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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Anke. »Ich habe überhaupt nicht geschlafen. Ich war von dem blöden Champagner und diesen ganzen Themen und Problemen so knallwach, dass ich den Rest der Nacht am Fenster gesessen, die Schiffe angeguckt und nachgedacht habe.«
    »Und?« Katja faltete schon mal die Serviette auseinander. »Was war das Ergebnis?«
    »Mir ist da eine Idee gekommen, was wir drei zusammen machen könnten. Je länger ich mich damit beschäftige, desto zwingender erscheint sie mir. Ich hol mir jetzt was vom Büffet und dann erzähl ich es euch.«
    Übertrieben vorsichtig stand sie auf, Katja hielt sich trotzdem die Serviette vors Gesicht. Erst als Anke weg war, sagte sie: »Wie geht’s dir denn?«
    |277| »Okay«, antwortete Doris. »Das war die eigenartigste Geburtstagsnacht, die ich je erlebt habe. Aber alles war gut, es hatte irgendetwas   … Aufbruchartiges. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber ich habe so ein neues Gefühl.« Unsicher wartete sie auf Katjas Antwort, die dann ungewohnt ernst klang.
    »Du musstest ja ganz schön einstecken. Aber das hast du gut gemacht. Bleib dabei, alten Geschichten sollte man nicht mehr Bedeutung zugestehen, als sie haben. Sie lassen sich sowieso nicht mehr ändern. Und   … ach du Schande, da kommt deine Mutter.«
    Margret Goldstein stand schon am Tisch und nickte Katja kurz zu. »Guten Morgen. Sie sehen müde aus. Da sieht man mal, dass auch aus Fernsehköniginnen ganz normale Frauen werden, wenn keine Maskenbildnerin in der Nähe ist.«
    Doris öffnete ärgerlich den Mund, Katja winkte ab und beugte sich vor. »Geht es Ihnen auch so, Frau Goldstein? Meine Mutter regt sich immer wahnsinnig auf, wenn irgendwo mein Alter steht. Weil es doch für sie peinlich ist, dass sie so ein altes Kind hat. Falls jemand mal nachrechnet. Soll ich Ihnen etwas Schonkost vom Büffet mitbringen?«
    Margret presste die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und sah Katja auf ihrem Weg zum Büffet wütend hinterher. »Ich konnte sie als junges Mädchen schon nicht leiden. Sie war immer so arrogant. Geschiedene Eltern und bildet sich wer weiß was ein. Ich finde es nicht gut, dass Torsten sie eingeladen hat. Isst du nichts?«
    An dieser Stelle hoffte Doris, dass Ankes Grobmotorik noch lange genug anhalten würde, um das Rührei über Margret Goldstein zu verteilen.
     
    |278| Ihre naive Hoffnung erfüllte sich aber nicht. Ohne Zwischenfälle und Karambolagen stellte Anke ihren vollen Teller auf den Tisch, begrüßte Margret und fing an, ein Brötchen aufzuschneiden.
    »Und Sie wollten nicht ab Lüneburg mit dem Bus fahren?«, fragte sie freundlich. »Oder warum sind Sie schon früher gekommen?«
    »Ich wollte meiner Tochter gratulieren. Allein«, antwortete Margret immer noch schnippisch. »Leider war sie ja aushäusig. Das Geschenk bekommst du übrigens heute Nachmittag«, wandte sie sich an Doris. »Das bringt Torsten mit. Ich gehe mir etwas zu essen holen. Kommst du mit?«
    »Gleich, Mama.« Doris amüsierte sich immer noch über die »Schonkost«. »Geh schon mal. Ich frühstücke sowieso nicht viel.«
    »Das ist ungesund«, erwiderte Margret beim Aufstehen. »Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann. Wenn man sich daran hält, hat man auch keine Figurprobleme. Du haust dir ja abends immer den Bauch voll, weil du den ganzen Tag über nichts isst.«
    Sie rauschte ab und Doris sah ihr mit frostigem Blick nach. »Manchmal könnte ich sie erschlagen.«
    »Reg dich nicht auf.« Anke türmte Salamischeiben auf ihr Brötchen. »Sie meint es bestimmt gut.«
    Katja kehrte zurück und stellte einen Teller mit Obst und Müsli auf ihren Platz. »Habe ich etwas verpasst?« Sie setzte sich und legte die Serviette auf den Schoß. »Anke hat nämlich gesagt, sie habe ein tolles Projekt.«
    Die kaute in Ruhe weiter, dann schluckte sie und sah beide ernsthaft an. »Wir hatten doch ein aufschlussreiches Wochenende, oder?«
    |279| Weder von Doris noch von Katja kam eine Antwort.
    »Wir haben uns ja nun eine ganze Menge Geschichten aus unseren Leben erzählt, Geheimnisse und Tabus gebeichtet, uns gegenseitig angespornt und über Gott und die Welt geredet.«
    »Ja, und?« Katja wurde ungeduldig. »Wir waren dabei. Komm doch mal zum Punkt.«
    Anke führte ihr Brötchen zum Mund. Bevor sie aber hineinbiss, fragte sie: »Glaubt ihr nicht auch, dass ganz viele Frauen in unserem Alter sehr ähnliche Geschichten erleben, aber nicht die Chance bekommen, darüber so zu reden wie wir? Und dabei ganz viel

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