gesetzt.«
»Ihr wolltet doch aufs Präsidium kommen. Ihr seid aber keine anständigen Jungs.«
Kısmet und Fedai begannen gleichzeitig zu sprechen: »Ich schwöre, wir wollten vorbeikommen. Der da hat gesagt, ist doch egal, wenn wir nicht hingehen. Stimmt gar nicht, der hat das gesagt.«
»Ihr seid jetzt aber ganz schnell ruhig«, unterbrach sie Harun. »Herr Vorgesetzter, bestell doch mal eine Pizza Mista für uns. Ich hab ganz schön Hunger.«
25
»– Du hast mich mißverstanden…
– Was soll ich mißverstanden haben? Hast du nicht eben noch gesagt, laß uns die Tür abschließen? Bist du nicht vor zwei Monaten in diesem Zimmer über mich hergefallen?…
– Schrei doch nicht so… Was hast du vor? Was willst du von mir?
– Ich werde dich anzeigen
…
– Was bringt dir denn eine Anzeige? Du kannst doch nichts beweisen
…
– Das denkst du. Ich habe unser Gespräch aufgezeichnet
…
– Was? Was hast du aufgezeichnet?
– Alles, was du gerade gesagt hast. Schau hier
…
– Gib das her! Sofort!
– Finger weg, du Dreckschwein!«
Hier endete die Tonaufzeichnung. Behzat Ç spulte die Kassette zurück und fragte: »Hast du gut zugehört,
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