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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kay
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auslachen lassen. Daher war er froh, als Glynnis erschöpft eine Pause einlegte, denn so konnte auch er sich eine Zeit lang ausruhen und den Kindern zusehen.
    „Schön hier draußen, nicht wahr?“ sagte sie.
    „Ja.“ Die Sonne schien strahlend vom Himmel und ließ das Eis auf dem See und den Reif auf den Bäumen glitzern. Die Schlittschuhläufer, die über das Eis glitten, hoben sich bunt von der Winterlandschaft ab.
    „Ich liebe den Winter“, bemerkte Glynnis. „Ich fände es schade, wenn ich irgendwo leben müsste, wo es nicht schneit.“
    „Ich auch.“
    „Nur Autofahren bei Schnee ist doch eine Qual“, seufzte Glynnis. „Und nächste Woche muss ich wieder arbeiten.“
    „Fängt das Schuljahr so früh an?“
    „Nein, die Kinder haben tatsächlich noch eine Woche frei, aber die Lehrer müssen früher antreten. Verwaltungsarbeiten und der Mist.“
    „Sie unterrichten gern, stimmt’s?“
    Glynnis lächelte. „Ja. Aber ich hasse den ganzen Organisationskram. Mit den Kindern zu arbeiten ist jedoch so wunderbar, dass ich sogar das Verwaltungszeug in Kauf nehmen. Ich unterrichte fast nur Wahlfächer, das heißt, die Kinder interessieren sich für das, was ich sage, und wollen etwas lernen.“ Die beiden unterhielten sich noch länger über Glynnis’ Arbeit, als jemand von hinten Dan auf die Schulter tippte. Als er sich umdrehte, strahlte ihn sein sommersprossiger Neffe Jonah, Kats jüngster Sohn, an.
    „Hi, Uncle Dan. Hi, Mrs. March.“
    „Hey, Jonah!“ erwiderte Dan. „Seid ihr gerade erst gekommen?“
    „Mhm.“
    Dan blickte hinter ihn, doch Kat oder Bill waren nirgendwo zu sehen. „Mit wem bist du denn da?“
    „Mit Ryan.“ Er deutete mit dem Kopf auf einen blonden Jungen, der etwas abseits wartete. „Meinem besten Freund.“
    Dan lächelte. „Na, dann amüsiert euch mal.“
    „Keine Sorge“, gab Jonah zurück. Die beiden gingen aufs Eis und drehten ihre Runden. Als sie einmal bei Livvy vorbeikamen, die gerade wieder hingeschlittert war, half Jonah ihr auf.
    „Das ist aber nett von ihm“, meinte Glynnis. „Die meisten Jungs in seinem Alter wollen mit Kleinkindern überhaupt nichts zu tun haben.“
    „Ja, Kat und Bill haben ihn gut erzogen.“ Dan drehte ihr den Kopf zu. „Sie haben übrigens auch sehr wohlgeratene Kinder.“
    „Danke. Ich habe Glück gehabt.“
    „Ich glaube nicht, dass das unbedingt was mit Glück zu tun hat. Ein Kind zu erziehen ist ganz schön schwer.“ Sobald er das gesagt hatte, wünschte er, er hätte sich anders ausgedrückt. Hoffentlich stellte Glynnis jetzt keine Fragen.
    Denn so, wie er gerade drauf war, würde er ihr die ganze Geschichte mit Mona sogar noch erzählen. Und er wollte unter keinen Umständen, dass Glynnis Mitleid mit ihm hatte. Es reichten ihm schon seine Familie und seine früheren Kollegen.

    „Schwerer, als ich es mir je vorgestellt hätte. Besonders, wenn man allein erziehend ist.“
    Ja, er wusste genau, wie das war. Es war verdammt hart. Die Jahre, nachdem Cindy ihn und seine Tochter sitzen gelassen hatte, waren schlimm gewesen. Das war einer der Gründe, weswegen er Glynnis bewunderte. Sie hatte eine Menge Schwierigkeiten gemeistert und schien sich nicht zu bemitleiden.
    „Aber es lohnt sich“, fuhr sie fort. „Ich liebe meine Kinder mehr als mein Leben.“ Verlegen lachte sie. „Hört sich komisch an, oder?“
    „Nein, finde ich überhaupt nicht.“
    Am liebsten hätte er ihr jetzt sein Herz ausgeschüttet. Die Versuchung, Glynnis von Mona zu erzählen, war riesengroß. Wenn jemand seine Gefühle von damals würde nachvollziehen können, dann Glynnis. Ohne zu zögern hätte er auf der Stelle mit Mona getauscht. Sie leiden zu sehen war das Schrecklichste gewesen, was er jemals mitmachen musste. Er hasste sich für seine Hilflosigkeit. Nichts, rein gar nichts hatte er gegen die tödliche Krankheit seiner Tochter unternehmen können.
    Besonders die letzten vier Wochen waren schlimm gewesen. Er konnte seine Wut kaum bezähmen, dass ein Kind das durchmachen musste, was Mona durchlitt.
    Doch er verbarg seine Wut, um Mona nicht noch mehr zu belasten, sondern überschüttete sie mit all der Liebe, die er für sie empfand.
    Nach ihrem Tod verschwand die Wut, zurück blieb nur Betäubung. Tagelang wanderte er durch die Straßen, aß nichts, schlief nicht, konnte sich auf nichts konzentrieren. Manchmal fand er sich irgendwo wieder und wusste nicht mehr, wie er dorthin gekommen war.
    Mona war tot, das war das Einzige, was er wusste. Er

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