Bei dir kann ich nicht Nein sagen (Bianca) (German Edition)
meinte, nein. Aber schau mal da rüber.“ Sie deutete nach Nordwesten. Da türmten sich dunkle Wolken in bedrohlichen Spiralen auf. „Kann gut sein, dass das richtig übel wird.“
„Mist! Gibt es hier einen Schutzraum und ein Radio für Wetterwarnungen? Das kann jetzt schnell gehen.“
„Einen Keller nicht, ein Radio schon.“ Normalerweise ließ sich Jake nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Wie er jetzt den Himmel musterte, machte CiCi Angst.
„Ich glaube, wir sollten besser alle ins Haupthaus rufen. Ich gebe Alarm.“
Bevor CiCi ein Wort sagen konnte, war Jake schon verschwunden. Die Jugendlichen wussten, dass sie beim Ertönen des Gongs sofort zum Hauptgebäude kommen sollten.
Das Wetter in Texas war immer unvorhersehbar. An der Küste musste man mit Hurrikanen, Tropenstürmen und Dürre fertigwerden. Im Norden von Texas waren Eisstürme und Blizzards keine Seltenheit. Im Westen dagegen konnten Monate ohne einen Tropfen Regen vergehen, bis die Ausläufer eines pazifischen Hurrikans ohne Vorwarnung Sturzfluten verursachten. Und unglücklicherweise bekam das Hill Country meistens von allem etwas ab.
Als der letzte Bewohner des Camps es ins Haupthaus geschafft hatte, sorgte der Donnergott bereits für Spezialeffekte, die dem Feuerwerk zum Nationalfeiertag in nichts nachstanden. Es schüttete wie aus Kübeln.
„Befinden wir uns hier über dem Überschwemmungsbereich?“, fragte Jake bei einem Blick aus dem Fenster.
„Ja. So hoch ist das Wasser bisher noch nie gestiegen. Also sollten wir hier sicher sein“, sagte CiCi. „Allerdings weiß ich nicht, wie es mit dem Rest des Grundstücks aussieht. Nach dem letzten schlimmen Sturm mussten wir die gesamten Sportanlagen neu aufbauen.“
Die Nachrichten im Radio waren nicht sehr ermutigend. Die Sturmfront hing mitten über Texas. Das Unwetter würde vermutlich noch an die drei oder vier Stunden andauern. Mindestens dreißig Zentimeter Regen wurde erwartet. Das bedeutete auf jeden Fall Hochwasser.
„Wenigstens sind wir hier in Sicherheit. Ob unsere Nerven das aushalten, ist natürlich eine andere Frage“, scherzte Jake und meinte damit den Lärm, den vierzig Teenager auf engem Raum erzeugten. Die Köchin hatte für Snacks gesorgt, und die Betreuer versuchten, alle mit Spielen abzulenken. Aber das funktionierte nicht.
Drei Stunden später nieselte es nur noch, und der Sturmwind hatte sich gelegt.
„Ich glaube, wir können unsere Gefangenen freilassen.“ Jake stand am Fenster und beobachtete den abflauenden Sturm. Seine Nähe ließ CiCi einen Schauer den Rücken hinunterlaufen.
„Vorher würde ich gerne mit dir die Anlage begutachten.“ Wenn es um die Sicherheit ihrer Schützlinge ging, wollte sie kein Risiko eingehen. „Wenn der Wasserpegel im Fluss steigt, suchen die Schlangen höher gelegenes Gelände auf.“
„Was hast du vor, wenn wir eine finden?“
„Das sehen wir dann.“ Das war ihre Umschreibung für: „Ich habe keine Ahnung.“
„Greg, sorge dafür, dass die Kids und Sugar Plum im Haus bleiben, bis wir zurück sind.“
„Alles klar, Boss“, antwortete der Betreuer.
„Komm schon, Großer“, forderte sie Jake auf. Obwohl er nicht sehr begeistert war, folgte er ihr nach draußen.
Gemeinsam sahen sie sich auf dem Gelände um. Die Blockhütten hatten den Sturm überstanden. Obwohl einige Äste herabgefallen waren und das Wasser in Bächen über den Rasen strömte, war insgesamt kaum Schaden entstanden.
Jake blickte um sich, als ob er damit rechnete, dass jederzeit ein Monster über ihn herfallen würde. „Schlangen sehe ich keine. Was sollen wir jetzt machen?“
Der große, starke Footballstar hatte Angst vor Schlangen? Wer hätte das gedacht! „Sag jetzt bloß nicht, dass du Angst vor ein paar Nattern hast.“
„Allerdings“, gab er zu.
Immerhin war er ehrlich. Aber sie musste sich jetzt um ihren Job kümmern. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte Gregs Nummer.
„Du kannst sie rauslassen. Aber die Kids sollen in der Nähe vom Haupthaus bleiben. Stell bitte außerdem einen Aufräumtrupp zusammen.“
„Bin schon dabei“, sagte Greg und beendete den Anruf.
„Greg setzt drüben alles in Bewegung. Also können wir jetzt zum Fluss runtergehen und nachsehen, wie schlimm es da ist.“
Schon bald entdeckten sie, dass das Camp zwar verschont geblieben war, der Fluss jedoch ganz anders aussah. Umgestürzte Bäume und Treibgut von zerstörten Gebäuden trieben in der schnellen Strömung zum Golf von Mexiko.
„Da
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