Bei Anbruch des Tages
entledigte sich der letzten Kleidungsstücke.
Sie waren seit mehr als dreiÃig Jahren verheiratet und hatten lange, mühsame Trennungsphasen erdulden müssen. Aber wenn Bianca ihn zärtlich verführte, merkte Amilcare, dass er seine Frau nach wie vor liebte und begehrte.
Unterdessen fand Renzo, der unruhig in seinem Bett lag, keinen Schlaf. SchlieÃlich kam es nicht jeden Tag vor, dass man von der Frau, die man lange aus der Ferne bewundert hatte, gebeten wurde, sie zu heiraten. Aber genau das war passiert. Nachdem Renzo auf sein Zimmer gegangen war, hatte ihm der Butler einen Anruf Celinas gemeldet.
»Ich habe nachgedacht, und für mich gibt es nur einen Ausweg, der es mir erlaubt, die Familienehre und mein Kind zu retten. Willst du mich heiraten?«
Renzo hatte, ohne zu zögern, Ja gesagt. Es war ihm egal, dass sie ein Kind von einem anderen erwartete. Sie würden weitere Kinder bekommen. Er konnte es kaum erwarten, sie zu seiner Frau zu machen. Er liebte sie, weil sie schön war, weil sie ihn mit ihrer stillen, fröhlichen Art, mit ihrer Zurückhaltung betört hatte. Dass sie sich dem Mann, den sie hatte heiraten wollen, bereits vor der Ehe hinge geben hatte, machte noch lange keine leichtfertige Frau aus ihr. Ce lina würde eine wunderbare Ehefrau sein. Und er würde ihr ein guter Mann sein, ein guter Vater für ihr Kind. Er wusste, dass sie eine harmonische Ehe führen würden â ganz anders als seine Eltern.
Er dachte daran, wie sehr es ihn jedes Mal geschmerzt hatte, wenn seine Mutter unter ihren Depressionen litt, an ihre plötzliche Abwesenheit, wenn sie in die Klinik eingewiesen wurde, und an den Kummer seines Vaters. Mit Celina würde alles gut werden, denn er liebte sie, und sie hatte ihm ihre kindliche Verliebtheit in ihn gestanden. Letztendlich war die geplante Hochzeit mit Filippo auch nur von ihren Eltern arrangiert worden. All das ging ihm durch den Kopf, als Celina noch hinzufügte: »Du bist der einzige Mann, den ich wirklich heiraten will.«
Plötzlich hatte Renzo das Bedürfnis, sich bei seinem Vater zu entschuldigen, den er so unhöflich abgewiesen hatte. Doch als er die Geräusche aus dessen Zimmer hörte, verzichtete er lieber darauf. Er verzog das Gesicht. Wie schaffte es diese schwierige Mutter nur, einen solch ruhigen, verlässlichen Mann wie seinen Vater unauflöslich an sich zu binden? Wie oft hatte er als Kind gehofft, dass er sich von dieser wild gewordenen Furie trennte!
Mehr als einmal hatten Gioacchino und er sich gefragt: »Warum lässt er seine Ehe nicht annullieren?«
Doch im Grunde wussten sie beide, dass ihr Vater ihre Mutter aufrichtig liebte. Und sie ihn auf ihre Art wohl auch.
Die Leidenschaft zwischen den beiden war nie erloschen, nicht einmal jetzt, nach all den Jahren.
Renzo kehrte auf sein Zimmer zurück und dachte an all die Male, die sein Vater nach einem Telefonat mit der Mutter vorzeitig von der Arbeit gekommen war, um sie nach einer Reise willkommen zu heiÃen.
AnschlieÃend war er dann glücklich wie ein Kind in die Firma zurückgekehrt.
Diese verrückte Verbindung war absolut perfekt. Und das sollte seine Ehe mit Celina auch werden.
Er war so aufgeregt, dass er beinah die ganze Nacht über nicht schlafen konnte. Am nächsten Morgen wollte er wie immer gemeinsam mit dem Vater auf der Veranda mit den groÃen Fenstern, die zum Park hin geöffnet waren, frühstücken.
Amilcare, der sich bereits dort niedergelassen hatte, begrüÃte seinen Sohn und sah, wie angespannt er war.
»Schlecht geschlafen?«, fragte er.
»Es geht so, danke. Du hattest sicher eine angenehmere Nacht«, stichelte er.
Sein Vater blieb unbeeindruckt.
»Ich kann nicht klagen«, sagte er nur und fragte dann: »Willst du mir noch etwas zu Celina Olgiati sagen?«
»Ich komme heute Vormittag nicht in die Firma. Ich will mit ihrem Vater sprechen.«
»Aber hat sich das alles wirklich so ⦠plötzlich ergeben?«, fragte Amilcare.
Renzo stand kurz davor, ihm die Wahrheit zu sagen, aber er wollte das Versprechen nicht brechen, das er Celina gegeben hatte, und ihr Geheimnis bewahren.
»Nicht so plötzlich, wie du denkst. Und ich bin mir sicher, dass Celina eine wunderbare Schwiegertochter sein wird. Ich hoffe nur, dass uns der Conte keinen Stein in den Weg legt.«
»Auch das würde dich sicher nicht von deinem Weg abbrin gen. Viel Glück, mein
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