Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
während Katja ihr dunkelgrünes Cabriolet wendete und mit einem Hupkonzert aus der Einfahrt fuhr. Sie ließ die Hand sinken und wartete, bis der Wagen nicht mehr zu sehen war, dann betrat sie das Haus.
Im Flur ließ sie den Koffer stehen und ging in die Küche. Ein Rosenstrauß stand auf dem Tisch. Ein Zettel lehnte an der Vase:
»Ich habe heute Nachmittag frei genommen, bin gegen 13 Uhr zu Hause. Küsse, T.«
Sie lächelte und blätterte die Post durch. Lauter Glückwünsche zum fünfzigsten Geburtstag, eine Karte schlimmer als die andere. Die Siegerkarte war eindeutig ein Glückwunsch auf Blümchendekor, umrankt von goldenen Blättern, die in einer Fünfzig endeten, mit den besten Wünschen ihres Sanitätshauses. Doris legte die scheußlichsten Karten zur Seite. Katja würde ihren Spaß daran haben.
Sie hatten noch eine ganze Weile in der Hotelbar gesessen. Keine hatte Lust, diesen letzten Abend zu beenden. Erst spät in der Nacht hatten sie sich getrennt. Anke musste um neun im Verlag sein. Sie hatten verabredet, um halb acht abzureisen, also blieben ihnen noch fast vier Stunden Schlaf.
Katja würde erst Anke zur Arbeit und anschließend Doris nach Hause fahren. Wenigstens konnten sie gemeinsam |316| reisen, was das Wochenende noch ein wenig verlängerte. Während Katja lauthals indiskrete Geschichten von verschiedenen Fernsehprominenten erzählte und Anke mit entsprechenden Informationen über Autoren, die sie auf Messen kennengelernt hatte, konterte, lehnte Doris ihren Kopf mit geschlossenen Augen an die Kopfstütze.
»Goldstein, bist du eingeschlafen oder hast du Altersdepressionen?«
Katjas Rückspiegel war so eingestellt, dass sie Doris im Blick hatte. »Du siehst aus, als würdest du gleich heulen.«
Doris schlug die Augen auf und sah, dass Anke sich zu ihr umgedreht hatte.
»Ich habe gerade gedacht, dass ich nicht möchte, dass wir uns wieder nur sporadisch sehen. Nach diesem Wochenende.«
»Sag mal, bist du verrückt?« Anke tippte sich an die Stirn und drehte sich wieder zurück. »Da redet man stundenlang über ein Buchprojekt, ich gehe schon in die Planung, selbst Severin hat mal gute Ideen, und du erzählst was von sporadischen Treffen. Ich will das Ding bis zum Jahresende durchziehen, das habe ich doch gestern, vielmehr heute Morgen in der Bar gesagt. Ich brauche die Kohle. Und ihr die Arbeit. Das wird richtig Stress, ihr Lieben, das ist nicht mit einer halben Stunde mal ab und zu getan. Ich treibe euch dahin, ich bin wild entschlossen. Und ihr lasst mich nicht hängen, dafür sorge ich. Das erste Treffen ist Mittwochabend, bis dahin habe ich ein Konzept. Ihr könnt überlegen, bei wem und wann.«
»Bei Doris.« Katjas Antwort kam umgehend. »Halb acht zum Essen. Ich möchte Fisch. Und für Anke kannst du ja ein halbes Schwein grillen. Mit Kartoffeln.«
|317| »Und Rotkohl.« Anke drehte sich wieder um. »Und während Torsten die Küche aufräumt, fangen wir drei an zu arbeiten. Von wegen sporadisch. Du bist wohl nicht bei Trost.«
Doris lächelte und schloss wieder die Augen. Dieses Mal voller Zuversicht.
|318| Buchpremiere An Der Ostsee
(asc) Vor ausverkauftem Haus fand am gestrigen Freitag in der »Weidenklause« eine Buchpremiere der besonderen Art statt. Drei Autorinnen, die sich seit ihrer Schulzeit kennen und schon damals Erfahrungen mit einer Schülerzeitung gemacht haben, stellten ihren ersten gemeinsamen Roman vor.
›Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt‹ erzählt genau das, was der Titel ahnen lässt. Es geht um Frauen in der Mitte ihres Lebens, um Freundschaften, ums Älterwerden, um Hormone, Kinder, Geheimnisse und Liebe. Anke Kerner, Doris Goldstein-Wagner und die aus Funk und Fernsehen bekannte Katja Severin unterhielten die Gäste, in der Mehrheit natürlich Frauen, intelligent und gleichzeitig amüsant. Es wurde nicht nur gelesen, es wurde auch erzählt, gelästert, gelacht und auf viele Fragen geantwortet. Angst vor dem fünfzigsten Geburtstag hat keine der Autorinnen, das spürten die anwesenden Frauen deutlich. Es bleibt zu hoffen, dass dieses erste gemeinsame Buch nur der Anfang einer schriftstellerischen Karriere zu dritt war. Themen haben KGS (Kerner/ Goldstein/Severin) genug.
|319| D ANKE
Kein Mensch kann ein Buch allein machen, zum Glück hatte ich auch dieses Mal wieder viele gute Geister.
Bedanken möchte ich mich bei:
Silvia Schmid, Bianca Dombrowa und Konstanze Renner aus dem Lektorat, die sich immer Zeit zum Telefonieren nehmen und trotzdem
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