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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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    Zack, verpasste er mir einen zweiten Schlag. Ich ging zu Boden und bekam noch mit, wie sie meine Taschen ausräumten. Geldbörse, Kleingeld, den Kuli, den ich im Schreibwarengeschäft am Konrad-Adenauer-Platz gekauft hatte. Mein letzter Gedanke war, dass ihnen die Kreditkarte, die sie fänden, nicht viel nützen würde, denn sie war seit einem halben Jahr gesperrt.
    Als ich am Boden lag und sie von mir abgelassen hatten, hörte ich hässliche Geräusche. Glas splitterte. Luft entwich aus Reifen, etwas knirschte. Die Scheinwerfer blendeten mich, sodass ich die Augen schließen musste, und dann kam zu dem Knirschen, Kreischen und Splittern auch noch Benzingestank. Eine mörderische Hitze zwang mich, doch endlich die Augen aufzuschlagen.
    Keine Scheinwerfer mehr, dafür eine riesige, flackernde Fackel. Gelbes Feuer, zuckende Schatten. Piet und der andere waren mitsamt ihrem Wagen verschwunden. Ich war mit dem gewaltigen fauchenden Feuer allein.
    Und dann begriff ich endlich, was Piet da angesteckt hatte. Was da unter den mörderischen Flammen ächzte und nach verschmortem Plastik stank.
    Das, was da gerade verbrannte, war mein Auto. Mein alter Golf.

Kley-Knöter
    Es war wie ein Film, der immer wieder von vorn begann.
    Unerbittlich. Immer und immer wieder explodierte die gelbrote Fackel, immer und immer wieder sah ich Piets Schatten näher kommen, und immer und immer wieder fiel ich auf den dreckigen harten Parkplatzboden.
    Manchmal sah ich auch Theresa, die sich über mich beugte und ein erschrockenes Gesicht machte, und ich hörte sie sprechen, aber was sie sagte, erreichte mich nur in einzelnen Fetzen.
    »… liegen bleiben… Feuerlöscher…«
    Doch das Feuer brannte weiter, mein Gesicht glühte, und ich bekam keine Luft. Ich versuchte mich aufzurichten, und da lag ich nicht mehr auf dem Parkplatz, sondern im Bett in Theresas Gästezimmer. Meine Augenlider fühlten sich dick an, und als ich durch die Nase Luft holen wollte, hatte ich das Gefühl, jemand habe sie mir mit einer Wäscheklammer abgeklemmt. Als ich endlich etwas erkennen konnte, sickerte graues Tageslicht durchs Fenster.
    Ich lag tatsächlich im Bett in Theresas Haus, und es gelang mir sogar, auf die Armbanduhr zu sehen. Sie zeigte zwanzig nach fünf.
    Ich verfiel in einen Dämmerzustand. Schlaf genug, um die Traumbilder in meinem Kopf wieder aufsteigen zu lassen, aber dann doch wieder Schlaf zu wenig, um nicht mitzukriegen, dass irgendwann draußen ein gewaltiger Lärm losging. Jemand startete einen tief brummenden Motor, der sich jedoch bald entfernte. Ich sah wieder auf die Uhr: Inzwischen war es halb neun. Der Lärm kam zurück, ganz langsam, und ich hielt es im Bett nicht mehr aus. Ich wuchtete die Beine hinaus, stand auf und ging zum Fenster.
    Der Blick ging auf die Straße hinunter, und ich konnte ein Stück weit in Richtung des Wanderparkplatzes schauen. Fast am Haus parkte eine kleine rote Kiste, die ich als R4 identifizierte - das Fahrzeug, das Theresa ausgeliehen hatte und mit dem sie gestern unterwegs gewesen war. Dahinter kam langsam der große rote Unimog angefahren, mit dem sie mich aus dem Krankenhaus abgeholt hatte. Am Steuer erkannte ich Andreas Lindner. Er schleppte ein anderes Fahrzeug ab - oder vielmehr die Reste eines Autos. Es war das schwarzbräunliche Skelett meines Golfs. Ein unerträglicher Anblick. Ich verließ das Fenster und setzte mich aufs Bett.
    Als ich mich eine Weile ausgeruht hatte, ging ich ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Piet hatte ganze Arbeit geleistet. Henry Maske hatte nach seinem letzten Kampf frischer ausgesehen.
    Ich befühlte vorsichtig die hässlichen Schwellungen. Die linke Wange war so groß, als hätte ich wie ein Hamster mein Mittagessen darin versteckt. Unter dem Auge am oberen Wangenknochen blühte eine bläuliche Verfärbung. Wenn ich keine Miene verzog, spürte ich kaum etwas. Sobald ich den Finger auf die verletzten Stellen legte, durchzuckte mich der Schmerz. Ich biss die Zähne zusammen und duschte. Dann suchte ich mir aus meiner Tasche frische Wäsche zusammen. Leider hatte ich keine zweite Hose dabei. So musste ich meine Jeans weiter tragen, die deutlich nach Rauch müffelte.
    Ich fand Theresa in der Küche, wo sie gerade Kaffee kochte.
    »Remi, haben wir dich geweckt? Tut mir Leid. Ich habe gedacht, dass du noch eine Weile schläfst.«
    »Ist schon okay«, sagte ich. »Guck bitte nicht so besorgt. Es geht mir besser, als ich aussehe.« Ich setzte mich an den Tisch. Auch das

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